Klub-WM:Mourinhos Schatten liegt über Madrid

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Luka Modric und seine Kollegen feiern den Titel bei der Klub-Weltmeisterschaft in den Emiraten. (Foto: AP)
  • Real Madrid gewinnt erneut die Klub-WM und ist damit offiziell beste Vereinsmannschaft der Welt.
  • Der aktuelle Trainer Santiago Solari könnte trotzdem seinen Job verlieren, wenn José Mourinho als Coach zurückkehrt.
  • Die Frage ist, ob die Mannschaft das überhaupt wollen würde.

Von Javier Cáceres

Am Ende eines turbulenten Jahres sah für Real Madrid wieder alles so aus wie immer in den vergangenen Jahren: Am Samstagabend stemmte Kapitän Sergio Ramos wieder den Weltpokal in die Höhe, diesmal in Abu Dhabi nach einem 4:1-Finalsieg gegen den SCC Al Ain aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der so ungefährdet war, wie vorab vermutet worden war.

Zum dritten Mal in Serie nahmen die Madrilenen diesen Pokal mit nach Hause; sie feierten ein Triple, das in der Historie des Fußballs bislang ohne Beispiel war. Damit rundeten sie ein Jahr ab, das ein weiteres Triple für sie bereitgehalten hatte. In Kiew hatte Real Madrid gegen den FC Liverpool zum dritten Mal nacheinander die Champions-League-Trophäe gewonnen, die internationalen Titel seit 2014 summieren sich nun auf elf.

"Dieser Klub hat in dieser Periode Geschichte geschrieben, und es wird schwierig werden, dass jemand dies egalisiert", sagte Trainer Santiago Solari, der nachgerade sinnbildlich für die Schwierigkeiten steht, die der Fußballwelt-Hegemon zu bewältigen hatte. Solari hatte erst im Oktober das Traineramt von dem dramatisch gescheiterten Julen Lopetegui übernommen, der wiederum Zinédine Zidane beerbt hatte. "Diese Heldentat ist ein Werk des Klubs und dieser Gruppe sowie anderer Trainer, die vor mir da waren", erklärte Solari, um dann zu präzisieren: "Es ist ein Verdienst Zidanes."

Tatsächlich war die Qualifikation für die Klub-WM - durch den Champions-League-Sieg erlangt - weitaus schwieriger als der Finalsieg gegen die unterwürfige arabische Mannschaft. Ein zauberhafter Treffer von Luka Modric (14.) ebnete den Weg, Marcos Llorente (60.), Sergio Ramos (79.) sorgten zusammen mit Yahia Nader (Eigentor, 90. +1) für die weiteren Tore der Madrilenen. Dass Tsukasa Shiotani noch einen Treffer für Al Ain erzielen durfte (86.), fiel nicht weiter ins Gewicht. Das Team aus den Emiraten hatte ohnehin nur deshalb einen Platz im Endspiel erreicht, weil Südamerika-Vertreter CA River Plate aus Buenos Aires nach dem Sieg gegen den Stadtrivalen Boca Juniors im Finale des Copa-Libertadores-Endspiels emotional komplett ausgelaugt war.

Solari war der Gegner freilich egal. In Südamerika hat der Begriff Weltpokal von jeher einen anderen, weit pompöseren Klang als in Europa; und Solari ist Argentinier. "Ich habe den Spielern vor dem Spiel gesagt, dass ich diesen Pokal besonders mag", versicherte Solari. Feiern wolle man aber nur, bis der nächste "Zyklus an Kritiken" beginne, also: bis zur Rückkehr nach Madrid, wie Solari selbst scherzte.

Denn die Trophäe kann nicht überdecken, dass Real trotz dieser fruchtbaren Epoche in permanenter Instabilität lebt. Der Klub hatte im Sommer nicht nur den Abschied Zidanes, sondern auch den Weggang von Torjäger Cristiano Ronaldo zu verdauen; wie schwer das fällt, erkennt man in der Liga. Dort hinkt Real Madrid (bei einem Spiel Rückstand) acht Punkte hinter Spitzenreiter FC Barcelona hinterher. Und auch in Reals Fetischwettbewerb Champions League lief nicht alles rund. Real Madrid qualifizierte sich zwar als Gruppensieger für das Achtelfinale. Unterwegs musste der Titelverteidiger allerdings zwei eher peinliche Niederlagen gegen ZSKA Moskau hinnehmen.

Dessen eingedenk war der Sieg im Weltpokalfinale vor allem für Solari die Erledigung einer Pflicht - zumindest dann, wenn er seinen Job behalten will. Über dem Berbabéu liegt längst der Schatten des soeben bei Manchester United gefeuerten José Mourinho. Der Portugiese, der von 2011 bis 2013 Real-Trainer war, gilt immer noch als Wunschkandidat von Präsident Florentino Pérez. Die Mannschaft reagierte in Abu Dhabi auf Fragen nach Mourinho nicht nur mit einem weiteren Pokal, sondern auch gereizt: "Wir gewinnen alles, und ihr redet seit fünf Jahren immer noch über Mourinho", sagte Kapitän Ramos am Vorabend des 26. internationalen Titels der Real-Geschichte.

© SZ vom 24.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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