Real-Legende Manuel Sanchís:"Gewinnen, gewinnen oder gewinnen"

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Manuel "Manolo" Sanchís verkörpert Real Madrid wie kein anderer. Vor dem Spiel gegen den FC Bayern spricht der 46-Jährige im SZ-Interview über Reals Chancen in München, die Qualität von Mesut Özil, Sami Khedira und Hamit Altintop - und seine Wertschätzung für den ehemaligen Trainer und heutigen Bayern-Coach Jupp Heynckes.

Felix Rother

Kurz vor dem Halbfinal-Hinspiel der Champions-League zwischen dem FC Bayern und Real Madrid hat Manuel Sanchís über seine eigenen Erfahrungen mit der königlichen Elf gesprochen. Der einstige Kapitän Real Madrids verkörpert den Verein, er ist Real Madrid.

Gemeinsam erfolgreich bei Real Madrid: Trainer Jupp Heynckes und Kapitän Manuel Sanchís. (Foto: dpa)

Im Jahr 1967 gewann sein Vater noch den Europapokal. Nur 16 Jahre später debütierte sein Sohn Sanchís jr. im Bernabéu-Stadion und schoss prompt eines von zwei Saisontoren. Wettbewerbsübergreifend bestritt er insgesamt 708 Pflichtspiele für die sogenannten Merengues und ist damit hinter dem mittlerweile für den Schalke 04 spielenden Raùl Rekordspieler.

Auch heute noch werde er auf den Straßen als "Manolo" gegrüßt, erzählt der 46-jährige Spanier im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Dienstags-Ausgabe). Kein Wunder, bei zwei Chamions-League-Titeln, acht Meisterschaften, zwei spanischen Pokalen, zwei Uefa-Cups, einem Weltpokal, fünf spanischen Supercups, einem Ligapokal und einigen weiteren Ehrungen. Vielleicht komme er sogar irgendwann zum Klub zurück, "wer weiß". Manche sagen bereits, er wäre der nächste Real-Präsident.

Vorerst fiebert er aber als selbstständiger Sportmarketingexperte mit seinem einstigen Klub mit. In Gedanken ist er dabei schon gar nicht mehr bei den Bayern. Angst vor den Bayern? Fehlanzeige! "Es herrscht hier ein klares Bewusstsein darüber, dass der Gegner, den man wirklich besiegen muss, um einen Titel zu holen, ein anderer ist: Barça.", antwortet Sanchís.

Dennoch dürfe man die Bayern mit ihrem Kader und der Zusatzmotivation eines Finales im eigenen Stadion nicht unterschätzen. Bei den Spaniern steht eine Niederlage allerdings grundsätzlich nicht zu Debatte. Egal welcher Gegner. Sanchís wurde bereits in Jugendjahren mit Feuer eingebrannt: "Du hast zu gewinnen, zu gewinnen oder zu gewinnen. Unentschieden ist Scheitern, Niederlagen gibt es nicht."

Das ist eines des grundlegenden Konzepte des Vereins. An Selbstvertrauen mangele es Real derzeit sowieso nicht. Schließlich sei es - den gesamten Kader betrachtet - der beste Kader der Klubgeschichte.

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Die beiden ehemaligen Bundesligaspieler Hamit Altintop und Nuri Sahin seien dabei bisher weniger in Erscheinung getreten. Altintop, weil er kaum eingewechselt wurde, Sahin wegen seiner halbjährigen Verletzungspause. "Er war der beste Spieler der Bundesliga, alle hatten erhofft, dass er mit seiner Qualität die ideale Ergänzung oder gar ein Alter Ego für Xabi Alonso sein würde.", sagt Sanchís über den ehemaligen Dortmunder.

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Trotz seiner beiden Knieverletzungen habe Sahin aber immer noch gute Chancen bei den Königlichen zu glänzen. "Sahin ist kein Sprinter, aber er kann das Spiel in Kombination mit seinen Mitspielern erheblich beschleunigen. Sein Kurzpass-Spiel ist sehr agil, er hat einen guten langen Pass. Ich sehe nicht, warum er nicht noch einschlagen sollte."

Khedira hingegen finde sich in der Luxuslage wieder, Vertrauen von Trainer José Mourinho zu genießen wie kaum ein anderer. "Khedira ist kräftig, auf Balleroberung aus, nach hinten gerichtet.", sagt Sanchís. Er sei nur deshalb weniger populär als ein Özil, weil der wiederum von Eleganz gekennzeichnet und stets nach vorn spiele. Er sei eben der Star, Khedira der Arbeiter.

Besonderen Respekt habe "Manolo" aber vor seinem ehemaligen Trainer und jetzigen Bayern-Coach Jupp Heynckes. Mit ihm hatte Sanchís damals einen seiner größten Erfolge gefeiert. Einen Erfolg, der dringend gebraucht wurde.

Sein Trainer habe mit dem Amtsantritt in der spanischen Hauptstadt die "größte Dringlichkeit in der Geschichte des Vereins" geerbt. "Mit dem Champions-League-Sieg stellte er eine Uhr auf null, die 32 Jahre lang tickte. 32 Jahre! Das muss man als Coach mal managen!", mahnt Sanchís.

Mit Heynckes nutzte er die Chance, die es nur einmal gegeben habe. Der Sieg des prestigeträchtigsten Mannschaftswettbewerbes in Europa: der Champions-League. Einer solchen Aufgabe sieht sich der Bayern-Trainer heute wieder gegenüber. Der letzte Champions-League-Titel ist diesmal zwar keine 32, sondern elf Jahre her; die Chance, das Finale im eigenen Stadion für sich entscheiden zu können, wird aber so schnell nicht wieder kommen.

Sanchís macht Heynckes trotz der Klasse der Madrilenen Hoffnung: auch wenn Real Rekorde am Fließband produziert (zuletzt 107 erzielte Tore in einer Saison), seien sie verwundbar. Warum? "Weil es trotz allem immer noch Fußball ist."

Das komplette Interview von SZ-Reporter Javier Cáceres mit Sanchís lesen Sie in der heutigen Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung oder auf der App Ihres iPads.

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