Real gegen Bayern in der Champions League:Das Seuchen-Puzzle des Carlo Ancelotti

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  • Wer kann beim FC Bayern überhaupt noch hinten in der Verteidigung spielen? Mats Hummels und Jérôme Boateng sind weiter angeschlagen - Trainer Ancellotti muss tüfteln.
  • Immerhin wird Stürmer Lewandowski wohl rechtzeitig fit fürs Rückspiel am Dienstag.
  • Doch auch Real Madrid fehlen wichtige Leute.

Von Jonas Beckenkamp

Zu den ungelösten Problemen des Fußballsports zählt bekanntlich, dass es immer noch kein Trainer geschafft hat, sich Spieler zu schnitzen. Joachim Löw hatte es einst mit Hammer und Feile versucht, aber letztlich musste sich auch der spätere Weltmeistercoach vorübergehend mit einem Außenverteidiger namens Marcel Schmelzer zufrieden geben. Außenverteidiger, so viel sei positiv vermerkt, gibt es beim FC Bayern genug, die Reise nach Madrid zum Rückspiel des Viertelfinals in der Champions League treten sogar vier gesunde Vertreter dieser Spezies an.

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Der Einsatz des Innenverteidigers im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid ist zumindest nicht ausgeschlossen. Robert Lewandowski scheint bereit zu sein, Gareth Bale ist nicht dabei.

Rafinha, Philipp Lahm, Juan Bernat und David Alaba zeichnen sich allesamt durch ein herausragendes Merkmal aus: Sie sind gesund, ja sogar einsatzfähig. Das Problem der Münchner ist: Das lässt sich bei weitem nicht über alle im Kader sagen. Zum absolut dämlichsten Zeitpunkt greift bei Ancelottis Team die Seuche um sich, weshalb wie schon beim 1:2 im Hinspiel Tüfteleien nötig sind. Weil keiner der oben genannten ein TÜV-geprüfter Innenverteidiger ist und weil Javi Martinez nach seiner gelb-roten Karte gesperrt fehlt, bleiben im Grunde nur Mats Hummels und Jérôme Boateng als Option.

Doch wie sich an diesem Wochenende herausstellte, zwickt's auch die beiden noch in den Beinen. Hummels kreiselte am Sonntag ein wenig über den Trainingsplatz, er kann nach Augenzeugenberichten immerhin laufen, verschwand aber nach handgestoppten 25 Minuten ( Bild-Zeitung) wieder in der Kabine. Ob er seine Sprunggelenkverletzung bis zum Treffen mit den Königlichen im Bernabéu auskuriert hat, ist fraglich.

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Bei Boateng scheinen Adduktorenprobleme, die ihn seit dem Hinspiel plagen, nur das eine Problem zu sein. Das andere ist, dass er nach seiner langen Verletzungspause im Winter derzeit insgesamt noch etwas schlapp herumschlurft. Der Muskelberg Boateng ist aktuell eher keiner, an dem sich die anderen aufrichten können. Sollten beide Nationalspieler nicht zeitig heile Knochen kriegen, würden sich zwei Varianten ergeben: Entweder Ancelotti behilft sich hinten drin mit dem Not-Riegel Alaba/Kimmich - oder er erfindet kurzerhand den Innenverteidiger Xabi Alonso, 35. Zuzutrauen wäre es dem Italiener, der bisher nicht als ausgesprochener Förderer Kimmichs, 22, aufgefallen ist und er zudem ja ein Faible für Erfahrung hat.

"Es wird schwierig, aber wir sind nach wie vor selbstbewusst und werden für das Spiel am Dienstag unser Bestes geben", kündigte Ancelotti nach dem 0:0 in Leverkusen an. Immerhin: Bei Robert Lewandowski sieht es nach seiner Schulterverletzung gut aus. Der schwerstens vermisste Pole trainierte an Ostern erstmals wieder mit den Teamkollegen. "Es geht mir gut. Ich bin sehr zufrieden, dass ich heute im Training dabei sein konnte. Alles ist okay", sagte er. Doch bevor jetzt aus Bayern-Sicht das Wort "Rumpftruppe" die Runde macht, sei an die Situation bei Real Madrid erinnert.

Die Spanier gehen zwar mit erheblichem Ergebnis-Vorteil ins Spiel, aber auch bei ihnen haben sich mittlerweile drei Promis im Lazarett eingefunden: Wie in München werden erneut die beiden Innenverteidiger Pepe und Raphaël Varane fehlen, dazu gesellte sich nach aktuellen Auskünften am Sonntag noch Flügelsauser Gareth Bale. Der Waliser, dessen Geschwindigkeit die Bayern bei Kontern durchaus zu fürchten hatten, klagt immer noch über "muskuläre Probleme" in der Wade - Einsatz gegen die Bayern ausgeschlossen. Schließlich steht für die Königlichen am kommenden Sonntag der Clásico gegen Barcelona an, in dem sich Real fast schon La Liga krallen kann.

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"Wir müssen uns Gedanken machen und gut erholen", hatte Trainer Zinedine Zidane nach dem 3:2 im Ligaspiel in Gijon am Samstag gesagt. Doch genau das - ausruhen, Kräfte sammeln, Wunden lecken - hatten die meisten seiner Stammkandidaten ja schon getan. Gegen den Abstiegskandidaten Gijon stand Cristiano Ronaldo nach seinen leichten Fußzwickereien beim Schlusspfiff des Hinspiels gegen die Bayern ebenso wie Karim Benzema gar nicht erst im Kader. Zudem saßen Toni Kroos und Luka Modric 90 Minuten nur auf der Ersatzbank. Überhaupt konnte sich Zidane den Luxus erlauben, alle bis auf seine Innenverteidiger Sergio Ramos und Nacho zu schonen - sogar Torwart Keylor Navas.

Wer anstelle von Bale auf der rechten Offensivseite Bayerns Außenverteidiger Alaba oder Bernat piesacken darf, wird Zidane noch abwägen. Gegen Gijon brillierte Mittelfeldwusler Isco mit zwei Toren ( eines davon per Playstation-Solo), in der Schlussphase von München hatte sich der Mallorquiner Marco Asensio mit feinster Technik und einer Vorlage zu Ronaldos 2:1 in den Vordergrund gespielt. Mateo Kovacic oder Lucas Vazquez ( der gegen Gijon mit einem Wutanfall auf der Bank auffiel), dürften eher nicht in Frage kommen. "Mit unserem Team", erklärte Zidane schließlich noch, "können wir jeder Mannschaft Schaden zufügen". Vor allem einer geschwächten wie dem FC Bayern.

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