Ausschreitungen überschatten Fortuna-Aufstieg:Trauriger Abend in Düsseldorf

Lesezeit: 2 min

Fußballfans beschießen den Rasen mit Feuerwerkskörpern, kurz vor dem Schlusspfiff stürmen Zuschauer den Platz: Durch ein 2:2 gegen Hertha BSC kehrt Zweitligist Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga zurück, die Partie wird jedoch von schlimmen Fankrawallen überschattet. Besonders bitter endet der Abend für die Berliner.

Eine Aufstiegsfeier wird es dann schon noch gegeben haben in Düsseldorf. Das 2:2 (1:1) im Rückspiel der Bundesliga-Relegation gegen Hertha BSC Berlin reichte der Fortuna schließlich zum Aufstieg aus der zweiten Liga. Ein Fußballfest sieht trotzdem anders aus, als das, was sich am Dienstagabend im Düsseldorfer Stadion abspielte. Denn am Ende stand der Krawall und das wilde Raketenabfeuern mehr im Vordergrund als die Geschehnisse auf dem Feld.

Weil Feuerwerkskörper auf dem Rasen landeten, musste Schiedsrichter Wolfgang Stark das Spiel zweimal unterbrechen. In der 59. Minute, kurz nach dem 2:1-Führungstreffer für die Fortuna, zum ersten Mal, als eine Rakete aus dem Hertha-Block aufs Feld flog. Kurz vor dem regulären Spielende zum zweiten Mal, nachdem Randalierer erneut Rauchbomben auf den Platz geschleudert hatten. Und endgültig vor dem Abbruch stand die Partie, als Fans den Platz stürmten.

Der Freudenabend der Fortuna war ein trauriger für den deutschen Fußball, Fortuna-Profi Jens Langeneke hatte deshalb auch zunächst Mühe, sich ausgelassen zu freuen. "Schon ein bisschen reserviert" sei seine Gefühlslage, sagte er in der ARD, "das sind keine schönen Sachen für den Fußball."

Das Spiel gab es trotzdem noch, auch wenn es in der Nachbetrachtung weniger interessieren muss als das Chaos auf den Tribünen. Die Partie war spannend, bis sie hinter Rauchschwaden verschwand. Berlins Trainer Otto Rehhagel hatte sein Team zum Rückspiel auf drei Positionen verändert, brachte André Mijatovic, Nikita Rukavytsya und Ronny, aber dieser Versuch eines frischen Winds war nach 25 Sekunden gleich hinfällig, als die umgestellte Defensive den Düsseldorfer Maximilian Beister nicht beim Anlaufnehmen störte und ihn aus 20 Metern den Ball in die Torecke schießen ließ. Jubel, Trubel. Die Stimmung in der mit 51.000 Zuschauern ausverkauften Arena hatte da noch etwas freundlich Südländisches.

Änis Ben-Hatira ließ in der 22. Minute das 1:1 für die Hertha folgen, was die Berliner Hoffnungen wieder keimen ließ. Für sie hatte das frühe 0:1 ja nichts an dem Umstand geändert, dass sie nach der 1:2-Hinspiel-Niederlage zwei Tore schießen mussten. Bis zur Pause vermochten sie die großen Torchancen aus ihrem überlegenen Spiel ebenso wenig zu nutzen wie die Düsseldorfer ihre Konter.

Stimmen zu Ausschreitungen im Relegationsspiel
:"Das war ein irreguläres Spiel"

Bestürzt reagieren die Verantwortlichen von Fortuna Düsseldorf auf die Fankrawalle während des Relegationsspiels im eigenen Stadion. Gegner Hertha BSC denkt über einen Protest nach - viel Lob bekommt indes Schiedsrichter Wolfgang Stark: Weil er es schaffte, die Situation zu deeskalieren.

Stimmen im Überblick

Die Berliner, die ab der 54. Minute nur noch zu zehnt spielten, weil Ben-Hatira mit gelb-roter Karte vom Feld musste, gerieten in der 59. Minute wieder in Rückstand, als Ranisav Jovanovic eine Flanke von Thomas Bröker zum 2:1 ins Berliner Tor köpfte. Dann begann das Feuerwerk auf den Rängen mit Raketen und Rauchbomben, die erste minutenlange Unterbrechung zerriss das Spiel.

Ist das Fußball oder ein Inferno? Spieler von Hertha BSC Berlin vor der Feuerwand im Düsseldorfer Stadion beim Relegationsspiel gegen die Fortuna. (Foto: Reuters)

Als Schiedsrichter Stark die Partie wieder angepfiffen hatte, sah man im Rauch, wie die Berliner weiter auf ihr zweites Tor spielten. Sie wirkten aber desillusioniert und vermochten dem Spiel trotz des 2:2 durch Raffael fünf Minuten vor Schluss keine Wende mehr zu geben.

Zum fünften Mal nach 1966, 1971, 1989 und 1995 steigt die Fortuna in die Bundesliga auf und wird vom kommenden August an die 23. Erstliga-Spielzeit ihrer Klubgeschichte absolvieren. Sogenannte Fahrstuhlmannschaften haben andere Vereine auch, die Berliner zum Beispiel, die zum sechsten Mal abgestiegen sind und ab August ihren sechsten Wiederaufstieg vorbereiten - doch das Außergewöhnliche am Weg der Fortuna ist, dass sie nach ihrem Bundesliga-Abstieg 1997 sogar bis in die vierte Liga hinuntergestürzt war und sich erst vor acht Jahren wieder aus der Oberliga Nordrhein befreit hat.

Binnen neun Jahren ist dem Traditionsklub die Rückkehr über die dritte (Aufstieg 2004) und die zweite Liga (Aufstieg 2009) in die Bundesliga gelungen. Aufstiegstrainer Norbert Meier, 53, trat seinen Posten im Januar 2008 an, als Düsseldorf noch drittklassig war.

Eine schöne Geschichte, die allerdings blass wirkt neben den Geschehnissen dieses viel zu feurigen Abends. Ob das Nachspiel auf Kosten der Fortuna gehen wird, war zunächst noch nicht klar. In der Nacht kündigte Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt bereits an, dass die Berliner am Mittwoch über einen Protest beraten.

© SZ/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: