Radsport:Die Tour geht weiter als "Zeichen der Freiheit"

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Die Tour geht auch nach den Anschlägen in Nizza weiter. (Foto: AP)

Nach dem Anschlag in Nizza verläuft die 13. Etappe der Tour de France still und leise - die Zuschauer machen den Fahrern Mut.

Von Johannes Aumüller, La Caverne du Pont-d’Arc

Es ist natürlich vieles anders gewesen als bei einer üblichen Etappe der Tour de France, die in den besuchten französischen Regionen immer auch ein Volksfest darstellen soll. Die Profis hielten vor dem Start eine Schweigeminute ab, die Werbekarawane, die für gewöhnlich laut lärmend und dröhnend das Publikum auf die nahenden Fahrer einstellt, absolvierte den Parcours diesmal still und leise. Und mancher Teilnehmer der Rundfahrt hat das 37,5 Kilometer lange Einzelzeitfahren zwischen Bourg-Saint-Andéol und La Caverne du Pont-d'Arc etwas "paralysiert" bestritten, wie etwa der deutsche Profi John Degenkolb mitteilte.

Die Tour ist weitergegangen nach den Terroranschlägen von Nizza, der Sport geht ja nahezu immer weiter. Am Freitagmorgen haben die Organisatoren und die zuständigen Behörden durchaus über eine Absage diskutiert, aber dann gemeinsam entschieden, dass das Rennen unter erhöhten Sicherheitsbedingungen wie geplant stattfinden soll.

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"Wir haben darüber diskutiert, ob wir ein Rennen fahren können oder nicht. Doch wir glauben, dass wir uns nicht dem Druck derer beugen dürfen, die unsere Art zu leben verändern wollen", sagte Tour-Direktor Christian Prudhomme: "Die Tour de France wird in Würde fortgesetzt."

Die Sicherheit spielte diesmal von Beginn an eine größere Rolle

Zwischendurch stand mal die Variante im Raum, dass vielleicht der eine oder andere Fahrer ob der Ereignisse aussteigt, aber am Ende gingen doch alle im Feld verbliebenen Sportler an den Start. Und nicht nur der deutsche Zeitfahr-Spezialist Tony Martin, der den angestrebten Etappensieg klar verpasste, war dann verblüfft ob seiner Eindrücke von der Strecke.

"Schon am Morgen beim Warmfahren standen die Massen an den Straßen und haben zugejubelt und mit lachenden Gesichtern zu meiner Werbekarawane gestanden", berichtete er: "Ich glaube, es ist wichtig, dass man das Zeichen setzt, dass man sich vom Terrorismus das Leben nicht diktieren lässt, es ist auch ein Zeichen der Freiheit."

Angesichts der terroristischen Attentate in Frankreich in den zurückliegenden Monaten spielte das Thema Sicherheit bei der diesjährigen Tour de France von Beginn an eine größere Rolle als sonst. Erstmals begleiten Mitglieder der französische Spezialeinheit GIGN das Rennen, dem Pendant zur deutschen GSG9. "Jeder weiß, dass die Tour de France in diesem Jahr in einem speziellen Rahmen stattfindet", sagte Innenminister Bernard Cazeneuve vor dem Start in der Normandie. Insgesamt sind rund 23 000 Polizisten im Einsatz.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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