Qualifikationsspiele:Ibrahimovic zerstört Österreichs WM-Hoffnungen

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Führt seine Elf in die Playoffs um die WM-Teilnahme: Zlatan Ibrahimovic (Foto: AFP)

Für Österreich ist der WM-Traum dahin: Gegen Schweden verliert die ÖFB-Elf unglücklich 1:2. Belgien schafft mit einem 2:1-Erfolg gegen Kroatien den Sprung nach Brasilien, zum ersten Mal seit zwölf Jahren. Auch die Schweizer qualifizieren sich vorzeitig. Kolumbien jubelt über ein irres Comeback.

Zlatan Ibrahimovic hat die Hoffnungen von Österreichs Fußball-Nationalmannschaft auf die Teilnahme an der Fußball-WM 2014 zerstört. Schwedens Stürmer traf in der 86. Minute zum 2:1 (0:1) gegen das Team um Bayern Münchens David Alaba. Gegen den Flachschuss des schwedischen Kapitäns ins lange Eck war Österreichs Keeper Robert Almer (Energie Cottbus) machtlos.

"Es ist ein fantastisches Gefühl, wir sind einen Schritt näher dran an der WM-Endrunde", sagte Ibrahimovic, "es ist magisch." Am Dienstag im unbedeutenden Spiel gegen Gruppensieger Deutschland kann der Angreifer von Paris St. Germain allerdings nur zuschauen, nach seiner zweiten gelben Karte ist er gesperrt.

Österreich liegt vor dem letzten Qualifikationsspiel sechs Punkte hinter den Skandinaviern. Im letzten Spiel der Gruppe C tritt Österreich am Dienstag gegen die Färöer an, Schweden trifft auf Deutschland. In Solna hatte Martin Harnik (29.) vom VfB Stuttgart die Österreicher in Führung gebracht, Martin Olson (56.) und Ibrahimovic drehten das Spiel. Österreichs Marko Arnautovic (90.) sah die Rote Karte.

Belgien vorzeitig qualifiziert

Nach zwölf Jahren Abstinenz kehrt die belgische Fußball-Nationalmannschaft auf die WM-Bühne zurück. Angeführt vom zweifachen Torschützen Romelu Lukaku qualifizierte sich die Mannschaft des früheren Schalker Mittelfeldspielers Marc Wilmots am Freitag durch ein 2:1 (2:0) gegen Kroatien in Zagreb zum zwölften Mal für eine WM-Endrunde.

"Wir haben hart gearbeitet, um dort zu sein. Wir haben ein großes Spiel gemacht", sagte Eden Hazard im belgischen Fernsehen. "Es macht Spaß, in dieser Mannschaft zu sein." Mehr noch als die individuelle Klasse mache der Zusammenhalt der Spieler den Erfolg aus. Auch der ehemalige Bremer Kevin de Bruyne lobte den Teamgeist: "Jeder ist einen Marathon gelaufen. Das ist fantastisch."

Letztmals waren die Belgier 2002 in Japan und Südkorea dabei, damals schieden sie im Achtelfinale gegen Brasilien aus. In Zagreb avancierte der vom FC Chelsea an den FC Everton ausgeliehene Lukaku mit zwei Treffern zum Matchwinner (15. und 38. Minute). Der Anschlusstreffer der Kroaten durch Niko Kranjcar war zu wenig (83.).

Durch den Sieg weisen die Belgier, bei denen Bayern-Verteidiger Daniel van Buyten in der Startelf stand, vor dem abschließenden Spiel gegen Wales am Dienstag 25 Punkte auf. Für den Gruppenzweiten Kroatien (17) bleibt nur die Hoffnung, über die Playoffs noch die vierte WM-Teilnahme zu erzielen. Bei den Kroaten gehörten Bayern-Stürmer Mario Mandzukic und der Wolfsburger Ivan Perisic zur Startelf.

Auch Ottmar Hitzfeld hat mit der Schweiz das Ticket für die WM-Endrunde 2014 in Brasilien gelöst. In Albaniens Hauptstadt Tirana kamen die Eidgenossen am Freitag zu einem 2:1 (0:0) und sorgten in der Gruppe E schon vor ihrem abschließenden Spiel am Dienstag gegen Slowenien für klare Verhältnisse. Bayern Münchens Xherdan Shaqiri (48.) sowie Michael Lang (79.) erzielten die Treffer für die noch ungeschlagenen Schweizer. Der Anschlusstreffer durch Hamdi Salihi (89./Elfmeter) brachte die Hitzfeld-Elf nicht mehr in Bedrängnis. Für die Schweiz ist es die dritte WM-Teilnahme in Serie.

England hofft, Polen draußen

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England hofft derweil weiter auf die Teilnahme an der WM. Die Three Lions gewannen gegen Montenegro in London 4:1 (0:0) und behaupteten damit nicht nur die Tabellenführung, sondern haben nun schon den zweiten Platz in der Gruppe H sicher. Der zuletzt kritisierte Wayne Rooney brachte England in Führung (48.). Brank Boskovic traf per Eigentor (62.), ehe Dejan Damjanovic (71.) den Anschluss erzielte. Andros Townsend (78.) und Daniel Sturridge (90.+2/Elfmeter) machten den Sieg perfekt.

Polen wird definitiv nicht nach Brasilien reisen. In Charkow unterlag Polen der Ukraine 0:1 (0:0) und muss im kommenden Sommer zuschauen. Die Ukraine hat auf Rang zwei bei einem Zähler Rückstand auf England weiter Chancen auf die direkte Qualifikation.

Spaniens Nationalmannschaft hat einen vorentscheidenden Schritt Richtung WM gemacht. Im vorletzten Qualifikationsspiel gewann der Welt- und Europameister trotz einiger Schwierigkeiten 2:1 (0:0) gegen Weißrussland und liegt mit drei Punkten und drei Toren vor Frankreich an der Tabellenspitze der Gruppe I. Am Dienstag empfängt Spanien Georgien, Frankreich hat Finnland zu Gast. In Palma de Mallorca trafen Barca-Star Xavi (61.) und Álvaro Negredo (73.) von Manchester City. In der 89. Minute glückte Sergej Kornilenko der Anschlusstreffer für die Weißrussen.

Für Portugal ist die direkte Qualifikation dagegen kaum noch zu schaffen. Der EM-Halbfinalist um Stürmer Cristiano Ronaldo kam in Lissabon nur zu einem 1:1 (1:0) gegen Israel und hat vor dem letzten Spieltag in der Gruppe F drei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Russland und die deutlich schlechtere Tordifferenz. Ben Basat schockte die Portugiesen in der 85. Minute mit dem Ausgleich, nachdem die Führung durch Ricardo Costa (27.) lange gehalten hatte.

Der frühere Bundestrainer Berti Vogts hat mit Aserbaidschan im neunten Anlauf den ersten Sieg in der laufenden WM-Qualifikation geschafft. Durch das 2:0 (0:0) gegen Nordirland verbesserte sich Aserbaidschan zunächst auf Platz vier in der Tabelle der Gruppe F. Nach der Führung durch Rufat Dadaschow (58. Minute) sorgte Mahir Schukurow in der sechsten Minute der Nachspielzeit für den Endstand.

Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Brasilien war für Aserbaidschan schon frühzeitig nicht mehr erreichbar. Vogts hatte angekündigt, dass er seinen am Jahresende auslaufenden Vertrag voraussichtlich nicht verlängern wird. Zum Abschluss der Qualifikation empfängt Aserbaidschan am Dienstag Russland.

Dänemarks Nationalmannschaft hat in der in letzter Minute noch den Sieg gegen Italien verspielt. Durch das 2:2 (1:1) gegen den bereits für die Endrunde qualifizierten Weltmeister verpassten Dänemark vor dem letzten Spieltag eine bessere Ausgangsposition in der Gruppe B. Alberto Aquilani zerstörte in der Nachspielzeit die Hoffnungen der Dänen auf einen Heimsieg.

Zuvor hatte Stürmerstar Nicklas Bendtner (45.+1/79.) mit zwei Toren die italienische Führung durch Pablo Osvaldo (28.) gekontert. Trotz des späten Rückschlags haben die Dänen nach zwischenzeitlicher Schwächephase in der Qualifikation mit nun 13 Punkten noch gute Chancen auf Platz zwei in der Gruppe, der zur Teilnahme an den Playoff-Spielen im November berechtigt.

Holland beherrscht Ungarn

Die Niederlande hat sich trotz bereits geschaffter Qualifikation im neunten Spiel den achten Sieg geholt. Im Spitzenspiel der Gruppe D fertigte die "Elftal" den bisherigen Gruppenzweiten Ungarn 8:1 (4:0) ab. Robin van Persie (15./44. Minute), Kevin Strootman (24.) und der starke Jeremain Lens (37.) sorgten schon vor dem Seitenwechsel für klare Verhältnisse, erneut van Persie (53.) sowie in der Schlussphase HSV-Profi Rafael van der Vaart (86.) und Arjen Robben (90.) beteiligten sich ebenfalls am Toreschießen. Der finale Treffer fiel durch ein Eigentor (65.). Ungarns Nationaltrainer Sándor Egervári erklärte am Samstag seinen Rücktritt.

Die Ungarn bleiben trotz des Debakels mit 14 Punkten im Rennen um Platz zwei, der zur Teilnahme an den Playoff-Spielen berechtigt. Allerdings zogen sowohl die Türkei (16) mit einem 2:0 (1:0) in Estland als auch Rumänien (16) mit einem 4:0 (1:0) in Andorra in der Tabelle vorbei. Am letzten Spieltag empfängt Ungarn am Dienstag das in der Qualifikation weiter punkt- und torlose Andorra, die Türkei hat in Istanbul die Niederlande zu Gast, Rumänien empfängt Estland.

Ibisevic trifft für Bosnien-Herzegowina

Bosnien-Herzegowina darf weiter von der ersten Teilnahme an einer WM-Endrunde träumen. Das Team um die Bundesliga-Spieler Vedad Ibisevic (VfB Stuttgart) und Sejad Salihovic (1899 Hoffenheim) gewann gegen Liechtenstein mühelos 4:1 (4:0). Bosnien-Herzegowina verteidigte damit die Tabellenführung vor den punktgleichen Griechen (22 Zähler) erfolgreich.

Mit einem Sieg am Dienstag in Litauen hat das Team vom Balkan das WM-Ticket sicher. Der frühere Bundesliga-Stürmer Edin Dzeko traf doppelt (27./39.), auch der ehemaliger Wolfsburger Zvjezdan Misimovic (34.) sowie Ibisevic (38.) waren erfolgreich. Griechenland hatte beim 1:0 (1:0) gegen die Slowakei deutlich mehr Probleme. Martin Skrtel vom FC Liverpool traf kurz vor der Halbzeit per Eigentor.

Mit einem heroischen Kraftakt hat Kolumbien in der südamerikanischen WM-Qualifikation als zweites Team nach Argentinien das Ticket zur Endrunde gelöst. Nach einem 0:3-Pausenrückstand holten die Cafeteros beim 3:3 gegen Chile den fehlenden Punkt in den Eliminatorias und sind erstmals seit 1998 wieder auf der großen Fußballbühne dabei. Hinter dem Duo hat sich der Kampf um zwei weitere Direkttickets und Platz fünf, der die Play-offs gegen Asienvertreter Jordanien garantiert, zugespitzt. Ecuador (25 Punkte) tauschte nach dem 1:0 (1:0) gegen Uruguay (22) mit Chile (25) die Plätze drei und vier. Wer direkt weiterkommt und ob die "Urus" zum vierten Mal in Folge die Play-offs spielen müssen, entscheidet sich beim finalen Spieltag am Dienstag, wenn Chile Ecuador empfängt und Uruguay im "Clásico del Río de la Plata" auf Argentinien trifft.

In Kolumbiens "Sauna" Barranquilla an der tropischen Pazifikküste hatten der Ex-Leverkusener Arturo Vidal (19./Foulelfmeter) und Barcelona-Stürmer Alexis Sanchez (22., 30.) die Gäste scheinbar sicher in Führung gebracht. Die Wende kam jedoch mit der Roten Karten für Chiles Carlos Carmona (67.) Nur zwei Minuten später erzielte Teófilo Gutiérrez den Anschlusstreffer, ehe Sturm-Ass Radamel Falcao jeweils vom Elfmeterpunkt mit seinen Treffern in der 75. und 84. Minute den Gleichstand herstellte. Mit seinem Tor in der 30. Minute beendete Ecuadors Jefferson Montero die Serie von drei Siegen der Gäste aus Uruguay. Und so muss der WM-Vierte von 2010 und amtierende Copa-América-Meister zur WM-Endrunde in Brasilien wohl den Umweg über die Play-off-Spiele gegen Jordanien nehmen.

DFB-Elf schafft WM-Qualifikation
:Zufrieden an den Zuckerhut

Mit einem überzeugenden 3:0 gegen Irland qualifiziert sich die deutsche Nationalelf für die WM 2014 - wie stark Löws Männer wirklich sind, lässt sich derzeit aber nur erahnen. Der Bundestrainer tritt erneut mit deutlichen Worten auf - diesmal geht es um seine Zukunft beim DFB.

Von Lisa Sonnabend, Köln

Venezuela, das als einziges Team der südamerikanischen Eliminatorias noch nie bei einer WM dabei war und am Dienstag spielfrei ist, verspielte seine letzte Chance durch ein 1:1 (0:1) gegen das als Schlusslicht nach San Cristobal angereiste Paraguay. Die Gästeführung durch Édgar Benítez glich Luis Manuel Seijas erst in der 82. Minute aus. Der Mönchengladbacher Juan Arango bestritt wohl sein letztes offizielles Länderspiel im Trikot der gastgebenden Vinotintos. Argentinien ließ sich auch vom frühen Gegentor des Münchners Claudio Pizarro (21.) nicht aus dem Konzept bringen und kam auch ohne den verletzten Superstar Lionel Messi dank des Doppelschlags von Ezequiel Lavezzi (23., 35.) und eines Treffers von Rodrigo Palacio (48.) zum neunten Sieg im 15. Eliminatorias-Spiel.

Die Nationalmannschaft von Honduras steht dicht vor ihrer zweiten WM-Teilnahme nach 1982 und 2010. Die "Bicolor" siegte am vorletzten Spieltag der Nord- und Mittelamerika-Qualifikation 1:0 (0:0) gegen Costa Rica und braucht am letzten Spieltag nur noch ein Unentschieden bei Schlusslicht Jamaika, um das Ticket zur Endrunde in Brasilien zu buchen. Mexiko kletterte durch ein 2:1 (1:0) gegen Panama auf Platz vier und wahrte seine Chance auf die Play-offs. Trainer Jürgen Klinsmann siegte mit den wie Costa Rica schon für die WM qualifizierten USA 2:0 (0:0) gegen Jamaika mit dem deutschen Coach Winfried Schäfer und steht damit als Sieger der CONCACAF-Ausscheidung fest.

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