DFB-Elf in der Einzelkritik:Staatsmännisch wie Helmut Kohl

Mesut Özil hat ein spätes Rendezvous mit dem Ball, Per Mertesacker imitiert den ehemaligen Kanzler, Bastian Schweinsteiger schlurft lustlos durchs Mittelfeld. Die deutsche Nationalmannschaft beim 3:0 gegen Irland in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend und Philipp Selldorf

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Germany v Republic of Ireland - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mesut Özil hat ein spätes Rendezvous mit dem Ball, Per Mertesacker imitiert den ehemaligen Kanzler, Bastian Schweinsteiger schlurft lustlos durchs Mittelfeld. Die Deutsche Nationalmannschaft beim 3:0 gegen Irland in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Hatte wie erwartet wenig Torwarthandwerk zu verrichten, sein härtester Gegner in der ersten Halbzeit war ein Kölner Balljunge, der nach Neuers Geschmack zu fleißig war, als er den Iren zügig den Ball zukommen ließ. Kurz vor der Pause ein Schreckmoment, als plötzlich ein Kopfball an die Latte knallte und bei den Vorderleuten Hektik ausbrach. Auch nach der Pause erlebte er einen kniffligen Moment, als er als Libero am Ball vorbeirutschte. Durfte sich später mit drei echten Paraden rehabilitieren.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Philipp Lahm

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Quelle: AFP

Philipp Lahm: Spielte auf ungewohnter Position - nicht als Sechser im Mittelfeld, sondern als rechter Verteidiger. Denn da gehört "der beste Außenverteidiger der Welt" laut Joachim Löw hin. Auf die Debatte um seine ideale Position fand Lahm aber eine weise Antwort: Er spielte außer auf der defensiven auch auf der offensiven Außenbahn, und wenn er Zeit hatte, auch noch ein wenig im Mittelfeld. Mit Abstand bester deutscher Spieler während der ersten Halbzeit. Er gewann Zweikämpfe, war dem Gegner immer einen Gedankengang voraus und bereitete das erste Tor und zahlreiche weitere Chancen vor. In der zweiten Halbzeit genügsamer.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Per Mertesacker

WM-Qualifikation - Deutschland - Irland

Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa

Per Mertesacker: Verdrängte Mats Hummels und damit den letzten BVB-Spieler aus der Startelf. Der Arsenal-Kapitän wirkte bei der Nationalhymne, die von einem Musikkorps der Bundeswehr intoniert wurde, ähnlich staatsmännisch wie einst Helmut Kohl. Was an seiner Statur, aber auch an seinem inbrünstigen Gesang lag. Klärte in der siebten Minute im Strafraum, Anthony Stokes konnte sich danach noch so mitleidig am Boden wälzen, es war eine saubere Aktion. Fand auch sonst den richtigen Ton.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Germany v Republic of Ireland - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Jérôme Boateng: Stellte den robusten Iren seine eigene Robustheit entgegen. Kam ohne Foulspiel aus - und damit auch ohne rote Karte. Beeindruckte den irischen Torwart und die Fans mit einem famosen Fernschuss an die Latte.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Marcell Jansen

Germany v Republic of Ireland - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Marcell Jansen: Gilt als Profiteur der Linksverteidiger-Not in Deutschland. Bei seinem fünften Länderspiel in diesem Jahr stellte er sich erstmals in einer prominenten Partie einem großen Publikum vor. Defensiv weit weniger gefordert als beim HSV, kam trotzdem zurecht.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Sami Khedira

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Quelle: AFP

Sami Khedira: Hat sich den Thron des Mittelfeldkönigs angeeignet, wirkt aber nicht wie ein Thronräuber. Ging in Chefhaltung voran, hohe Spielbeteiligung, effektive Wirkung als Aufbauhelfer und Torschütze. Durfte sich in der 80. Minute in den Chefsessel zurücklehnen.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Toni Kroos

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Quelle: AFP

Toni Kroos: Profitierte davon, dass Joachim Löw statt Max Kruse auf Mesut Özil in der Spitze setzte, sonst wäre wohl kein Platz für ihn in der Startelf frei gewesen. Wusste aber anfangs wenig mit diesem Platz anzufangen. Suchte sich seine Nische in den Zwischenräumen, so dass er schließlich doch am Spiel teilnehmen durfte. Manchmal sehenswert - so wie bei der Vorlage für das 2:0.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

Germany v Republic of Ireland - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bastian Schweinsteiger: Zu Beginn überraschte er mit einem Fehlpass, nach einer Weile stellte man fest, dass dieser Fehlpass gar keine Überraschung war. War im dichten Mittelfeld wie ein Schiffbrüchiger - heimatlos. Sah den Ball meist nur aus der Ferne. Als der Ball kurz vor der Pause zum Torschuss vor seine Füße fiel, war er so perplex, dass er ihn nicht in den Hafen navigieren konnte. Schlurfte auch in der zweiten Halbzeit unglücklich über den Platz.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Thomas Müller

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Quelle: AFP

Thomas Müller: Auch Thomas Müller musste den Guardiola-Modus ablegen. Zog wieder als Rechtsaußen in die Spielmitte. Stand im Mittelpunkt des schönsten Angriffes der ersten Halbzeit in Kombination mit Lahm und Özil. Sonst recht rege. Unternahm mehrere Versuche, unorthodoxe Tore zu schießen. Man könnte sogar sagen: Bereitete dem Publikum Freude.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:André Schürrle

WM-Qualifikation - Deutschland - Irland

Quelle: dpa

André Schürrle: Erfüllte in der ersten Halbzeit am ehesten das vakante Rollenmodell des Angreifers. Ging mal ins Dribbling, spielte seine Antrittsschnelligkeit aus, hatte eine gute Kopfballchance und erwirtschaftet einen Elfmeter, den ihm aber der Schiedsrichter versagte. Entschädigte sich mit einem schönen Tor zum 2:0.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mesut Özil

WM-Qualifikation - Deutschland - Irland

Quelle: dpa

Mesut Özil: Zum 50. Länderspiel machte Joachim Löw ihm ein exklusiven Geschenk: Er beehrte ihn mit der Rolle des verkappten Angreifers. Özil hätte sich aber über eine Tafel Schokolade mehr gefreut und wenn er in seiner gewohnten Rolle hinter einer Spitze hätte spielen dürfen. Wenn er vorne reinging, ging er verloren. Im Spiel wirkte er taktisch isoliert. Er hatte nur wenige Rendezvous mit dem Ball, die er dann ausgiebig auskostete. Ein spätes Rendezvous hatte er in der Nachspielzeit - das nutzte er dann doch noch für einen Treffer.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mario Götze, Max Kruse, Sidney Sam

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Quelle: AFP

Mario Götze, Max Kruse, Sidney Sam: Götze wurde spät eingewechselt. Vorschriftsmäßig gekleidet. Kruse kam ebenfalls spät ins Spiel. Zu spät, als dass er hätte zeigen können, dass er früher hätte kommen sollen. Und Sidney Sam ging ebenfalls in die Kölner Stadtgeschichte ein.

© SZ.de/jkn
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