Qualifikation zur Europa League:Viele Tore in Bremen

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Werder Bremen und der Hamburger SV gewinnen ihre Spiele in der Europa-League-Qualifikation und schießen dabei viele Tore, Hertha BSC Berlin unterliegt knapp und muss zittern.

Kraftakt statt Spaziergang: Erst nach einem energischen Schlussspurt hat sich Werder Bremen in der Europa League eine gute Ausgangsposition für das Erreichen der Gruppenphase geschaffen. Der deutsche Pokalsieger setzte sich gegen den kasachischen Meister FK Aktobe mit 6:3 (3:2) durch und reist damit trotz der Gegentore mit einem beruhigenden Vorsprung zum Rückspiel in einer Woche nach Zentral-Asien.

Hugo Almeida freut sich über sein Tor. (Foto: Foto: rtr)

"Es ist schön, wieder hier zu sein", sagte Claudio Pizarro nach dem Spiel. "Ich möchte mit Werder Bremen viel erreichen, hoffentlich einen Titel gewinnen." Bremens Trainer Thomas Schaaf war nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: "Wir haben zu viele Fehler gemacht und nicht attackiert. Das darf uns nicht passieren."

Vor 21.446 Zuschauern im Weserstadion mussten die Bremer erhebliche Startschwierigkeiten überwinden, um am Ende zu einem letztlich standesgemäßen Erfolg zu kommen. Insbesondere in der ersten Stunde wirkte der Bundesliga-Zwölfte unkonzentriert und fahrig und konnte sich erst entscheidend durchsetzten, als die Kraft bei den Gästen spürbar nachließ.

Den Grundstein zum Sieg legten mit jeweils zwei Toren Nationalspieler Mesut Özil sowie Naldo. Der Brasilianer traf in der 36. und 65. Minute, U21-Europameister Özil war in der 28. sowie in der 67. Minute (Foulelfmeter) erfolgreich. Die weiteren Tore für die Norddeutschen markierten U21-Europameister Sebastian Boenisch in der 17., sowie der zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselte Hugo Almeida in der 60. Minute. Für das Team von Coach Wladimir Muhanow trafen Mittelfeldspieler Sergej Strukow in der 21. und 32. Minute sowie Kapitän Sammat Smarkow (87.).

Noch beim Seitenwechsel hatte es überhaupt nicht nach einem derart deutlichen Sieg für die Platzherren ausgesehen. Zu schablonenhaft wurden die Angriffe vorgetragen, zudem erwies sich Aktobe außer bei Standardsituationen als harmlose, aber doch technisch durchaus starke Mannschaft, die Ungereimtheiten in der Defensive der Grün-Weißen konsequent nutzte. Werder-Trainer Thomas Schaaf hielt es bei mehreren Patzern nicht mehr auf seiner Bank, mehrfach rief er erregt ins Spielfeld hinein und versuchte seine Defensivabteilung wachzurütteln.

Erst nach dem Seitenwechsel wurden die Kombinationen der Norddeutschen flüssiger, zudem ging nun auch bei den Gästen die spielerische Linie weitgehend verloren, Offensivaktionen gab es fast gar nicht mehr. Zudem hatten die in der Bundesliga noch sieglosen Bremer im Strafraum weitgehend die Lufthoheit, dies auch, weil Aktobes Torhüter Andrej Sidelnikow bei Flanken, Eckbällen und hohen Hereingaben einen alles anderen als sicheren Eindruck machte.

Nachdem die Grün-Weißen zwischen der 60. und 67. Minute den vorentscheidenden Vorsprung herausgeschossen hatten, steckten sie auch mit Blick auf das Bundesliga-Spiel am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach wieder einen Gang zurück und kassierten noch den dritten Treffer.

Nach einem Patzer von Keeper Jaroslav Drobny und einem Eigentor von Nemanja Pejcinovic muss Fußball-Bundesligist Hertha BSC Berlin um die Qualifikation für die lukrative Europa League bangen: Das Team von Trainer Lucien Favre unterlag beim zehnmaligen dänischen Meister Bröndby IF nach den beiden Missgeschicken 1:2 (0:0) und steht damit im Rückspiel vor einer schweren Aufgabe.

Duncan Rasmussen erzielt ein Tor nach einem Fehler von Berlins Torhüter Jaroslav Drobny. (Foto: Foto: rtr)

Vor nur 12.050 Zuschauern in Kopenhagen hatte Berlins bulgarischer Joker Waleri Domowtschiski (53.) die Bröndby-Führung durch Mikkel Bischoff (52.) zunächst noch postwendend ausgeglichen. Doch dann sorgte Pejcinovic mit einem Kopfball-Eigentor für die bittere Niederlage.

Hertha-Trainer Lucien Favre hatte die 700 mitgereisten Anhänger zunächst überrascht: Der Schweizer Coach ließ sein Team erstmals in dieser Spielzeit das offensivere 4-4-3-System spielen. Neben dem in den ersten beiden Bundesligaspielen blassen Neuzugang Artur Wichniarek agierten Patrick Ebert und Raffael im Angriff. Wichniarek wurde allerdings bereits nach 31 Minuten durch Joker Domowtschiski ersetzt.

Die Berliner, die in der vergangenen Saison in der Gruppenphase des UEFA-Cups gescheitert waren, kamen trotz der drei Stürmer in der ersten Halbzeit aber kaum zu Offensiv-Aktionen. Die einzige Chance im ersten Abschnitt hatte Cicero, doch Gäste-Keeper Stephan Andersen parierte den 18-Meter-Schuss glänzend (28.). Dagegen legte Bröndby vor heimischer Kulisse lange Zeit einen wahren Sturmlauf hin, scheiterte aber immer wieder an der schwachen Chancenauswertung. So verpasste der frühere Kölner und Bochumer Bundesligaprofi Peter Madsen völlig freistehend aus fünf Metern die frühe Führung für die Gastgeber (12.). Sieben Minuten später prüfte Morten Rasmussen Hertha-Keeper Drobny mit einem Schuss aus gut 20 Metern.

In der 25. Minute sahen die Hertha-Fans den Ball bereits im eigenen Netz, als Cicero bei einem Abwehrversuch den Ball direkt auf den Fuß von Mikael Nilsson köpfte. Der Schwede setzte den Schuss aber knapp am linken Pfosten vorbei. Bröndbys Morten Rasmussen brachte vor dem Seitenwechsel noch das Kunststück fertig, den Ball aus zwei Metern Distanz am Hertha-Tor vorbeizuschieben (34.).

Auch im zweiten Abschnitt setzte sich der Angriffswirbel der Dänen fort. Sieben Minuten nach der Pause wurden sie belohnt: Nach einem Freistoß von Thomas Rasmussen konnte Drobny den Ball nicht festhalten, Bischoff war im Nachsetzen erfolgreich. Doch nicht einmal 90 Sekunden später glich Domowtschiski aus: Nach einer Flanke von Patrick Ebert von der rechten Seite köpfte der Bulgare aus kurzer Distanz freistehend ein. Pejcinovic brachte die Gäste schließlich um den Lohn.

Der Hamburger SV hat mit einem erneuten Blitzstart und einem 5:1 (3:0)-Erfolg beim überforderten französischen Pokalsieger EA Guingamp schon nach dem Hinspiel in der Bretagne die lukrative Gruppenphase der Europa League praktisch erreicht. Paolo Guerrero (7.) und zweimal Mladen Petric (11./26.) hatten vor der Pause eine schnelle 3:0-Führung herausgeschossen. Der eingewechselte Neuzugang Marcus Berg (50.) und erneut Petric (86.) erhöhten in der zweiten Halbzeit. Zwei Minuten vor dem Ende fabrizierte HSV-Torhüter Wolfgang Hesl, der den verletzten Stammkeeper Frank Rost bis dahin sehr gut vertrat, noch ein Eigentor.

"Das Gegentor ärgert mich. Aber natürlich überwiegt das Positive", sagte Trainer Bruno Labbadia, den vor allem die Tore der drei Stürmer freuten: "Toll, dass wir im Angriff solch einen Konkurrenzkampf haben. Das ist genau das, was wir brauchen."

Das Rückspiel am kommenden Donnerstag (20.45 Uhr/live im ZDF) wird durch den höchsten Europacup-Sieg seit fast 20 Jahren ebenso bedeutungslos werden wie die zweite Partie in der zweiten Quali-Runde gegen den FC Randers, das der HSV mit einer B-Mannschaft nach einem 4:0 in Dänemark mit 0:1 verlor. Durch den Vorstoß in die Gruppenspiele würde der Verein eine Million Prämie von der UEFA einnehmen, dazu kommen durch drei garantierte Heimspiele etwa weitere zwei Millionen Euro. Ganz im Hinterkopf träumen die Hanseaten sogar schon vom Finale, das am 12. Mai in ihrem Stadion ausgetragen wird.

Die Hamburger begannen die Partie vor etwa 12.000 Zuschauern in der bretonischen Kleinstadt entsprechend voll konzentriert. Labbadia bot auch exakt dieselbe Formation auf, die bereits am Samstag in der Bundesliga nach 13 Minuten mit 3:1 gegen Borussia Dortmund geführt hatte.

Von Beginn an zeigte sich der Klassenunterschied gegenüber dem Siebten der zweiten französischen Liga. Schon in der zweiten Minute hätten sich die Franzosen bei einem Trikotzupfer gegen den durchgebrochenen Eljero Elia über eine Rote Karte nicht beklagen können. Fünf Minuten später ließ der Niederländer seinen Gegenspieler auf der linken Außenbahn, Yves Deroff, wie einen Anfänger stehen; seinen Pass konnte Torwart Stephane Trevison nicht kontrollieren und Guerreo staubte ab.

Danach war der Widerstand der Gastgeber gebrochen. Die Norddeutschen kombinierten munter weiter und kamen fast folgerichtig zu den Toren von Petric, der zunächst aus 20 Metern unter die Latte traf und anschließend eine Flanke von Guerrero mit dem Kopf verwandelte. Ersatztorwart Hesl, der für den an der Ferse verletzten Frank Rost zwischen den Pfosten stand, wurde lediglich einmal in der 12. Minute bei einem harmlosen Fernschuss von Alharbi El Jadeyaoui geprüft.

Nach der Pause konnten es die Hamburger etwas gemächlicher angehen lassen und schonten bereits einige Stammkräfte mit Blick auf das Bundesliga-Spitzenspiel am Sonntag (17.30 Uhr/live bei Sky und Liga total) beim deutschen Meister VfL Wolfsburg. Dennoch war der Erfolg nie gefährdet, auch wenn Hesl nun ein paar Mal sein Können zeigen musste. Dies tat er mehrfach, ehe ihm das Eigentor unterlief.

Die Ergebnisse in der Europa-League-Qualifikation:

MFK Kosice - AS Rom 3:3 (1:1) FK Baku/AZE - FC Basel 1:3 (0:0) BATE Borissow/BLR - Litex Lowetsch 0:1 (0:0) FK Teplice - Hapoel Tel Aviv 1:2 (0:0) Bnei Yehuda Tel Aviv - PSV Eindhoven 0:1 (0:1) Trabzonspor - FC Toulouse 1:3 (1:1) EA Guingamp - Hamburger SV 1:5 (0:3) PAOK Saloniki - SC Heerenveen 1:1 (0:1) NAC Breda - FC Villarreal 1:3 (1:1) ZSKA Sofia - Dynamo Moskau 0:0 Metalurg Donezk - Austria Wien 2:2 (1:1) Rapid Wien - Aston Villa 1:0 (1:0) Sturm Graz - Metalist Charkow 1:1 (1:0) Steaua Bukarest - St Patrick's Athletic/IRL 3:0 (0:0) Dinamo Bukarest - Slovan Liberec 0:2 (0:1) Twente Enschede - Qarabag Agdam Baku 3:1 (1:1) Sivasspor - Schachtjor Donezk 0:3 (0:1) Slavia Prag - Roter Stern Belgrad 3:0 (1:0) FC Vaslui - AEK Athen 2:1 (1:0) Partizan Belgrad - MSK Zilina/SVK 1:1 (1:1) FK Sarajevo - CFR Cluj 1:1 (0:1) Lech Posen - FC Brügge 1:0 (0:0) Brøndby Kopenhagen - Hertha BSC 2:1 (0:0) FC Sion - Fenerbahce Istanbul 0:2 (0:1) Galatasaray Istanbul - Levadia Tallinn 5:0 (2:0) KRC Genk - OSC Lille 1:2 (0:1) Lazio Rom - IF Elfsborg 3:0 (2:0) Ajax Amsterdam - Slovan Bratislava 5:0 (1:0) NK Maribor - Sparta Prag 0:2 (0:1) CFC Genua - Odense BK 3:1 (1:0) Benfica Lissabon - Worskla Poltawa 4:0 (1:0)

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