Präsentation von Mario Gomez:Der Erleuchter von Florenz

Lesezeit: 2 min

Mario Gomez beim Empfang in Florenz.  (Foto: Carlo Ferraro/dpa)

Wer will schon ans Meer, wenn Mario Gomez in Florenz präsentiert wird? 25.000 Zuschauer huldigen ihrem neuen Helden - und der Präsident hat Tränen in den Augen. So also fühlt es sich an, wenn man aus München ins richtige Italien wechselt.

Von Birgit Schönau, Rom

Mario Gomez hat noch kein Tor geschossen für Florenz, er hat auch keine Orange auf der Fußspitze balanciert wie weiland Diego Maradona. Nein, Gomez ist einfach nur in Florenz gelandet, aber die Stadt hat ihn schon mal begeistert in Empfang genommen.

Es waren ein paar Leute auf den Beinen, 25.000, um genau zu sein. Über zwei Stunden haben sie in der glühenden Hitze des Artemio-Franchi-Stadions auf den neuen Helden gewartet, wer will, wenn Gomez kommt, denn schon ans Meer? Als er dann den Rasen betritt, ist der Jubel grenzenlos. "Grazie, ragazzi", sagt artig Gomez, auf Italienisch. Und: "Ich fühle mich schon als Florentiner."

So also fühlt es sich an, wenn man aus München ins richtige Italien wechselt. Da steht neben einem dann ein Präsident, der einen lila Anzug trägt, tapfer im Dorfklub von Sant'Elpidio a Mare Fußball spielt und sich freut wie ein Schneekönig. "Ihr verdient diesen Mann", ruft Andrea Della Valle den Fans zu, mit Tränen in den Augen. "Gomez ist für euch nach Florenz gekommen!" Die Menge antwortet prompt: "Wer nicht aufspringt, der ist Juventino."

Ach, Juventus. Gomez murmelt Mammamia. Oder so was Ähnliches. Und seine Freundin Carina, schreibt tags darauf die Gazzetta, habe das Stadion überhaupt erst "erleuchtet". Was das angeht, sind sich Italiens Medien einig, das neue Florentiner Traumpaar sei "schön, strahlend und elegant".

Tore werden wie von allein kommen, über Geld redet schon keiner mehr. 20 Millionen kann man so oder so anlegen, hier für reinen Enthusiasmus. Muss man darauf hinweisen, dass nicht nur Mario, sondern auch seine Gefährtin italienische Vornamen tragen? Carina heißt: hübsch. Im Stadion wehen deutsche Fahnen, das ist echte Liebe, mitten in der Eurokrise.

Ex-Bayern-Stürmer in Florenz
:Zehntausende empfangen Mario Gomez

Der Weggang aus München ähnelte einer Flucht, der Empfang in Florenz aber ist überwältigend: Viele tausend Fans des AC Florenz begrüßen Mario Gomez in der Stadt und feiern ihn als Heilsbringer. Der bedankt sich mit seinem ersten Satz Italienisch.

So gesehen hat der Gomez-Transfer den etwas müden deutsch-italienischen Beziehungen neuen Schwung verliehen. Als letzte Woche der Florentiner Bürgermeister Matteo Renzi der Bundeskanzlerin Besuch erstattete - um sie darüber zu informieren, dass er bestimmt demnächst auch mal Italien regiere - da soll Frau Merkel gleich zur Begrüßung nach Gomez gefragt haben. "Gomezmania" ( Gazzetta) überall.

Später, bei der Pressekonferenz, sagt Gomez: Sicher, vom Triple-Sieger in die Europa-League, das könne wie ein Rückschritt erscheinen: "Aber ich habe etwas anderes gesucht." Pep Guardiola habe ihm zugeraten und den Fiorentina-Trainer Vincenzo Montella über den grünen Klee gelobt.

Montella und Guardiola spielten einst zusammen für den AS Rom, wobei der Italiener lebhafter in Erinnerung geblieben ist - auch, weil er mal im Derby gegen Lazio vier Tore schoss. Was das und vieles andere in der neuen Heimat bedeutet, werden Mario und Carina schon noch entdecken. Nur mal für den Anfang: Tore gegen Juventus zählen doppelt, ach was, dreifach.

Prompt hat Gomez italienische Geschmeidigkeit bewiesen, als er auf die Frage "Welcher unserer Angreifer gefällt dir besonders?" antwortete: "Einer, der nicht mehr spielt." Wer da wohl gemeint ist, rätselt jetzt Florenz. Filippo Inzaghi? Egal, Hauptsache die Stadt hat einen neuen Helden, der im Gegensatz zu Inzaghi so aussieht wie der David von Michelangelo.

"Ein arroganter Klub wollte ihn uns wegnehmen, aber denen haben wir's gezeigt", sagt Präsident Della Valle - kleiner Seitenhieb auf den SSC Neapel. Dort hatte man sich tatsächlich über Carina beklagt. Diese Spielerfrauen, lästerte Napolis Fußballboss Aurelio De Laurentiis, früher hielten sie die Klappe und packten brav die Koffer. Heute sagen sie ihren Männern, wo's langgeht.

Zunächst einmal geht es ins Trainingslager nach Norditalien, knapp überm Gardasee, wo Mario Gomez gerade erst mit den Bayern war. Jetzt also noch einmal - aber mit Gefühl.

© SZ vom 17.07.2013/schma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Wechsel des Nationalstürmers
:Florenz überschlägt sich für Gomez

Das toskanische Idyll und der Deutsche - das könnte passen. In Florenz ist die Vorfreude auf Mario Gomez riesig. Über Nacht hat der deutsche Nationalstürmer bereits den Dauerkartenverkauf angekurbelt. Bundestrainer Löw droht trotzdem ein Problem.

Von Birgit Schönau, Rom

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: