Christos Tzolis von Fortuna Düsseldorf:Die Fans sammeln Spenden, um ihn zu halten

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17 Treffer und sechs Vorlagen in 24 Ligaspielen: Der 22-Jährige Christos Tzolis mischt gerade die zweite Liga auf. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Fortuna Düsseldorf kann in die Bundesliga aufsteigen und hat die Chance aufs DFB-Pokal-Finale - auch wegen der Tore des Angreifers, der mit Erstligaklubs in Verbindung gebracht wird.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

In Düsseldorf ist die Fortuna allgegenwärtig. In der Altstadt gibt es neuerdings sogar einen gusseisernen Gullydeckel mit filigran eingearbeitetem Vereinswappen: ein schwerwiegendes Präsent zum 150. Geburtstag der Stadtentwässerung - und hoffentlich ein Tabu für kraftstrotzende Souvenirjäger.

Ein Gullydeckel als Symbol spiegelt die derzeitige Stimmung in der Fußballstadt natürlich keineswegs angemessen wider. Die Fortuna fürchtet mitnichten, in ein Loch zu fallen, im Gegenteil, sie träumt vom Aufstieg in den Fußballhimmel. Es bestehen Chancen auf das Pokalfinale sowie auf die Rückkehr in die Bundesliga.

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Von Ulrich Hartmann

An diesem Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF) gastiert der Zweitligist im Pokal-Halbfinale bei dem seit 39 Pflichtspielen unbesiegten Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen. Die Fortuna hatte Pech bei der Auslosung. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, erstmals seit 44 Jahren (1980 Pokalsieg gegen den 1. FC Köln) wieder ins Pokalfinale einzuziehen, überschaubar. Besser sieht es in der zweiten Liga aus, da steht Düsseldorf sieben Spieltage vor dem Saisonende auf dem dritten Platz.

Fortunas Höhenflug hat viel mit einem Spieler zu tun, für den in Düsseldorf immer noch alles neu ist und der noch im vergangenen Sommer keinen Schimmer hatte von Fortuna und Altbier oder "Flönz met Ölk un Mostert" (Blutwurst mit Zwiebeln und Senf). Der 22 Jahre junge Grieche Christos Tzolis ist für eine Saison ausgeliehen vom englischen Zweitligisten Norwich City und mischt gerade die zweite Liga in Deutschland auf.

Durch das Vorrücken ins Halbfinale hat Fortuna 6,5 Millionen Euro eingenommen

Fünf Millionen Euro würde es die Fortuna dem Vernehmen nach kosten, wollte sie den hellenischen Flügelflitzer im Sommer per Option fest verpflichten. Das erscheint für den klammen Klub allerdings nahezu unmöglich, obwohl man mit dem Vorrücken im DFB-Pokal bereits mehr als 6,5 Millionen Euro verdient hat. Prämien in dieser Gesamthöhe hat die Fortuna erhalten für ihre vier Auswärtssiege beim Viertligisten Illertissen, beim Drittligisten Unterhaching und bei den beiden Zweitligisten Magdeburg und St. Pauli.

Fortunas Sportvorstand Klaus Allofs bremst die Hoffnungen, dass man Tzolis fest verpflichten kann: "Aus der aktuellen finanziellen Situation heraus ist ein solcher Transfer für die Fortuna ganz sicher nicht zu stemmen; für Christos Tzolis wäre ohnehin vor allem die Bundesliga sportlich interessant. Aber auch wenn es fast unmöglich erscheint, sehen wir uns natürlich in der Pflicht, alle möglichen kreativen Wege abzuklopfen, um vielleicht doch eine Lösung zu finden."

Kreative Wege beschreiten bereits die Fans. Sie haben auf einer Spenden-Plattform im Internet eine Aktion gestartet, um Geld zu sammeln für eine Verpflichtung von Tzolis. "Spendenziel: 5 000 000 Euro", heißt es dort. Zusammengekommen waren bis Dienstag aber erst knapp 23 000 Euro. Wird das Spendenziel nicht erreicht, soll die Summe für einen guten Zweck gespendet werden.

Union Berlin und Werder Bremen sollen an Tzolis interessiert sein

Längst soll es zahlungskräftigere Interessenten für Tzolis geben, der Name Union Berlin ist schon gefallen, auch Werder Bremen. Mit seinen 17 Treffern und sechs Vorlagen in 24 Ligaspielen hat sich der junge Mann aus Thessaloniki allenthalben wärmstens empfohlen.

Das war nicht unbedingt zu erwarten, als er vergangenen August aus Norwich ausgeliehen wurde, nachdem ihn dieser Verein in der vorigen Spielzeit bereits an den niederländischen Erstligisten Twente Enschede verliehen hatte. Erstmals in seiner noch jungen Karriere legt Tzolis nun derart begeisternde Statistiken hin. Das muss mit dem emotionalen und taktischen Einfühlungsvermögen des Fortuna-Trainers Daniel Thioune ebenso zu tun haben wie mit der Stimmung in der Mannschaft. Im Fortuna-TV sagt Tzolis: "So einen Teamgeist habe ich bislang in keiner anderen Mannschaft erlebt. Ich mag meine Mitspieler wirklich gerne, wir unternehmen viel miteinander, und das ist wichtig, wenn man neu für einen Klub in einem anderen Land spielt."

Ausgerechnet mit dem Nationalteam seines Heimatlands hatte Tzolis in der vergangenen Woche ein ernüchterndes Erlebnis. Das entscheidende Playoff-Spiel zur Europameisterschaft verlor Griechenland im Elfmeterschießen in Georgien und verpasste damit die EM. Tzolis hat keine einzige Minute mitspielen dürfen, dabei wäre er geeignet gewesen, in torlosen 120 Minuten das goldene Tor zu schießen.

Gruß an die Stadtentwässerung: der Fortuna-Gullydeckel in Düsseldorf. (Foto: Fortuna Düsseldorf/oh)

In seiner Funktion als Fortuna-Trainer fand es Thioune gar nicht so schlimm, dass Tzolis gewissermaßen geschont wurde. Zu Düsseldorfs 3:1-Sieg am Samstag in Kaiserslautern steuerte der Grieche nämlich bereits wieder zwei Treffer bei. Er kommt damit in den jüngsten sechs Ligaspielen auf acht Treffer und drei Assists, woraus für die Fortuna vier Siege und zwei Unentschieden resultierten. "Christos ist ein wunderbarer Fußballer", sagt Thioune, "er macht Spaß."

Der dribbelstarke Grieche, der Gegenspieler auf engstem Raum (Gullydeckel!) austanzen kann, hätte bedeutenden Anteil an der Düsseldorfer Himmelfahrt. Was allerdings im Sommer mit ihm passiert, erklärt Thioune, "das entscheiden andere Parteien". Vielleicht könnte eine Pokalsensation Fortunas Position verbessern. Das käme zwar in jeder Hinsicht einem Wunder gleich, aber mit den Helden griechischer Sagen hat es bekanntlich eine besondere Bewandtnis.

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