Das Verhältnis zwischen den Inhabern der beiden höchsten Ämtern des internationalen Fußballs? Sehr gut, betont Uefa-Präsident Michel Platini. Und leitet gleichzeitig die nächste Runde im Streit mit Fifa-Präsident Joseph Blatter ein. Die beiden Präsidenten beziehen öffentlich gegensätzliche Positionen, vor allem in Fragen der Austragung der Europameisterschaft 2020 und der Weltmeisterschaft 2022.
Fifa-Boss Blatter lehnt den Plan einer paneuropäischen Europameisterschaft im Jahr 2020 nach wie vor ab und führte Platinis Idee gar auf den ehemaligen libyschen Staatschef Gaddafi zurück. Dieser habe Blatter vor der Vergabe der WM 2010 nach Südafrika vorgeschlagen, in allen 53 afrikanischen Staaten Partien des Turniers stattfinden zu lassen. "Deshalb habe ich Platini auch gesagt, seine Idee sei nicht neu."
Platini reagierte nun im Kicker, allerdings mit weniger harten Worten: "Alle wichtigen Uefa-Projekte, wie zum Beispiel die Europameisterschaft 2020, sind bei uns das Ergebnis kollektiver Beratungs- und Entscheidungsprozesse. Ich weiß nicht, ob das den damaligen Praktiken Gaddafis entspricht." Gleichzeitig verteidigte er seine Idee eines länderübergreifenden Turniers im Jahr 2020.
"Der Name Europameisterschaft passt besser denn je, da die EM zum ersten Mal in ganz Europa stattfinden wird." Auf die Bemerkungen Blatters wolle er nicht im Detail eingehen, um "sinnlose Debatten" zu vermeiden, so der Franzose.
Ganz ohne Gegenkritik ging es aber nicht. Das starre Festhalten Blatters an der Idee, die Weltmeisterschaft 2022 in Katar trotz extremer Temperaturen im Sommer auszutragen, halte er für unsinnig: "Im Sommer, bei 50 Grad, kann man in Katar unmöglich Fußball spielen", erklärt Platini, der im Dezember 2010 selbst für den Wüstenstaat als Austragungsort gestimmt hatte. Wie er schon vor der Abstimmung betont hatte, favorisiert der Franzose trotz organisatorischer Hürden, die WM im Winter zu spielen - und bot konkrete Terminvorschläge an.
Blatter hingegen verweist auf die Entscheidung der Fifa-Exekutive, dass eine WM nun mal im Juni und Juli ausgetragen werde. "Wenn Katar etwas anderes wünschen sollte, müssen sich die Katari an die Fifa wenden." Bedarf an Eigeninitiative sieht er nicht.
Dabei häufen sich die Anzeichen, dass sich die beiden Funktionäre für eine Kampfkandidatur um das Amt des Fifa-Präsidenten bei der Wahl im Jahr 2015 in Stellung bringen. Einerseits relativierte Blatter zuletzt seine Ankündigung, auf eine weitere Kandidatur zu verzichten. Das Zepter übergebe er nur dann, wenn sichergestellt sei, dass die Fifa "global bleibt und die Pyramide nicht zusammenstürzt", so der seit 1998 regierende Präsident im Kicker.
Platini lässt eine eigene Bewerbung um das Amt des Fifa-Chefs zwar weiterhin offen, geht jedoch von keiner weiteren Kandidatur Blatters aus: "Ich weiß nicht, was ich tun werde. Ich denke schon lange nach, denn jeder fragt mich danach", sagte der Uefa-Chef und ergänzte: "Präsident Blatter hat ja schon angekündigt, dass er gehen wird. Also wird das Amt frei sein - für wen, das werden wir sehen."