Perus Dopingaffäre:Begnadigt, aber nicht zufrieden

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Paolo Guerrero bejubelt einen Treffer für das peruanische Nationalteam. (Foto: REUTERS)
  • Stürmer Paolo Guerrero darf doch zur WM 2018 in Russland.
  • Die Fifa verkürzt die Dopingsperre des Peruaners von zwölf auf sechs Monate.

Von Javier Cáceres

Zum Weihnachtsfest "wird der Braten nun doch noch gut schmecken". Sagte Julio Rivera, der zu seiner Profifußballerzeit als "Coyote" bekannte Halbbruder des peruanischen Mittelstürmers Paolo Guerrero. Am Donnerstagabend Ortszeit erreichte Guerrero - einst beim FC Bayern (2004 bis 2006) und beim Hamburger SV (2006 bis 2012) und nun beim brasilianischen Erstligisten Flamengo Rio de Janeiro aktiv - eine Nachricht, auf die nicht nur seine Familie, sondern sein ganzes Heimatland sehnlichst gewartet hatte.

Der Fußballweltverband Fifa teilte mit, dass Guerreros Dopingsperre von zwölf auf sechs Monate reduziert worden sei. Da sie seit dem 3. November läuft, darf der "Plünderer", wie der Stürmer in der Heimat genannt wird, also ab dem 3. Mai 2018 wieder spielen - und damit auch an der Weltmeisterschaft in Russland teilnehmen. Peru hatte sich als Fünfter der Südamerikagruppe (hinter Brasilien, Uruguay, Argentinien und Kolumbien) über die Relegation gegen Neuseeland im November erstmals seit 1982 wieder für eine WM qualifiziert. Kaum, dass die Kunde herum war, belagerten peruanische Reporter das Haus von Doña Peta, wie die Mutter Guerreros in Peru genannt wird. "Dies ist nicht nur ein schönes Weihnachts-, sondern auch ein Geburtstageschenk, denn ihr wisst, dass er ein Neujahrskind ist", sagte Guerreros Mutter in die Mikrofone, die ihr durch den Gitterzaun vor der Haustür entgegengestreckt wurden.

Eine schlüssige Erklärung wurde nicht vorgelegt

Guerrero war nach dem letzten Spiel der WM-Qualifikationsrunde Südamerika positiv getestet worden. In der Dopingprobe, die Anfang Oktober nach der Partie in Argentinien (0:0) genommen worden war, fanden die Kontrolleure die Substanz Benzoylecgonin - ein Abbauprodukt des Rauschmittels Kokain.

Guerrero, 33, hat jede Form von Drogenkonsum energisch und "empört" bestritten. Er unterwarf sich auch einer Haarprobe, die nach Angaben des mit der Analyse betrauten brasilianischen Biochemikers Luiz Cláudio Cameron eindeutig belegt habe, dass Guerrero "120 Tage vor dem Dopingtest kein Kokain" zu sich genommen habe. Auch die Fifa habe das vollumfänglich anerkannt, behauptete das Verteidigerteam Guerreros am Donnerstag. Eine schlüssige Erklärung für den Positivtest des ehemaligen Bundesligastürmers wurde freilich nicht vorgelegt. Guerrero selbst sagte, ihm sei vor der Abreise nach Argentinien ein Anistee gegen Verdauungsstörungen verabreicht worden, womöglich habe er zu einer Kanne oder einer Tasse gegriffen, in der sich möglicherweise noch Reste des - in Peru populären - Kokatees befunden haben könnten. Wie auch immer das Benzoylecgonin in Guerreros Organismus kam: Die Verteidigungslinie, die der spanische Sportanwalt Juan de Dios Crespo zurechtlegte, verfing. 32 Millionen Peruaner fühlen sich im Glück. "Gracias a Dios", Gott sei dank, sagte Doña Peta, und meinte nur nachrangig den Anwalt mit dem allmächtigen Namen.

Doping
:Fifa halbiert Sperre für Guerrero

Der Peruaner könnte dadurch doch zur WM fahren. Stefan Ruthenbeck bleibt Trainer beim 1. FC Köln. Mainz holt Anthony Ujah aus China zurück, Leipzigs Compper wechselt zu Celtic.

Die Frage ist nun, wie sich Guerrero bis zur WM fit hält. Peru trifft in Russland auf Frankreich, Australien und Dänemark; wie wichtig Guerrero ist, belegt der Umstand, dass er fünf der 29 Treffer produzierte, die Peru in der WM-Qualifikation erzielte. Zuletzt musste Guerrero fern der Flamengo-Mannschaft üben und "Torschusstraining ohne Torwart absolvieren, stellen Sie sich das mal vor", klagte er.

Flamengo hat bis zuletzt gezögert, Guerreros bis Mitte 2018 laufenden Vertrag aufzulösen. Laut brasilianischem Sportgesetz, das nach seinem berühmten Namensgeber "Lei Pelé" genannt wird, wäre das problemlos möglich. Eine Sperre von mehr als 90 Tagen erlaubt dem Klub die fristlose Kündigung. Guerrero gilt aber nicht nur als der bestbezahlte Flamengo-Profi, sondern auch als einer der besten Stürmer Südamerikas.

Das erklärt, warum Flamengo-Präsident Eduardo Bandeira de Mello nun sagt, dass er auf eine vollständige Begnadigung Guerreros hoffe. Guerreros Verteidiger haben angekündigt, alsbald die Restsperre von sechs Monaten anzufechten, vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas. "Der Kampf geht weiter", sagte Anwalt Pedro Fida.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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