Fußball in England:Plötzliche Auszeit für den unermüdlichen Pep

Lesezeit: 2 Min.

Pause nach Rückenoperation: Pep Guardiola, Trainer von Manchester City. (Foto: Dave Thompson/AP)

Der Trainer von Manchester City muss sich wegen Rückenbeschwerden einer "Dringlichkeitsoperation" unterziehen. Schuld daran ist vermutlich sein Arbeitspensum.

Von Sven Haist, London

Am vergangenen Samstag brachte sich bei Manchester City ein Stadionbesucher als Nachfolger von Trainer Pep Guardiola ins Gespräch. In der Schlussphase des Premier-League-Topspiels zwischen City und Newcastle United (1:0) forderte der schräg hinter der Ersatzbank sitzende Fan Guardiola auf, Einwechslungen vorzunehmen. Anders als sonst ignorierte der Chefcoach den Zwischenruf nicht, sondern fragte den Anhänger halb amüsiert, halb aufgebracht, was genau er denn tun solle. Der Zuschauer schien sich daraufhin vor Vergnügen und Scham zugleich kaum einzukriegen. TV-Kameras zeichneten die Szene auf, der Clip fand seinen Weg ins Netz. Später erklärte Guardiola, er habe dem Mann zugerufen, seinen Platz übernehmen zu können.

Die Pointe: Der Trainerstuhl beim Champions-League-Sieger wird nun tatsächlich vorübergehend frei - weil Guardiola wegen akuter Rückenprobleme für die nächsten Ligaspiele (gegen Sheffield und Fulham) ausfällt. City teilte überraschend mit, dass sich der Katalane in seiner alten Heimat Barcelona einer Operation am Rücken unterziehen musste. Der Eingriff sei erfolgreich verlaufen, hieß es, der Trainer werde nach der Ligapause im September zurückerwartet.

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In dem Schreiben lieferte der Klub auf wenigen Zeilen zum Ausmaß von Guradiolas Beschwerden drei verschiedene Varianten: In der Überschrift war von einer kleinen Operation ("minor back surgery") die Rede, im Teaser darunter von einem Routine-Eingriff ("routine operation") - und im Text hieß es dann, es habe sich um eine Dringlichkeitsoperation ("emergeny surgery") gehandelt. Was stimmt?

Vermutlich ist es eine Mischung aus allen drei Deutungen. Denn es wirkt zwar wie ein kleiner Eingriff, den die Ärzte in ihrem Arbeitsalltag regelmäßig durchführen. Aber der Zeitpunkt der Maßnahme, unmittelbar nach dem Saisonstart, lässt annehmen, dass die Operation nicht geplant war, sondern sich nicht weiter aufschieben ließ. Schon seit geraumer Zeit leide Guardiola unter "starken Rückenschmerzen", erklärte City in der Stellungnahme.

In der Vorwoche klopfte sich der Trainer auf der Ehrenrunde nach dem Uefa-Supercup-Sieg (nach Elfmeterschießen gegen Sevilla) mit der Hand auf den unteren Rückenbereich. Später soll er sich im Gespräch mit Sevilla-Spielern ebenfalls den Rücken gehalten haben. Angeblich plagen Guardiola immer wieder solche Beschwerden. Als einer der Auslöser gelten die vielen Stunden, die er sitzend beim Analysieren von Spielszenen verbringt. Vor dem letzten Ligaspiel der Vorsaison hatte er gesagt, dass er seine wenigen freien Tage gerade überwiegend mit der Familie und in guten Restaurants verbringe - nicht bei seiner anderen Leidenschaft, dem Golfen. Denn dies erlaube ihm der Rücken nicht.

Vertreten wird Guardiola bei City von seinem langjährigen Assistenten Juanma Lillo

In seinen mittlerweile sieben Dienstjahren in Manchester hat Guardiola, 52, bisher lediglich zwei Pflichtspiele verpasst. Im September 2018 fehlte er bei einem Champions-League-Vorrundenmatch gesperrt. Und im Januar 2022 musste er die FA-Cup-Partie bei Swindon Town wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne verfolgen.

Kaum ein anderer Coach dürfte seit Guardiolas Start als Profitrainer (2008/09) im europäischen Fußball so viele Pflichtspiele an der Seitenlinie betreut haben wie er. In allen Spielzeiten war er mit seinen Vereinen in der Champions League vertreten und schied dabei nie in der Vorrunde aus. Nur nach den vier Barça-Jahren gönnte er sich vor dem Wechsel zum FC Bayern 2013 ein Jahr Auszeit. An diese Leistung kommen wohl nur die Ewigtrainer Sir Alex Ferguson (Manchester United) und Arsène Wenger (Arsenal) heran, und unter den aktiven Trainern allenfalls Carlo Ancelotti und Jürgen Klopp, der seit mehr als 20 Jahren im Dauereinsatz ist (bis auf drei Monate nach seinem Dortmund-Abschied 2015).

In den Vorjahren schien Guardiola vor allem der Champions-League-Titel anzutreiben, den er im Juni mit City gewonnen hat. Sein Vertrag dort läuft noch bis 2025. Bis zu seiner Rückkehr wird er nun nicht von einem vorlauten Fan vertreten - sondern von seinem langjährigen Assistenten Juanma Lillo. Man kann davon ausgehen, dass Guardiola mit ihm ständig in Kontakt sein wird.

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