Paris Saint-Germain:Der Winter ist eine schlechte Jahreszeit für Helden

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Am Boden: Der brasilianische Angreifer Neymar verletzte sich im Ligaspiel gegen Straßburg. (Foto: Franck Fife/AFP)

Wer ersetzt bei Paris Saint-Germain den verletzten Neymar? Die Personalnöte des Klubs verraten viel über die schwierige Lage auf dem Transfermarkt.

Kommentar von Christof Kneer

Von Eric Maxim Choupo-Moting ist bisher kaum die Rede gewesen, das könnte sich rächen. Vielleicht meinen sie bei Manchester United ja, dass die Verletzung von Neymar eine gute Nachricht für sie sei - weil Paris Saint-Germain, nächster Gegner in der Champions League, ohne Neymar leichter zu besiegen ist. Auf diese Idee kann man kommen, denn die Elf von PSG ist ja nach jenem antiken Heldenprinzip aufgebaut, das der Denkweise des Trainers Tuchel eigentlich widerspricht. Tuchel hätte gern so was Langweiliges wie einen ausgewogenen Kader, in dem man - ein biederes Beispiel - einen zweiten Linksverteidiger aufstellen kann, wenn der erste verletzt ist. Tuchels Kader aber ist ein Abenteuer: Der Trainer muss stets hoffen, dass seine Helden Neymar, Mbappé und Cavani brillant genug sind, um jene Lücken im Kader zu überspielen, die hoffentlich keiner bemerkt.

Was also tun, wenn Neymar jetzt fehlt?

An dieser Stelle kommt nun Eric Maxim Choupo-Moting ins Spiel, ein Fußballer, der nicht konstant, aber brillant ist oder möglicherweise auch umgekehrt. Er hat unter Tuchel schon in Mainz gespielt, und so wusste der Trainer, was er tat, als er seinen Ex-Schützling im vorigen Frühsommer bat, nach seinem Abschied in Stoke nicht zu schnell woanders zu unterschreiben. Er, Tuchel, habe da eine Idee - und so lotste er den 29-Jährigen mit dem Tiptop-Namen ins Pariser Heldenensemble, mit verblüffendem Erfolg: Auch die Helden respektieren den coolen Choupo, und vor allem Neymar und Mbappé haben schnell gemerkt, dass dieser lässige Typ als einer der wenigen im Kader das technische Vermögen besitzt, bei ihren Rondo-Trainingsspielchen mitzuhalten.

Aber klar: Ganz allein wird Eric Maxim Choupo-Moting vermutlich doch nicht ausreichen, um Neymar zu ersetzen.

Keiner will den Rivalen stärken

Die aktuellen Personalnöte von Paris Saint-Germain lenken den Blick nun auch auf die Transfermuster der europäischen Großklubs. Zwar darf PSG als Sonderfall gelten, weil der Klub wegen der Financial-Fairplay-Regelung unter strenger Beobachtung steht und die unermesslichen Mittel seiner katarischen Eigner nicht mehr hemmungslos auf den Markt werfen darf.

Aber selbst wenn sie's dürften, kämen sie an dieser doppelten Erkenntnis nicht vorbei: Erstens ist es bei aller wilden Wechselei auf diesem irren Markt nicht üblich, dass Weltklassespieler den einen Topverein für den nächsten verlassen. Messi wechselt nicht mal eben zu Manchester City, Hazard wechselt nicht mal eben zum FC Bayern, Sergio Ramos geht nicht einfach zu Chelsea - keiner will den Rivalen stärken, Transfergeld brauchen diese Großklubs meist auch nicht dringend, und so müssen selbst diese Klubs ihre Zugänge oft eine halbe Etage tiefer abholen, in Sevilla, Dortmund oder Tottenham.

Vor allem aber - zweitens - mag man keinem der Topklubs raten, dass er wie nun PSG auch noch im Winter auf Heldensuche gehen muss. Das Winter-Transferfenster ist das Fenster des kleinen Mannes, und Spieler, die Neymar ersetzen könnten, sind nicht auf dem Markt - höchstens in verkleinertem Format wie James oder Mesut Özil, die in ihren Klubs nicht glücklich sind. Über beide haben sie bei PSG nachgedacht, aber die Januarperiode ist meist auch zu kurz für komplexe Mehrparteien-Deals.

Es könnte am Ende also doch auf Eric Maxim Choupo-Moting rauslaufen.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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