Champions League:Mit dem Selbstvertrauen des Barcelona-Bezwingers

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Aktuell bester Spieler bei PSG und Torschütze gegen Barcelona: Kylian Mbappé. (Foto: imago images/PanoramiC)

Im Champions-League-Viertelfinale kommt es zwischen Bayern und Paris zur Wiederholung des Vorjahresfinales. Trainer Pochettino tönt, Oliver Kahn faucht zurück - und Dortmund hadert mit der Losfee.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die wirklich aufschlussreichen Reaktionen auf die Auslosung des Champions-League-Viertelfinales gab es am Freitag im FC Bayern-TV zu sehen, bei einer Live-Schalte ins Studio an der Säbener Straße. Im Hintergrund war eher schemenhaft zu erkennen, wie dort Beschäftigte des deutschen Rekordmeisters auf dem Trainingsplatz ihrer Arbeit nachgingen. Aber die Blicke zog Hasan Salihamidzic, genannt Brazzo, auf sich.

Immer wieder beugte sich der Sportvorstand nach vorn und legte dabei angestrengt die Stirn in Falten, was zweierlei bedeuten konnte: dass der Schirm, auf dem die Auslosung übertragen wurde, sehr klein war, oder dass Salihamidzic, 44, vielleicht doch einen Optiker um einen Termin bitten sollte. Interessant wurde es aber, als der frühere Bundesligaprofi Hamit Altintop als Losfee in der Uefa-Zentrale in Nyon den englischen Vertreter Manchester City und dann - Trommelwirbel! - doch nicht den FC Bayern, sondern Borussia Dortmund als Gegner aus dem Topf gezogen hatte.

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Für die WM-Qualifikationsspiele gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien beruft Bundestrainer Joachim Löw zudem Amin Younes von Eintracht Frankfurt.

Da drückte Salihamidzic den Rücken durch und griff sich an den Kragen des blütenweißen Hemdes. Er wirkte wie die personifizierte Erleichterung. Man konnte das gut im Kontrast zur Reaktion erkennen, die Salihamidzic zeigte, als der Bayern-Gegner gelost war: Paris Saint-Germain. Wieder ging die Hand zum eigenen Kragen, aber ungleich entspannter.

Natürlich zeigten die Bayern den gebührenden Respekt vor dem Gegner, immerhin waren sie PSG im Vorjahr im Champions-League-Finale in Lissabon begegnet. Damals siegte der FC Bayern durch ein Tor des Franzosen Kingsley Coman. Seinerzeit war der Brasilianer Neymar Jr. die unumstrittene Figur der Pariser, der junge Franzose Kylian Mbappé hingegen kam gerade aus einer Verletzungspause und war nicht auf der Höhe. Zurzeit sind diese Rollen gewissermaßen vertauscht. Neymar war zuletzt wegen Adduktorenproblemen wochenlang außer Gefecht gesetzt. Da Südamerikas Fußball-Verband die WM-Qualifikationsspiele ausgesetzt hat, kann er weiter an seiner Form arbeiten, die Viertelfinalhinspiele stehen erst in der ersten Aprilwoche an. Möglicherweise erhält Neymar aber schon am Sonntag ein paar Minuten Einsatzzeit, wenn PSG zum Tabellendritten Olympique Lyon reist. Als Tabellenzweiter übrigens. Unter dem neuen Trainer Mauricio Pochettino, der Thomas Tuchel ablöste, hat PSG in der Liga schon drei Niederlagen und ein Remis kassiert. Aber das wiegt nicht gar so schwer wie der Sieg gegen den Lieblingsfeind der Katarer, den FC Barcelona. Da setzte sich PSG im Achtelfinale soeben sehr souverän durch.

"Wir haben Barcelona ausgeschaltet, nun werden wir uns auf den FC Bayern konzentrieren - mit einem einzigen Ziel, uns für das Halbfinale zu qualifizieren", tönte der Argentinier Pochettino. Bayerns künftiger Oberboss Oliver Kahn fauchte in klassischer Mia-san-mia-Manier zurück: "Wir haben gezeigt, dass wir im Moment die beste Mannschaft in Europa sind. Uns muss man auch erstmal schlagen", sagte er.

Diese Feststellung hätte wohl auch gegolten, wenn der Kelch mit der Aufschrift Manchester City nicht an den Bayern vorbeigegangen wäre. In Dortmund jedenfalls klangen sie etwas eingeschüchtert, nachdem ihnen Altintop (und damit ausgerechnet ein früherer Schalker) ein Wiedersehen mit dem früheren Dortmunder Ilkay Gündogan und der Mannschaft von Pep Guardiola beschert hatte.

"Ehrlich gesagt habe ich mir zwei Mannschaft nicht gewünscht", räumte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl ein. "Eine davon war Manchester City, weil ich sie für den Topfavoriten halte." Und die andere? Der FC Bayern, natürlich. Die Möglichkeit eines Duells in der laufenden Saison besteht freilich weiterhin. Die Halbfinalbegegnungen sind bereits vorgelost, in einer der beiden Vorschlussrunden gäbe es, jeweils Siege Dortmunds gegen City und Münchens gegen PSG vorausgesetzt, ein deutsch-deutsches Duell. Oder: eine Neuauflage des Champions-League-Finales von 2013.

Auch der andere Turnierzweig bietet übrigens die Aussicht auf ein deutsch-deutsches Duell: Denn wenn sich jeweils der FC Liverpool gegen Real Madrid und der FC Chelsea gegen den FC Porto durchsetzen sollte, müssen sich die Trainer der beiden englischen Mannschaften, Jürgen Klopp und Thomas Tuchel also, um ein Ticket für das Finale in Istanbul balgen.

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