Outing eines Profi-Boxers:Starkes Signal aus der männlichsten Sportart

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Es gibt in der Welt noch viel zu tun, was die Rechte homosexueller Menschen angeht. Das Coming-Out des puerto-ricanischen Profiboxers Orlando Cruz ist daher besonders mutig - nicht nur, weil er bald im schwulenfeindlichen Florida um einen Titel kämpft.

René Hofmann

"Ich bin ein stolzer, schwuler Mann" - Federgewichts-Boxer Orlando Cruz posiert in einem Trainingsgym in San Juan, Puerto Rico. (Foto: AP)

An diesem Samstag hätte in Belgrad eine besondere Parade stattfinden sollen, die "Pride Parade". Homosexuelle wollten zeigen, dass es sie gibt, und für ihre Anliegen werben. Vor zwei Jahren hatte es bei dem Anlass schwere Ausschreitungen gegeben. Gegendemonstranten hatten gewütet; der Schaden, den sie anrichteten, belief sich auf rund eine Millionen Euro. 2011 war die Parade deshalb kurzfristig verboten worden, und auch in diesem Jahr wird sie nicht stattfinden: Die Behörden teilten mit, dass sie die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleisten könnten.

Das allein ist schon ein Armutszeugnis, aber Premierminister Dacic ging sogar noch weiter: Er feierte das Verbot als einen "Sieg für Serbien" - eine Aussage, die dem Botschafter des Landes am Freitag eine Vorladung ins Auswärtige Amt in Berlin einbrachte.

Was die Rechte gleichgeschlechtlich orientierter Menschen angeht, gibt es offenbar vielerorts noch viel zu tun. Ein hoffnungsvolles Zeichen zu dem Thema aber gab es in dieser Woche auch. Es kam dorther, wo es allgemein am wenigsten erwartet wird: aus dem Sport, ja sogar aus dem Männersport schlechthin - dem Boxen. Orlando Cruz, 31, Federgewichtler, siebenmaliger Landesmeister von Puerto Rico, richtete per Erklärung aus: Er sei "ein stolzer, schwuler Mann".

Coming-outs von Sportlern hat es schon einige gegeben. Martina Navratilova ging mit ihrer sexuellen Orientierung wie einige andere Tennisspielerinnen auch früh recht offen um. Im Februar 2007 bekannte John Amaechi als erster Spieler der amerikanischen Profi-Basketball-Liga NBA seine homosexuellen Neigungen; da war seine Karriere allerdings schon vorüber. Einen Top-Boxer, der freiwillig ähnliches von sich preisgibt - das hat es dagegen noch nie gegeben. Und Cruz ist noch nicht einmal ein Ex-Profi.

In zwei Wochen will er in der Kleinstadt Kissimee um den Titel des Nordamerika-Verbandes NABO kämpfen. Kissimee liegt im US-Bundesstaat Florida, wo Homo-Partnerschaften bis heute verboten sind. Cruz' Schritt ist deshalb besonders mutig. In London durften vor wenigen Wochen zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen Frauen boxen. Nun setzt der Sport den zweiten Wirkungstreffer.

© SZ vom 06.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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