Olympia:Zoff im Oranje-Team trübt bestes Olympia-Ergebnis

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Sotschi (dpa) - Die letzte Party im "Holland-Haus" war schon angerichtet, da flogen plötzlich die Giftpfeile.

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Sotschi (dpa) - Die letzte Party im „Holland-Haus“ war schon angerichtet, da flogen plötzlich die Giftpfeile.

Trotz der allgemeinen Euphorie der niederländischen Eisschnellläufer über das überragende Ergebnis bei den Sotschi-Spielen fühlte sich 10 0000-Meter-Olympiasieger Jorrit Bergsma ungerecht behandelt. Der 28-Jährige boykottierte das Finale der Team-Verfolgung und meldete sich bei Coach Arie Koops ab, weil dieser ihn im Viertelfinale nicht eingesetzt hatte. „Ich habe Jorrit nie zugesagt, dass er einen Einsatz bekommt. Die anderen waren einfach stärker“, begründete der Trainer seine Entscheidung. Wohl dem, der solch ein Luxusproblem hat.

Durch den Erfolg in den beiden abschließenden Team-Rennen holten allein die Kufenflitzer des Oranje-Teams zusammen mehr Medaillen als die komplette deutsche Olympia-Mannschaft. Hohn und Spott blieben aus. Stattdessen war Maurits Hendriks, Chef de Mission des niederländischen Olympia-Teams, auch in seiner Schlussbilanz noch ungläubig: „Ich habe die letzte Nacht wach gelegen und versucht, mir unsere Medaillenzahl bewusst zu machen. Ich weiß nicht, ob mir das wirklich gelungen ist.“

Mit 23 von 32 möglichen Medaillen - achtmal Gold, siebenmal Silber und achtmal Bronze - schafften die niederländischen Skater ein Rekordergebnis, das kaum wiederholbar scheint. Sie verdoppelten sogar ihre bisherige Olympia-Bestmarke, aufgestellt bei den Spielen 1998 in Nagano (5/4/2). Bei einer Riesenparty an diesem Montag in Assen sollen die Oranje-Stars gefeiert werden.

Bergsma schmollte jedoch ausgerechnet vor dem Happy End. „Es ist die Art und Weise des Umgangs mit mir, die mich stört“, kritisierte er. „Ich habe wirklich zu keiner Zeit gespürt, dass ich Teil des Teams war. Immer hieß es nur, Du kommst nur im Ernstfall zum Einsatz“, beklagte er sich. Es gilt als kein Geheimnis, dass Superstar Sven Kramer gegen den Start seines Bezwingers über 10 000 Meter intervenierte. „Ich habe keine Befindlichkeiten gegen ihn. Aber die Besten sollen laufen“, behauptete Kramer.

Mit dem Einsatz im Team und seinem zweiten Gold hätte Bergsma jedoch wohl zu sehr am Thron von „König Sven“ gerüttelt, der mit zweimal Gold und einmal Silber erfolgreichster Oranje-Läufer in Sotschi war. Mit seiner siebten Olympia-Plakette (3/2/2) schloss er zudem in der Zahl der gewonnenen Medaillen zu den Rekordhaltern Clas Thunberg (Finnland/5/1/1) und Ivar Ballangrud (Norwegen/4/2/1) auf.

Team-Gefährte Jan Blokhuijsen wollte sich aus den Sticheleien der beiden raushalten: „Ich sage nichts dazu. Ich will mir die Freude durch so einen Konflikt nicht verderben lassen.“ Gemeinsam mit Kramer und Koen Verweij lief er im Finale gegen Südkorea in 3:37,71 Minuten olympischen Rekord und sicherte seinem Land das erste Olympia-Gold in diesem Wettbewerb.

Im Team-Rennen der Frauen holte sich Ireen Wüst an der Seite von Jorien ter Mors und Marrit Leenstra ihre fünfte Medaille in Sotschi und ist nun mit achtmal Edelmetall (4/3/1) zweiterfolgreichste Eisschnellläuferin bei Olympia nach Claudia Pechstein, die neun Medaillen erkämpfte (5/2/2). Die Oranje-Damen ließen dem Team aus Polen in 2:58,05 Minuten keine Chance. Die deutschen Damen, die beide bisherigen Team-Rennen bei Olympia 2006 und 2010 gewonnen hatten, waren für Sotschi - wie auch die Herren - nicht qualifiziert und hatten damit für eine weitere Enttäuschung gesorgt. Erstmals seit 50 Jahren blieben die Deutschen bei Olympia ohne jede Medaille.

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