Olympia:«YEAH»: Rebensburg feiert Riesenslalom-Bronze

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Krasnaja Poljana (dpa) - Es muss nicht immer Gold sein! Viktoria Rebensburg bejubelte ihre Bronzemedaille nach einer Saison voller Rückschläge beinahe wie den Olympiasieg von Vancouver.

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Krasnaja Poljana (dpa) - Es muss nicht immer Gold sein! Viktoria Rebensburg bejubelte ihre Bronzemedaille nach einer Saison voller Rückschläge beinahe wie den Olympiasieg von Vancouver.

„Für mich zählt die Medaille fast genauso viel wie damals die Goldmedaille, weil die Saison entsprechend hart war“, sagte eine gelöste Rebensburg nach dem schwierigen Riesenslalom in den Bergen von Krasnaja Poljana. DOSB-Präsident Alfons Hörmann weinte vor Freude - so emotional reagierte die 24-Jährige nicht. Rebensburg ballte auf dem Siegerpodest die Fäuste und riss die Arme nach oben: Die Erleichterung über die für viele unerwartete Medaille war auch bei ihr riesig.

Bei widrigen Bedingungen mit Schneefall im oberen Streckenteil und strömendem Regen im Zielhang kämpfte sich die Skirennfahrerin vom Tegernsee von Rang sechs im ersten Durchgang noch aufs Stockerl. „Super Vicky! Cool gemacht! Gratulation!“, twitterte die deutsche Rekord-Alpine Maria Höfl-Riesch.

Einzig Tina Maze aus Slowenien und Anna Fenninger aus Österreich waren beim auch als „Schwimmwettbewerb“ bezeichneten Rennen schneller als Rebensburg. Für Maze war es nach dem Abfahrtssieg die zweite Goldmedaille in Sotschi, Fenninger triumphierte zuvor im Super-G. „Das war ein Hammerrennen im zweiten Durchgang“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier. Nach ihrer Fahrt jubelte Rebensburg beim Abschwingen mit einem lauten „YEAH“ und dem linken Ski in der Luft, Teamkollegin Barbara Wirth knuddelte sie kurz darauf innig. Von Maier gab es ein Extra-Lob für Rebensburg, die mit einer Lungenentzündung während der Saison letztlich zwei Monate ausgefallen war: „Die kann einfach außergewöhnlich gut Riesenslalom fahren.“

Fragwürdig waren die äußeren Umstände bei der siebten von zehn Alpin-Entscheidungen in Russland. „Habt ihr schon mal so ein Sauwetter gesehen bei einem Skirennen? Ich nicht. Und ich bin schon seit '92 dabei“, fragte Maier. „Für uns ist das jetzt gut ausgegangen. Aber eigentlich hätte man das Rennen von der Wichtigkeit her nicht unter den Bedingungen durchziehen müssen.“

Dass sie äußere Einflüsse kaum aus der Bahn werfen, hatte Rebensburg schon in Kanada vor vier Jahren bewiesen. Wegen Nebels war die Entscheidung auf zwei Tage gestreckt worden, ihre Eltern saßen bei der Goldfahrt damals deswegen schon im Flieger gen Heimat. Nach Sotschi waren sie nun nicht mitgekommen. „Die haben alles richtig gemacht. Heute schifft's ja wie Sau“, kommentierte Rebensburg trocken.

Als die Schwedin Jessica Lindell-Vikarby patzte und Rebensburgs zweite Medaille bei Winterspielen damit perfekt war, jubelte die zweimalige Kristallkugelgewinnerin im Riesentorlauf. „Ich habe immer daran geglaubt. Es ist vor allem nach dieser Saison ein Riesenerfolg“, erklärte die Bayerin.

Völlig durchnässt stand DOSB-Präsident Hörmann in Blickweite und war tief bewegt. „Schlichtweg zum Heulen“, gestand der Funktionär, „aber im positiven Sinne, weil ich so nah dran bin um beurteilen zu können, was da in ihr jetzt vorgehen könnte.“ Beim letzten Großereignis, den Weltmeisterschaften in Schladming, verhinderte Verletzungspech ein Erfolgserlebnis. „Wer ihre Geschichte, auch letztes bei der WM verfolgt hat, der weiß, was der Moment wieder bedeutet“, betonte Hörmann.

Nach Gold in der Super-Kombination und Silber im Super-G für Maria Höfl-Riesch ist Rebensburgs Bronze bereits die dritte Olympia-Medaille für die deutschen Alpinen - Ziel erreicht. „Ich persönlich freue mich natürlich darüber, dass wir drei Medaillen erreicht haben. Die Vorgabe des DOSB haben wir erfüllt“, erklärte Maier. Vor dem Riesenslalom der Herren am Mittwoch und den Slalom-Rennen am Freitag und Samstag sei die Stimmung im Team nun „lockerer“.

Im Torlauf hofft auch Höfl-Riesch wieder auf einen Einsatz. Das Rennen am Dienstag hatte sie wegen eines „Infekts der oberen Atemwege“ ausgelassen. Nach Rebensburgs Medaillenfahrt gratulierte sie flugs übers Internet.

Auch Wirth, die bei ihrer Olympia-Premiere auf Rang 25 fuhr, bejubelte die Teamkollegin. „Wahnsinn, das freut mich riesig für sie. Sie hat echt schwierige Zeiten gehabt“, meinte die 24-Jährige. Dass sich Rebensburg von den widrigen Umständen nicht beeindrucken lies, gefiel Wirth sehr. „Das war fast ein Schwimmwettbewerb.“

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