Leichtathletik bei Olympia:Mihambo springt zu Gold

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So weit gesprungen wie sonst keine: Malaika Mihambo gewinnt Gold in Tokio. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Die Weitspringerin Malaika Mihambo wird als erste Deutsche seit 2000 Olympiasiegerin in ihrer Disziplin. In einem dramatischen Finale steigert sie sich im entscheidenden Moment.

Der Weltmeisterin Malaika Mihambo ist im Weitsprung-Krimi von Tokio eine goldene Punktlandung gelungen. Im Olympia-Finale triumphierte die 27-Jährige von der LG Kurpfalz am Dienstag im letzten Versuch mit 7,00 Metern. Silber sicherte sich die bis zum fünften Durchgang führende viermalige Weltmeisterin und London-Olympiasiegerin Brittney Reese aus den USA mit 6,97 Metern vor der Weltjahresbesten Ese Brume aus Nigeria. "Ich bin überwältigt. Ich glaube, es war bei den Frauen der spannendste Weitsprung-Wettkampf der Geschichte. Es war so aufregend, dabei zu sein, und ich bin froh, dass ich es am Ende geschafft habe. Ich wusste die ganze Zeit, dass ich es schaffen kann", sagte Mihambo. Zur Halbzeit lagen die besten fünf innerhalb von neun, die besten acht innerhalb von 17 Zentimetern. Alles war möglich.

"Wenn ich mal einen auf dem Brett treffe, passt das auch von der Weite her", hatte Mihambo nach der Qualifikation gesagt. Das wurde aber im Finale ein Problem: In Durchgang drei - beim EM-Triumph 2018 und dem WM-Titel 2019 jeweils ihr bester - verschenkte sie 20 Zentimeter, kam aber dennoch auf 6,78 m. In der vierten Runde lief sie durch. "Irgendwas ist anders geworden", rief sie ihrem Trainer Ulrich Knapp auf der Tribüne zu. Sie fand den verloren Faden nicht, übertrat im fünften Versuch. Als sie dann aber Bronze sicher hatte, legte sie alles in den letzten Sprung. Mihambo traf das Brett nicht, verschenkte 19,5 Zentimeter - und dennoch leuchteten die magischen und letztlich entscheidenden sieben Meter auf.

Es ist die zweite Medaille für die deutschen Leichtathleten nach Silber der Potsdamer Diskuswerferin Kristin Pudenz. Monatelang war es alles andere als sicher, ob der zweimaligen "Sportlerin des Jahres" Mihambo überhaupt der große Coup gelingen würde. Rechtzeitig vor Olympia zeigte sie aber einen deutlichen Aufwärtstrend und näherte sich wieder der Sieben-Meter-Marke an. "Es war gut, in der schwierigen Phase immer den Kopf oben behalten zu haben", sagte sie.

Mihambo ist die vierte deutsche Olympiasiegerin im Weitsprung seit 1948

Während Mihambo nach ihrem 7,30-Meter-Satz bei der WM 2019 in Doha lange wie schwerelos über sieben Meter geflogen war, ging ihr nach der Pandemie-Pause die Leichtigkeit des Springens verloren. Die Verkürzung des Anlaufs zur Schonung ihres lädierten Rückens von 20 auf 16 Schritte und die Rückkehr zum langen Anlauf gerieten bis nahe an Olympia heran zur Zitterpartie. Eine Erlösung war deshalb, dass die Olympia-Vierte von Rio in der Qualifikation in Tokio mit 6,98 Metern sicher ins Finale einzog und so weit wie zuvor in der Saison nicht kam.

Mihambo ist die vierte deutsche Olympiasiegerin im Weitsprung seit 1948. Bei den Sommerspielen 1972 in München gewann Heide Rosendahl-Ecker das erste Gold. Vier Jahre später gelang dies Angela Voigt in Montreal für die damalige DDR. Einen Doppelerfolg feierte Heike Drechsler 1992 in Barcelona und 2000 in Sydney.

"Der Wettkampf hört erst nach dem sechsten Versuch auf. Wichtig war, den Glauben nicht zu verlieren. Ich wusste, ich kriege noch eine allerletzte Chance", sagte Mihambo im ZDF. Vor dem letzten Durchgang hatte sie mit 6,95 m noch hauchdünn hinter London-Olympiasiegerin Reese und der Nigerianerin Ese Brume (beide 6,97) auf Platz drei gelegen, dann zog sie aber nervenstark mit 7,00 m vorbei.

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