Olympia:Unersättlicher «Eis-Zar»: Pluschenko will nochmal Gold

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Sotschi (dpa) - Im roten Trainingsanzug der russischen Athleten herzte Kremlchef Wladimir Putin seinen Kumpel Jewgeni Pluschenko und ließ sich von den patriotischen Fans frenetisch feiern.

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Sotschi (dpa) - Im roten Trainingsanzug der russischen Athleten herzte Kremlchef Wladimir Putin seinen Kumpel Jewgeni Pluschenko und ließ sich von den patriotischen Fans frenetisch feiern.

Die Energieleistung des 31 Jahre alten Kufenstars beim Gewinn der Team-Goldmedaille im Eiskunstlaufen war genau nach dem Geschmack des sportbegeisterten Staatsoberhaupts. Der mehrfach operierte Pluschenko quälte seinen Körper für den Erfolg und bewies, dass das Unerwartete machbar ist - das liebt Putin.

Die russische Presse überschlug sich am Montag. „Mach's noch einmal, Schenja: Es ist symbolisch, dass Russland seine erste Goldmedaille in einem Mannschaftswettbewerb gewann. Gemeinsam ist man stärker“, schrieb „Sowjetski Sport“. Die Tageszeitung „Sport Express“ titelte: „Gold für Russlands Dream Team. Die Spiele beginnen mit einem Triumph für uns. Pluschenko spielte Vabanque: Für einen Sieg der Mannschaft riskierte er seine Knochen.“

Auch der langjährige Coach Alexej Mischin war in seinen Lobeshymnen nach dem Coup am Sonntagabend nicht zu stoppen: „Jewgeni hat Charisma, er hat Power und weiß, was ein Spektakel braucht.“ Pluschenko selbst lachte alle Zweifel an einem Startverzicht für die Einzeldisziplin einfach weg. Lange hat er sich für dieses Finale seiner Karriere geschunden, jetzt will er es trotz der Schrauben und Schmerzen im Rücken auskosten. „Ich fühle Energie, ich möchte noch eine Medaille“, sagte der Doppel-Olympiasieger. Mit Medaille Nummer fünf in der Einzel-Disziplin könnte er alleiniger Rekordhalter im Eiskunstlauf werden.

„Ich liebe es, Erster zu sein“, betonte der „Eis-Zar“ und bedankte sich bei dem „so großen Trainer Mischin und der besten Ehefrau“. In großen rosafarbenen Lettern stand „Mein Herz ist bei dir“ auf dem kleinen Banner, das Jana Rudkowskaja aus ihrer schwarzen Hermes-Handtasche aus Krokodilleder holte. Noch bevor ihr Mann zum Interview kam, drängelte sich die Managerin mit der rosafarbenen Fellmütze von Chanel und dem grauen Louis-Vuitton-Mantel vor die Mikrofone.

„Nicht schlecht“, stammelte die aufgeregte Fernsehproduzentin, als sie zu seiner Leistung gefragt wurde. Rudkowskaja soll den acht Jahre jüngeren Eisläufer nur unter einer Bedingung geheiratet haben: „Ich erklärte Schenja: Ich heirate dich nur, wenn du wieder mit dem Sport anfängst. Es waren die Worte einer Frau, die ihn liebt, die aber auch das Geschäft versteht“, sagte die clevere Frau dem „Spiegel“. Sie studierte Medizin und kam mit Schönheitssalons und Botox-Spritzen zu Millionen. Inzwischen hat sie 80 Angestellte in ihrer Musikfirma.

Unermüdlich trieb sie ihren Mann an, ließ seinen Namen als Marke schützen und sorgte dafür, dass der einfache Sohn eines sibirischen Bauarbeiters inzwischen jährlich 2,5 Millionen Dollar verdient. In seiner Kür zeigte Pluschenko noch lange nicht alles, was er kann. Die Glanzleistung will er sich für den Herren-Wettbewerb am Donnerstag und Freitag aufheben. Zwar gab es viel Kritik an den hohen Noten für seine simple Schlittschuh-Kunst - den Respekt der Eislauf-Szene hat er sich nach diesem Kraftakt allemal erarbeitet.

Während der „Oldie“ für die alte Schule des Kufensports steht, demonstrierte die 15-jährige Julia Lipnizkaja mit dem Sieg bei den Damen die neue Kunstlauf-Renaissance im Gastgeberland der Spiele. Die Europameisterin will wie die Paarläufer und Tänzer aufs Podium. „Komsomolskaja Prawda“ kommentierte: „Der Veteran und die Eisprinzessin: Als Pluschenko Anfang 1998 seine erste EM-Medaille gewann, war Julia Lipnizkaja noch nicht einmal geboren.“ Das Trauma der Spiele vor vier Jahren in Vancouver mit keinem Erfolg in der Traditionssportart ist durch die Rückkehr von Pluschenko und das Gold im Team erst einmal überwunden.

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