Olympia:Trotz mäßigen Starts: Canada setzt auf Goldjunge Crosby

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Sotschi (dpa) - Gegen das Selbstverständnis eines Sidney Crosby kommen schlechte Statistiken nicht an. Null Treffer, fünf Torschüsse, zwei Assists: Nach drei Spielen der olympischen Vorrunde sind diese Zahlen für den besten Eishockeyspieler der Welt enttäuschend.

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Sotschi (dpa) - Gegen das Selbstverständnis eines Sidney Crosby kommen schlechte Statistiken nicht an. Null Treffer, fünf Torschüsse, zwei Assists: Nach drei Spielen der olympischen Vorrunde sind diese Zahlen für den besten Eishockeyspieler der Welt enttäuschend.

Aber ein Sidney Crosby schert sich nicht um solche Werte, schon gar nicht bevor der Kampf um die Goldmedaille in Sotschi überhaupt in die wichtige Phase geht. „Es erinnert sich doch niemand an die Ergebnisse von Gruppenspielen. Ich jedenfalls weiß nicht mehr die Resultate von Vancouver, Turin oder Salt Lake City“, meint der Kapitän von Kanadas Star-Auswahl. „Es geht doch darum, was wir jetzt zustande bekommen.“

Wunderkind, Volksheld, Idol von Millionen Kanadiern. Die Klasse von „Sid the Kid“ soll die Nordamerikaner auch in der am Mittwoch beginnenden K.o.-Runde von Sotschi bis ins Finale tragen. So wie vor vier Jahren, als der Stürmer mit seinem Treffer in der Verlängerung des Endspiels ein ganzes Land in den Freudenrausch stürzte.

Jeder beurteile Crosby nur nach Toren und Vorlagen, bemängelt Kanadas Trainer Mike Babcock, „ich beurteile ihn nach Siegen“. An den Anpassungsschwierigkeiten seines Superstars ist der Coach mit schuld, würfelte er doch die Angriffsreihen in den drei Matches wild durcheinander. Das mit den Experimenten soll es aber jetzt gewesen sein, fordert der NHL-Topscorer: „Man will sein Spiel nicht immer ändern. Wir haben hier drei gute Partien gemacht, wir werden besser.“

Gut allein dürfte nicht reichen, um als erstes Team seit den Russen 1992 den Olympiasieg zu wiederholen. Das weiß auch Crosby, der das Team Canada erstmals als Kapitän bei den Winterspielen anführt. „Man will immer mehr, mehr Chancen herausspielen und natürlich den Puck auch im Netz unterbringen“, sagt er mit einem Schulterzucken.

Sidney Patrick Crosby kann in Sotschi spielen wie er will, wenn er am Puck ist, klicken immer die Kameras der Fotografen, und ein leichtes Raunen geht durch die Arena. Jeder erwartet von der berühmten Nummer 87 den nächsten Geniestreich, einen seiner famosen Sololäufe, einen unhaltbaren Schuss. An den Druck hat sich einer der bestbezahlten Sportler in Nordamerika gewöhnt, spätestens seit er in Vancouver im Alter von nur 22 Jahren ein ganzes Land erlöste. „Der Druck kommt jedes Mal, wenn man dieses Trikot anzieht“, sagt er.

Einsätze Crosbys für die „Ahornblätter“ sind aber eine Seltenheit. Weil er mit seinen Pittsburgh Penguins fast jedes Jahr in den Playoffs der NHL spielt, steht er der Auswahl kaum zur Verfügung. Olympia ist immer eine Ausnahme, und auch in Sotschi konnten die Nordamerikaner den vermeintlichen Heilsbringer nicht daheim lassen.

Der wiederum will auch im fernen Russland nicht auf einige seiner inzwischen legendären Marotten verzichten - Crosby ist einer der abergläubischsten Profis im Eishockey. Nachdem er seinen Schläger getaped hat, darf diesen niemand anderes mehr anfassen. Wenn er im Teambus über Eisenbahnschienen fährt, hebt er die Beine hoch. An Spieltagen ruft er seine Mutter nicht mehr an - angeblich, weil er sich schon öfter verletzte, nachdem er mit Mom telefoniert hat.

So wird Trina Crosby auch an diesem Mittwoch keinen Anruf ihres weltbekannten Sohnes erhalten. Womöglich reicht es ihr, wenn sich Sidney am nächsten Montag mal meldet - wieder als Olympiasieger.

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