Olympia:Silber ist erst der Anfang für das Eishockey-Team

Lesezeit: 2 min

Lindsey Vonn feiert mit den deutschen Eishockeyspielern Marcus Klink, David Wolf und Patrick Reimer (von links) deren Silbermedaille. (Foto: dpa)

Die Mannschaft von Marco Sturm hat in Südkorea mehr gewonnen als eine Medaille. Um die Begeisterung zu konservieren, müssen nun Verband und Liga wieder zusammenfinden.

Kommentar von Johannes Schnitzler

Schöner als der Sportinformationsdienst kann man eine Frage nicht formulieren an einen Trainer, der gerade das erste olympische Finale seiner Karriere verloren hat: "Gold schien kurz vor dem Ende auf dem Silbertablett zu liegen. Überwiegt nun die Enttäuschung?" 55,5 Sekunden fehlten gegen die Russen zur größten Sensation in der Eishockey-Geschichte. "Aber es war ein weiteres großartiges Spiel", antwortete Marco Sturm. "Meine Spieler sollten sehr stolz sein." Silber ist der größte Erfolg in der deutschen Eishockey-Historie.

Nach dem Sieg im Viertelfinale gegen Weltmeister Schweden hatten sich die Deutschen in der Kabine mit schwarzen, roten und gelben T-Shirts aufgestellt, eine vor Schweiß und Stolz strotzende Fahne. Wir für Deutschland. TeamD. In diesem Team waren die Spieler genau so wichtig wie die Co-Trainer, die Physiotherapeuten Martin Abraham und André Kreidler oder Ausrüstungsmanager Marco Nachrichter. Sturm hat diesen Teamgedanken in die Köpfe gepflanzt. Noch wichtiger wird sein, dass Verband und Liga als Team zusammenfinden. Sportdirektor Stefan Schaidnagel versprach nach dem 4:3-Triumph gegen Kanada: "Diesen Schwung, diese Euphorie wird der DEB als Rückenwind für die weitere Arbeit am Reformprojekt 2026 nutzen." Der DEB will regelmäßig um Medaillen spielen.

Olympia
:Stich ins Herz

Für drei Minuten fühlen sich die deutschen Eishockey-Spieler wie Olympiasieger - dann entreißen ihnen die russischen Athleten beim 3:4 im Finale die Goldmedaille. Doch die Freude über Silber ist groß.

Von Saskia Aleythe

Nach Bronze 1976, dem "Wunder von Innsbruck", als Präsident Franz Reindl als 21-Jähriger noch selbst auf dem Eis stand, erlebte Eishockey in Deutschland den Höhepunkt seiner Popularität. Mitte der 1990er Jahre begannen sich der Verband und die neu gegründete Deutsche Eishockey Liga zu entfremden. Der Abstieg aus der Weltelite und das Verschwinden der nach Fußball beim Publikum beliebtesten Teamsportart in Nischenmedien waren die Folge. Das Halbfinale bei der Heim-WM 2010 blieb ein Solitär. Bis Sturm mit Reindls Prokura 2015 begann, den ganzen Steinbruch zu schleifen.

"Der Job ist nicht erledigt"

Sturms Team hat in Südkorea mehr gewonnen als eine Medaille. "Ihr habt ganz Deutschland für Eishockey ganz neu begeistert", sagte Bundespräsident Steinmeier in einem Telefonat vor dem Finale. Mit dem Erfolg steigt die Erwartung. Aus Respekt erwächst Verantwortung. "Alle haben jetzt gesehen, dass sich Nachwuchsarbeit lohnt, dass sich die deutschen Spieler in der Welt etablieren können", sagt Reindl. DEB-Vize Marc Hindelang formulierte es so: "Das wird das Wichtigste sein: Dass wir nicht sagen: ,Es ist doch alles gut.' Denn das ist es nicht. Ich will jedenfalls keine 42 Jahre auf die nächste Medaille warten müssen. Der Job ist nicht erledigt." Goldene Worte.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Olympia
:Wundersame Einheit auf Eis

Fast auch noch Russland im olympischen Finale geschlagen: Bundestrainer Marco Sturm formte in der kleinen Eishockey-Nation Deutschland eine große Mannschaft.

Kommentar von Thomas Hummel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: