Olympia:Putin-Liebling Pluschenko erlöst Gastgeber

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Sotschi (dpa) - Präsident Wladimir Putin kam genau rechtzeitig in den "Eisberg"-Palast zur ersten russischen Goldmedaille bei den Heim-Spielen von Sotschi.

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Sotschi (dpa) - Präsident Wladimir Putin kam genau rechtzeitig in den „Eisberg“-Palast zur ersten russischen Goldmedaille bei den Heim-Spielen von Sotschi.

Altmeister Jewgeni Pluschenko führte das russische Team vor 12 000 begeisterten Zuschauern bei der Olympia-Premiere des Teamwettbewerbs zum überlegenen Sieg und brachte den Eis-Tempel zum Beben. Erleichtert stellte der Turin-Olympiasieger nur Minuten nach seiner Kür klar, dass er auf jeden Fall auch im Einzel antreten wird. „Zweimal Olympiasieger ist toll, aber ich will noch mehr Medaillen“, sagte Putins angeschlagener Liebling in den Katakomben.

Pluschenko gewann die Herrenkonkurrenz mit 168,20 Punkten, riskierte aber nur einen statt zwei vierfachen Toeloops. „Das reichte heute, mehr musste er nicht machen“, betonte sein langjähriger Coach Alexej Mischin. Trotz zahlreicher Operationen an Knie und Rücken ist der dreimalige Weltmeister noch hungrig: „Das war nur zum Aufwärmen, ich will noch mehr Medaillen. Ich freue mich, gegen die jungen Läufer zu laufen“, sagte der strahlende Pluschenko, der jetzt zweimal Gold und zweimal Silber geholt hat. Vier olympische Medaillen hatte schon der Schwede Gillis Grafström Anfang des vergangenen Jahrhunderts geschafft - fünf durfte sich noch kein Eis-Künstler umhängen.

Immer wieder wurde spekuliert, dass der St. Petersburger nach dem Teamevent aufgeben wird und der 18 Jahre alte Ersatzläufer Maxim Kowtun einspringen muss. Pluschenko wirkte zum Schluss seiner emotionalen Kür entkräftet, aber Mischin widersprach und sagte, die Taktik sei gewesen, für das Team kein Risiko einzugehen. Auch die 15-jährige Julia Lipnizkaja deutete mit ihrem klaren Erfolg bei den Damen an, dass mit ihr bei der Medaillenvergabe in der Einzeldisziplin zu rechnen ist. Die Europameisterin zeigte vor vollem Haus in Sotschi keine Nerven.

Den Schlusspunkt unter den Erfolg setzten die Tänzer Jelena Ilinych und Nikita Kazalapow, die Dritte wurden und auch in ihrer Spezial-Disziplin um Bronze kämpfen wollen. So entschieden die Gastgeber den Mixed-Wettkampf überlegen mit 75 Punkten und zehn Zählern Vorsprung vor Team Kanada, das Weltmeister Patrick Chan für die Einzelkonkurrenz schonte. Bronze ging an die USA (60). Die Deutschen schieden in Sotschi als achte von zehn Nationen bereits nach den Kurzprogrammen aus. Nur die besten fünf durften ihre Küren vortragen.

Zuvor hatte die Internationale Eislauf-Union Gerüchte zurückgewiesen, nach denen es Preisrichterabsprachen zwischen Russland und den USA geben soll. In der französischen Sportzeitung „L'Équipe“ wird ein russischer Trainer zitiert, der anonym behauptet, die Gastgeber hätten einen Deal mit den Amerikanern. Danach soll Russland Gold im Teamevent und im Paarlauf zugeschanzt bekommen, die USA dafür im Tanz gewinnen. Auch die amerikanische Delegation dementierten die Spekulationen. Betroffen könnten die Chemnitzer Aljona Savchenko und Robin Szolkowy sein, die im Paarlauf von Dienstag an um Gold kämpfen.

Vor zwölf Jahren hatte es in Salt Lake City nach aufgedeckten Mauscheleien nachträglich zweimal Gold im Paarlauf gegeben, und das Bewertungssystem war geändert worden. „So etwas wäre nicht gut für das Image unseres Sports, aber ich glaube es auch nicht“, sagte Elke Treitz, Vizepräsidentin der Deutschen Eislauf-Union, der Nachrichtenagentur dpa.

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