Olympia:Nullnummer droht: Biathlon-Damen wieder ohne Medaille

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Krasnaja Poljana (dpa) - Nach der erneuten Olympia-Pleite für die deutschen Biathlon-Damen ahnte Bundestrainer Gerald Hönig, was auf ihn zukommen würde. "Jetzt haben wir viel Aufbauarbeit zu leisten", stöhnte er.

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Krasnaja Poljana (dpa) - Nach der erneuten Olympia-Pleite für die deutschen Biathlon-Damen ahnte Bundestrainer Gerald Hönig, was auf ihn zukommen würde. „Jetzt haben wir viel Aufbauarbeit zu leisten“, stöhnte er.

Beim zweiten Olympiasieg der Weißrussin Darja Domratschewa war das DSV-Quartett im Einzelrennen ohne Andrea Henkel wieder völlig chancenlos. Der erhoffte Schub durch die Silbermedaille von Erik Lesser tags zuvor blieb für die gebeutelten Skijägerinnen aus. Die Plätze 13, 20 und 38 und die Aufgabe von Franziska Preuß waren sicher kein Aufbruchssignal.

„Die Mädchen wollten unbedingt den schlechten Eindruck vom Verfolger wegwischen“, versicherte Hönig. „Doch erst, als der Wettkampf nach zu vielen Schießfehlern für uns schon gelaufen und der Druck weg war, trafen sie.“

Dem mit 25 Olympia-Medaillen erfolgsverwöhnten Damen-Team steht nun das bevor, was die Männer vor vier Jahren in Vancouver erlebten: Olympia ohne Edelmetall. Danach gab es bei einen Neuaufbau, das könnte nun auch den Damen bevorstehen. Zwar sei sie zu weit weg vom Team, sagte Rekordweltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin Magdalena Neuner in der ARD. „Aber es schadet nie, wenn ein frischer Wind weht. Da müssen auch mal alte Strukturen verändert werden.“

Einziger kleiner Lichtblick war in Krasnaja Poljana die erst 20 Jahre alte Laura Dahlmeier. Mit einer Strafminute landete die dreimalige Junioren-Weltmeisterin auf dem 13. Platz. Die 13 Jahre ältere Evi Sachenbacher-Stehle lag nach drei Schießfehlern gleich zum Auftakt aussichtslos zurück. Zwar traf sie die nächsten 15 Scheiben, doch zu mehr als dem 20. Rang mit 4:10,8 Minuten Rückstand reichte es trotz der siebtbesten Laufzeit nicht.

„Sicherlich war das Ergebnis nicht so, wie sie sich das erhofft haben, aber man darf nicht zu kritisch sein“, meinte der neue Biathlon-Held Lesser in der ARD und tröstete: „Die Mädels werden die richtigen Schlussfolgerungen ziehen und in die nächsten Rennen anders auftreten.“

Diesen Trost brauchte Franziska Hildebrand. Sie traf 18 der 20 Scheiben, hatte in ihrem ersten Olympia-Wettkampf in den Bergen über Sotschi als 38. aber schon 5:46,8 Minuten Rückstand. Sie hielt trotz Krämpfen aber wenigstens durch: „So schlecht ging es mir noch nie. Mit einem so verkorksten Lauf ist nichts zu holen.“

Franziska Preuß wurde von den Bundestrainern bereits nach dem zweiten Schießen mit insgesamt fünf Fehlern aus dem Rennen genommen. „Unser Teamküken ist für den Massenstart qualifiziert und wir brauchen sie wohl auch auch noch für die Staffel“, begründete Hönig die Maßnahme. Die 19-Jährige war danach in Tränen aufgelöst und musste von Mannschafsarzt Klaus Marquardt getröstet werden.

Das Bundestrainer-Duo Hönig/Ricco Groß hofft nun, dass Andrea Henkel rechtzeitig zum Massenstart am Montag wieder gesund wird. Freitagvormittag absolvierte die Thüringerin ein erstes leichtes Biathlon-Training. „Wenn sie weiter solche Fortschritte macht, dürfte sie starten können“, glaubt Hönig.

Sein Altenberger Kollege Klaus Siebert durfte dagegen erneut jubeln. Seine „Dascha“ Domratschewa landete den zweiten Gold-Coup nach ihrem Sieg im Verfolgungsrennen. „Ein Kindheitstraum ist wahr geworden“, sagte die Weißrussin in der ARD und würdigte ihren Coach: „Ich habe ihm so viel zu verdanken.“

Hinter Selina Gasparin, die erstmals eine olympische Biathlon-Medaille für die Schweiz eroberte, ging Bronze an Domratschewas Landsfrau Nadeschda Skardino. „Kneif mich mal!“, sagte Siebert. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist mehr als optimal für uns gelaufen. Für so einen Erfolg braucht man auch ein bissel Glück, und wir hatten absolute Granaten unter den Füßen.“

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