Olympia: Medaillenspiegel:Deutsches Team: "Wir sind ein Wintersportland"

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Vor vier Jahren in Turin hatte es an den ersten acht Tagen 14 Medaillen gegeben, dieses Mal waren es 13. Der Trend stimmt also. Am Ziel, wie in Italien die meisten Plaketten zu gewinnen, wird festgehalten, wobei gilt: Auch ein Platz unter den ersten drei Nationen gilt noch als Erfolg.

In einigen Disziplinen wird es allerdings schwer, die selbstgesteckten Ziele noch zu erreichen. So gab die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) aus, im Richmond Oval gerne sechs Medaillen einheimsen zu wollen, darunter zwei goldene. Nach dem enttäuschenden Auftakt von Anni Friesinger über 1000 Meter ist das kaum noch zu erreichen. Auch die Biathleten blieben bis zum Samstag hinter den Erwartungen.

"Wir sind ein Wintersportland, ein Frauensportland und ein Techniksportland. Das bestätigt sich hier wieder", sagt Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, mit Blick auf die herausragenden deutschen Figuren der ersten Woche: Biathletin Magdalena Neuner, 22, erlebt in Kanada ebenso ihre ersten Olympischen Spiele wie Super-Kombinations-Siegerin Maria Riesch, 25. Gold-Rodler Felix Loch, 20, gibt ebenfalls sein Debüt.

Der starke Auftritt der Novizen lässt die Sportgewaltigen hoffen - auch für die Münchner Bewerbung um die Spiele 2018. Erfolgreiche Sportler sind neben guten Einschaltquoten einer der Punkte, mit denen sie sich von den Konkurrenten aus Frankreich und Südkorea abheben können.

Nach Olympia werden in allen Sportarten die Grundlagen für die nächsten vier Jahre verhandelt. Nicht nur in Deutschland ist das so. Viel Gesprächsbedarf wird es dabei in Russland geben. Die Gastgeber der nächsten Winterspiele 2014 in Sotschi gewannen in Kanada in der ersten Woche nur eine Goldmedaille durch Langlauf-Sprinter Nikita Kriukow. Besonders dramatisch fiel der Einbruch beim Eiskunstlauf aus. Zum ersten Mal seit 1960 schaffte es kein sowjetisches oder russisches Duo im Paarlauf aufs Siegertreppchen. Auch die Silbermedaille für Titelverteidiger Jewgeni Pluschenko war eine Enttäuschung, eine so große, dass sich sogar Ministerpräsident Wladimir Putin zu Wort meldete.

In einem Telegramm schrieb er Pluschenko, seine Leistung sei Gold wert gewesen. Gefreut haben dürfte Putin, dass Pluschenko nach der Niederlage kundtat, der Rückschlag entmutige ihn keineswegs - im Gegenteil. Auch einen Start in Sotschi schließt der 29-Jährige jetzt nicht mehr aus.

Etwas Medaillenglanz ist wichtig für jede Nation, entscheidend aber ist er für den Erfolg der ganzen Veranstaltung. Dave Cobb, der im Organisationskomitee der Vancouver-Spiele fürs Marketing zuständig ist, bekennt offen: "Wir haben schon genug gewonnen, um an den Sportstätten die Atmosphäre zu schaffen, die wir haben wollten." Da mögen die frechen Amerikaner auch noch so über die Anstrengungen der ambitionierten Nachbarn spotten.

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