Der frühere deutsche Nationalspieler Mesut Özil ist in China nach seinen kritischen Kommentaren zur Situation der Uiguren aus der chinesischen Version der Fußball-Simulation "Pro Evolution Soccer" genommen worden. Das chinesische Unternehmen NetEase, das das Spiel für den japanischen Hersteller Konami in China vertreibt, begründete das Löschen von Özils virtuellem Charakter mit dessen "extremen Aussagen über China".
Auch der ehemalige niederländische Nationalspieler Marco van Basten war zuletzt aus einem Fußball-Videospiel verbannt worden. Der US-amerikanische Anbieter des Fußballsimulationsspiels "Fifa 20" war auf Distanz zum Ex-Stürmer gegangen, weil dieser in einer Fernsehsendung den Nazigruß "Sieg Heil" gesagt hatte.
Wegen Menschenrechten:1. FC Köln beendet China-Engagement
Die Verantwortlichen bezeichnen China als "totalen Überwachungsstaat". Der frühere Arsenal-Trainer Arsène Wenger verteidigt Mesut Özil.
Der Fall Özil ist aber anders gelagert, er hatte sich in den sozialen Medien mit deutlichen Worten für die Uiguren starkgemacht und gleichzeitig die muslimischen Länder für ihr Schweigen kritisiert. Das passt dem chinesischen Staat nicht. Zuletzt hatte das Außenministerium Özil als "getäuscht von Fake News" bezeichnet.
Zuletzt hat der 1. FC Köln sein China-Engagement beendet
Ein Sprecher sagte am Montag, dass Özils Urteilsvermögen beeinflusst sei von "unwahren Bemerkungen" und er sich gerne in Xinjiang ein eigenes Bild machen könne. China wird international vorgeworfen, die muslimische Minderheit in der Provinz zu verfolgen und in Lager einzusperren. Der staatliche TV-Sender CCTV nahm zudem das Duell von Özils Klub FC Arsenal gegen Manchester City am Sonntag aus seinem Programm. Sein Klub distanzierte sich von Özils Kommentaren.
Unterstützung bekam der Mittelfeldspieler dagegen von seinem ehemaligen Arsenal-Trainer Arsène Wenger. Der heutige Fifa-Direktor für "globale Fußballförderung" nahm Özil in Schutz. "Mesut Özil hat das Recht auf freie Meinungsäußerung wie jeder andere auch", sagte Wenger dem englischen Fernsehsender BBC am Rande der Klub-WM in Doha, "er nutzt seine Bekanntheit, um seine Sichtweise auszudrücken, die nicht unbedingt von allen geteilt wird." Wenn man seine eigene Meinung äußere, "akzeptiert man auch die Konsequenzen".
Im deutschen Fußball hatte der 1. FC Köln zuletzt seine Schlüsse aus der Lage in China gezogen und sein Engagement dort beendet. Stefan Müller-Römer, der Vorsitzende des FC-Mitgliederrates, begründete dies im Kölner Stadt-Anzeiger: In China werde "ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut, wie ihn sich George Orwell nicht schlimmer hätte ausdenken können". Deswegen sei er der Meinung, "dass ein Verein wie der 1. FC Köln dort nicht aktiv sein sollte".
*In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass NetEase der Hersteller von "Pro Evolution Soccer" sei. Das ist nicht korrekt. Hersteller ist der japanische Konzern Konami, NetEase vertreibt das Spiel lediglich in China.