Wegen Menschenrechten:1. FC Köln beendet China-Engagement

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Wollen mit China nix zu tun haben: Hennes und der 1. FC Köln. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Die Verantwortlichen bezeichnen China als "totalen Überwachungsstaat". Der frühere Arsenal-Trainer Arsène Wenger verteidigt Mesut Özil.

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Köln, Bundesliga: Bundesligist 1. FC Köln hat seine geplante Kooperation mit dem chinesischen Fußball gestoppt. "Wir haben beschlossen, dieses Projekt in der derzeitigen sportlichen Situation nicht zu machen. Das hat mit dem Bündeln von Ressourcen und dem Setzen von Prioritäten zu tun", sagte Werner Wolf, Präsident des vom Abstieg bedrohten Clubs, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch). Stefan Müller-Römer, Vorsitzender des FC-Mitgliederrates, kommentierte den Verzicht der Kölner mit deutlichen Worten: "Ich verstehe, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht vollständig an der Wirtschaftskraft Chinas vorbeikommt und also insoweit ein Austausch stattfindet. Aber im Sport brauchen wir China nicht. Vielmehr will China bei uns Wissen absaugen, wie es das in der Wirtschaft seit über seit 20 Jahren tun kann, weil unsere Wirtschaftsführer in Teilen völlig naiv sind."

Das geplante Engagement der Kölner sollte Bestandteil eines zwischen der deutschen und chinesischen Regierung im November 2016 beschlossenen und bis 2021 gültigen Abkommens sein, das in erster Linie auf einem Transfer von Wissen beruhen sollte. So sollten chinesische Talente nach Vorbild der erfolgreichen Kölner Nachwuchsakademie ausgebildet werden und der Bundesligist dabei die sportliche Leitung übernehmen.

Nach Meinung von Müller-Römer werden in China "Menschenrechte in massiver Form missachtet". Dort werde "ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut, wie ihn sich George Orwell nicht schlimmer hätte ausdenken können", sagte der Jurist dem Stadtanzeiger. "Deswegen bin ich der Meinung, dass ein Verein wie der 1. FC Köln dort nicht aktiv sein sollte." Mit ähnlichen Vorwürfen hatte vor wenigen Tagen Mesut Özil für Aufsehen gesorgt. Nach der kritischen Äußerungen des ehemaligen deutschen Nationalspielers in Diensten des englischen Clubs FC Arsenal zur Unterdrückung der Uiguren hatte das chinesische Staatsfernsehen am Sonntag die Übertragung des Topspiels zwischen Arsenal und Manchester City aus dem Programm gestrichen.

Arsenal, Özil: Der frühere Arsenal-Trainer Arsène Wenger hat Mesut Özil nach dessen kritischen Äußerungen zur Unterdrückung der Uiguren in China in Schutz genommen. "Mesut Özil hat das Recht auf freie Meinungsäußerung wie jeder andere auch", sagte Wenger der BBC am Rande der Club-WM in Doha, "er nutzt seine Bekanntheit, um seine Sichtweise auszudrücken, die nicht unbedingt von allen geteilt wird."

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Wenger, der inzwischen Fifa-Direktor für "globale Fußballförderung" ist, betonte, Özil habe eine individuelle Verantwortung. Der frühere deutsche Fußball-Weltmeister spreche nicht für seinen Club. "Er muss nicht das Wort des FC Arsenal in die Welt tragen", sagte der Ex-Coach, fügte aber hinzu: "Wenn man seine eigene Meinung äußert, akzeptiert man auch die Konsequenzen." Der FC Arsenal hatte sich, wohl auch aufgrund wirtschaftlicher Interessen in China, umgehend von Özils Äußerungen distanziert. Das chinesische Staatsfernsehen sagte am Sonntag trotzdem die TV-Übertragung von Arsenals Premier-League-Spiel gegen Manchester City ab. Von chinesischer Seite wurden Özils Worte als "fake news" bezeichnet. Die Zeitung "Global Times" schrieb, Özil habe "schamlose Gerüchte der separatistischen Kräfte verbreitet".

Lob erhielt Özil von Menschenrechtsaktivisten. Nach offiziell unbestätigten Schätzungen sind Hunderttausende Uiguren in Umerziehungslager gesteckt worden, die China allerdings nur als Fortbildungszentren beschreibt. Uiguren sind ethnisch mit den Türken verwandt und fühlen sich von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan der Volksrepublik einverleibt. Peking wirft uigurischen Gruppen Terrorismus und Separatismus vor.

Erling Haaland, Wahl: Erling Haaland von RB Salzburg ist zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt worden. Der von vielen Spitzenklubs, darunter Borussia Dortmund und RB Leipzig, umworbene Norweger ist im Alter von 19 Jahren und fast fünf Monaten der jüngste Spieler, dem diese Ehre zuteil wird. Auf den Plätzen zwei und drei landeten bei der Wahl unter den Trainern der österreichischen Bundesliga der Leipziger Marcel Sabitzer und David Alaba vom deutschen Rekordmeister Bayern München.

"Für mich ist das eine große Sache", sagte Haaland: "Der Jüngste überhaupt und der Erste aus dem Ausland seit zehn Jahren - das ist schon etwas Spezielles. Es ist eine Ehre für mich." 2009 hatte der Deutsche Steffen Hofmann, damals für Rapid Wien aktiv, die Wahl gewonnen. Alaba wurde insgesamt sechsmal geehrt (2011 bis 2016). Haaland sorgte in diesem Jahr für Furore, in sechs Champions-League-Spielen erzielte er acht Tore. In der österreichischen Liga kommt der Norweger auf 16 Treffer in 14 Spielen. Das ist natürlich keinem verborgen geblieben - neben deutschen Spitzenteams soll unter anderem Manchester United den jungen Angreifer locken.

Handball, EM: Die Personalsorgen der deutschen Handballer werden kurz vor der Europameisterschaft immer größer. Der eigentlich fest für die Spielmacher-Position eingeplante Fabian Wiede fällt nun auch noch verletzungsbedingt für das Turnier im Januar 2020 aus. Der 25-Jährige soll für die Füchse Berlin zwar noch in den abschließenden vier Bundesliga-Spielen des Jahres zum Einsatz kommen, sich am 30. Dezember aber dann einer Schulteroperation bei Nationalmannschaftsarzt Kurt Steuer unterziehen. "Dieser Ausfall ist sowohl für uns als auch für die Nationalmannschaft sehr schade. Allerdings ist der Eingriff unumgänglich", sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning am Mittwoch. Wie lange der Linkshänder danach ausfällt, ist noch unklar.

Die EM in Norwegen, Österreich und Schweden beginnt für die DHB-Auswahl am 9. Januar mit dem Auftaktspiel in Trondheim gegen die Niederlande. Am Freitag wird Bundestrainer Christian Prokop zunächst seinen Kader bekanntgeben, mit dem er am 2. Januar in die unmittelbare EM-Vorbereitung startet. In diesem wird nicht nur Wiede fehlen. Auch die Spielmacher Martin Strobel, Tim Suton und Simon Ernst fallen aus. Damit wird für die Rückraum-Mitte-Position wohl der Berliner Paul Drux erste Wahl sein.

Biathlon, Frauen: Bundestrainer Mark Kirchner hat auf das historische Debakel der deutschen Frauen reagiert: Für den anstehenden Weltcup im französischen Le Grand Bornand zog Kirchner neben den etablierten Denise Herrmann (Oberwiesenthal), Vanessa Hinz (Schliersee) und Franziska Preuß (Haag) aus dem IBU-Team Marion Deigentesch (Oberteisendorf), Maren Hammerschmidt (Winterberg) und Janina Hettich (Schönwald) hoch. Franziska Hildebrand, Karolin Horchler (beide Clausthal-Zellerfeld) und Anna Weidel (Kiefersfelden) erhalten dafür eine Pause.

"Franziska Hildebrand wird aufgrund fehlender Laufform in Le Grand Bornand nicht an den Start gehen. Anna Weidel hat im Training sehr gute Ansätze gezeigt, die sie im Weltcup aber noch nicht umsetzen konnte. Sie soll sich Selbstvertrauen im IBU-Cup holen. Karolin Horchler konnte in den Einzelrennen nicht ihre Leistungsfähigkeit abrufen. Auch sie soll sich Selbstvertrauen mit einer guten Trefferleistung im IBU-Cup holen", sagte Disziplintrainer Kristian Mehringer zu den Änderungen. Das miserable Wochenende von Hochfilzen sei "abgehakt, wir schauen voller Zuversicht der dritten Weltcup-Station entgegen", ergänzte Mehringer. Das Trainerteam hoffe, dass die drei arrivierten Athletinnen Herrmann, Preuß und Hinz "ihre Leistungsfähigkeit bestätigen können". In Hochfilzen hatte es im Sprint und in der Staffel historische Fehlleistungen der erfolgsverwöhnten deutschen Frauen gegeben. Am Freitag (14.15 Uhr/ZDF und Eurosport) können sie im Sprint Wiedergutmachung leisten. Am Samstag und Sonntag stehen Verfolgung und Massenstart auf dem Programm. Die Männer starten bereits am Donnerstag (14.15 Uhr) mit dem Sprint.

Das deutsche Aufgebot für Le Grand Bornand: Frauen: Marion Deigentesch (SC Oberteisendorf), Maren Hammerschmidt (SK Winterberg), Denise Herrmann (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal), Janina Hettich (SC Schönwald), Vanessa Hinz (SC Schliersee), Franziska Preuß (SC Haag) Männer: Benedikt Doll (SZ Breitnau), Philipp Horn (SV Eintracht Frankenhain), Johannes Kühn (WSV Reit im Winkl), Erik Lesser (SV Eintracht Frankenhain), Arnd Peiffer (WSV Clausthal-Zellerfeld), Simon Schempp (SZ Uhingen)

IOC, Werberechte: Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) droht sieben Monate vor den Olympischen Sommerspielen in Tokio neuer Ärger. Die EU-Kommission hat offenbar wegen der Werberechte von Athleten Kontakt zum IOC aufgenommen, es könnte zu einem neuen wettbewerbsrechtlichen Verfahren gegen das IOC kommen, schreibt die FAZ. Hintergrund des Vorhabens ist die Lockerung der Regel 40 der Olympischen Charta in Deutschland, die die Werberechte für Athleten regelt. Das Bundeskartellamt hatte Anfang des Jahres erwirkt, dass sich das IOC und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf bessere Werberechte für Athleten einlassen müssen. Das soll offenbar bald auch in anderen EU-Ländern möglich werden.

Dem IOC geht so viel Geld verloren. Vor der Änderung durften Athleten in Deutschland ihren Namen und ihre Bilder während der Spiele sowie neun Tage vorher und drei Tage nachher ("frozen period") nicht für Werbezwecke nutzen. Durch die Änderung können deutsche Athleten mit ihren persönlichen Sponsoren bei Olympia zumindest in begrenztem Umfang werben. Das IOC sieht offenbar keinen Anlass, die Werberechte auch in anderen Ländern zu lockern und weitere Exklusivrechte für seine Werbepartner und Sponsoren aufzugeben. "Wir sind zuversichtlich, dass es keinen Grund für die Eröffnung einen Verfahrens geben wird", sagte Georg Weidenbach, der das IOC kartellrechtlich vertritt, der FAZ. Das IOC ist davon überzeugt, dass es den Großteil der Werbeeinnahmen selbst verwalten darf, weil es 90 Prozent seiner Einnahmen an die Sportverbände in aller Welt ausschüttet und so auch kleinere Länder und unbedeutende Sportarten fördert. Für die Winterspiele 2018 und die Sommerspiele 2020 erwartet der Ringeorden Einnahmen von 5,5 Milliarden Euro.

Der Verein Athleten Deutschland hat die Verhandlungen zwischen dem Bundeskartellamt und den großen Verbänden begleitet und sich eingebracht. Der Verein fordert schon seit Jahren eine 25-prozentige Beteiligung der Athleten an den Milliarden-Einnahmen des IOC.

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