Niederlage gegen Arsenal:Dortmunder Light Metal ist zu wenig

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Dortmunder Tristesse nach dem Spiel gegen Arsenal. (Foto: REUTERS)

Eine einzige gelungene Offensivaktion genügt dem FC Arsenal, um die Partie in der Champions League in Dortmund zu entscheiden. Trainer Klopp und die Spieler grübeln nun, warum die letzte Konsequenz vor dem Tor gefehlt hat.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Arsène Wenger ist ein alter Fahrensmann, niemand im internationalen Fußball sitzt länger auf der Bank eines Vereins als der 64-Jährige aus dem Elsass, der das sportliche Geschick des FC Arsenal seit 17 Jahren lenkt. Wer so viel erlebt hat, weiß die Dinge einzuschätzen, und deshalb wirkte Wenger tiefenentspannt, als er nach dem 1:0 (0:0)-Sieg seiner Mannschaft bei Borussia Dortmund Auskunft gab. Wenger sprach von einem "großartigen Sieg". Er sei "noch wertvoller als der Erfolg in München, weil wir damals ausgeschieden sind".

Während in der vergangenen Saison beim späteren Champions-League-Gewinner Schluss war, darf sich der Klub aus der englischen Hauptstadt nun berechtigte Hoffnungen aufs Weiterkommen machen. Das beflügelt die Sinne, während beim Kontrahenten aus dem Ruhrgebiet eher Katerstimmung herrschte.

Das entscheidende Tor von Aaron Ramsey in der 62. Minute traf den BVB hart, und das war nicht nur dem Umstand geschuldet, dass damit die Partie entschieden war. Es war eher eine Frage der Dramaturgie, schließlich war der Kopfball des walisischen Profis die erste nennenswerte Offensivaktion der Gäste, die den Spielverlauf mit einer einzigen starken Aktion auf den Kopf stellten.

BVB in der Einzelkritik
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Roman Weidenfeller wählt den Rammstoß als defensives Stilmittel, Sven Bender lässt Mesut Özil erblassen - und Marco Reus glänzt zwar, doch nicht genug, um ein Tor zu schießen. Der BVB beim 0:1 gegen den Arsenal in der Einzelkritik.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Das reichte, und es schmerzte höllisch. "Fußball kann manchmal ungerecht sein", sagte Torhüter Roman Weidenfeller. Der deutsche Nationalspieler Per Mertesacker, der bei Arsenal den kompromisslosen Abräumer in der Innenverteidigung gibt, brachte seine Analyse auf die ebenso simple wie treffende Formel: "Wir haben uns das Glück erarbeitet."

Es war auffallend, wie defensiv Arsenal in der Dortmunder Arena agierte, dabei steht diese Mannschaft doch eigentlich für Spielkultur mit Zug zum Tor. Jürgen Klopp hat diese taktische Ausrichtung nicht überrascht, "sie war die Reaktion auf unser Spiel".

Tatsächlich betonte Wenger bereits in den Tagen vor dem Spiel immer wieder den Respekt, den sich die Dortmunder auf der europäischen Bühne erarbeitet haben. Doch was nutzt das, wenn es nicht gelingt, die Überlegenheit in Tore zu verwandeln? "Fußball ist ein Ergebnissport", sagte Klopp, "wir hatten viele super Momente, aber wir haben es nicht geschafft, mehr daraus zu machen." Der Trainer bemängelte die fehlende Durchschlagskraft im Spiel seiner Mannschaft, "du musst das, was du anfängst, auch zu Ende bringen, um ein Spiel zu gewinnen." Dortmunder Herbsttristesse.

Vorzuwerfen haben sich die Dortmunder wenig, wie stets spulten sie ein enormes Pensum ab und liefen mehr als ihre Gegenspieler. Was fehlte, war ein Funken Leidenschaft, dieser Wille, den Ball mit aller Konsequenz in die gefährliche Zone zu bringen und ihn dort zu verwandeln. Also genau das, was Klopp vor dem Spiel als "Heavy Metal" bezeichnet hatte. Folgerichtig sprach Wenger hernach süffisant von "Light Metal", was seinem Team entgegenkam, weil der Gegner in Schwarz-Gelb seinen gefürchteten Punch nicht zu setzen vermochte.

Ähnlich beurteilte Weidenfeller das Geschehen vor sich, "ein Stück weit hat die Bereitschaft und die Zielstrebigkeit gefehlt", gab der Routinier zu Protokoll. Wenger fand den Dortmunder Auftritt "ein bisschen steril. Sie waren überlegen, aber sie haben kaum Chancen kreiert." Diese Erkenntnis war schmerzhaft, wie Mittelfeldakteur Nuri Sahin einräumte: "Es tut weh, aber es muss weitergehen."

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Zwei Partien bleiben noch, um das Überleben in der schweren Gruppe F zu sichern. Beim Heimspiel gegen Neapel und in Marseille sind zwei Siege Pflicht, um in der Champions League zu überwintern. Marco Reus trifft das nicht unvorbereitet, "wir wussten von vorne herein, dass wir die letzten beiden Spiele gewinnen müssen." Und Sahin ergänzte: "Genau das ist unser Anspruch."

Im Dortmunder Lager wurde die Niederlage gegen Arsenal zwar als herber Dämpfer, nicht jedoch als endgültiger Niederschlag gewertet. Klopp sprach von einem "gebrauchten Tag", nicht ohne hinzuzufügen: "Die gute Nachricht ist, dass wir mit zwei Siegen in die nächste Runde einziehen. Das ist nicht wahnsinnig leicht, aber möglich."

Und bevor er in die trübe Herbstnacht von Dortmund verschwand, sagte der 46-Jährige mit einem Schulterzucken: "Mehr als diese Perspektive kann ich heute nicht bieten."

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