Nico Hülkenberg in der Formel 1:Schnell aber arm

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Für wen fährt Hülkenberg 2014? Noch hat der Pilot keinen Vertrag. (Foto: Getty Images,)

Er ist einer der begehrtesten Fahrer der Formel 1 und sucht eine Arbeitsstelle: Mehrere Teams würden Nico Hülkenberg gerne verpflichten, doch noch hat der 26-Jährige nirgends unterschrieben. Der Fall zeigt, wie eng es finanziell bei einigen Rennställen zugeht.

Von Lisa Sonnabend

Als Nico Hülkenberg nach dem Rennen in Abu Dhabi aus seinem Wagen stieg, war er unzufrieden. Mehr als eine Minute nach Sebastian Vettel kam er im Ziel an, Platz 16, kein einziger WM-Punkt. Was der Deutsche nach diesem Rennen, dem letzten im Jahr 2010, noch nicht wusste: Es war seine vorläufig letzte Fahrt im Formel-1-Zirkus.

Der Deutsche musste den angeschlagenen Rennstall Williams nach dem Großen Preis von Abu Dhabi verlassen, weil er keine Sponsorengelder aufbieten konnte - stattdessen wurde Pastor Maldonado, der Geld vom staatlichen Erdölkonzern Venezuelas mitbrachte, sein Nachfolger. Einen freien Cockpitplatz bei einem anderen Rennstall fand Hülkenberg dann bis zum Start der folgenden Saison nicht mehr.

2013 zeichnet sich nun ein ähnliches Bild ab. Noch ist nicht bekannt, für wen Hülkenberg 2014 fährt, sein Vertrag bei Sauber läuft aus. Der Schweizer Rennstall musste sich vor einigen Monaten finanzielle Hilfe holen - die Bedingung der russischen Investoren: Der erst 18-jährige Sergej Sirotkin, Sohn eines der Geldgeber, bekommt ein Stammcockpit bei Sauber. Für einen der beiden derzeitigen Fahrer - Hülkenberg oder Esteban Gutierrez - ist also kein Platz mehr.

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Hülkenberg hätte gegen ein erneutes Aus in der Formel 1 natürlich einiges einzuwenden, nichts aber gegen einen Rennstall-Wechsel. Denn sein Gehalt bekam er von Sauber gelegentlich nur mit Verspätung, weshalb der Deutsche den Kontrakt zum Saisonende selbst kündigte. Er würde gerne bei einem größeren Team fahren, seine guten Leistungen bei den vergangenen Rennen waren dafür ein ordentliches Bewerbungsschreiben. 32 der 2013 erzielten 39 WM-Punkte sammelte Hülkenberg in den zurückliegenden vier Wettfahrten.

Der ganz große Erfolg ist in der Karriere des Nico Hülkenberg bislang ausgeblieben. Er steht hierzulande im Schatten der Piloten Sebastian Vettel und Nico Rosberg, die Plätze auf dem Treppchen gewohnt sind. Doch Hülkenberg ist der wohl begehrteste Fahrer im Rennzirkus, der einen neuen Arbeitgeber sucht. Unterschrieben ist allerdings bislang nichts. "Es gibt noch nichts zu vermelden, wir müssen noch etwas geduldig sein", sagte der Umworbene am Samstag im Aktuellen Sportstudio.

Bei Ferrari kam ihm Kimi Räikkönen zuvor und sicherte sich den Platz an der Seite von Fernando Alonso, trotz "intensiver Kontakte", wie Hülkenberg sagte. Doch auch Lotus wäre für den 26-Jährigen ein attraktiver neuer Arbeitgeber. Der Rennstall sucht einen Räikkönen-Nachfolger - und zeigt großes Interesse an Hülkenberg. "Ich würde Nico liebend gerne verpflichten", sagte Lotus-Teamchef Eric Boullier beim Großen Preis von Japan. Das Problem: Hülkenberg hat noch nicht unterschrieben, denn auch Lotus hat an der finanziellen Situation zu knabbern. Der britische Rennstall wird womöglich nichts gegen einen Fahrer haben, der einen Sponsor mit viel Geld mitbringt. Hülkenberg kann dies auch 2013 nicht bieten, sondern nur seine Leistung auf der Strecke.

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Nicht einmal die Konkurrenz glaubt daran, dass Sebastian Vettel der WM-Titel noch zu nehmen ist. Doch bald dürfte es in der Formel 1 wieder spannend werden: Die neuen Motoren werden 2014 die Verhältnisse durcheinanderwirbeln und einigen Fahrern droht die Arbeitslosigkeit.

Von Lisa Sonnabend

Eine weitere Alternative für Hülkenberg könnte Force India heißen, allerdings wäre dies eher eine Notlösung. Während Lotus bislang 264 Punkte in der WM-Wertung geholt hat und auf Rang vier liegt, kommt Force India nur auf 62 Zähler - das ist nur unwesentlich besser als Sauber. Außerdem wird auch der indische Rennstall 2014 einen Bezahlfahrer engagieren müssen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Neben Lotus, Force India und Sauber wird zudem noch McLaren als potentieller Rennstall für Hülkenberg genannt. Wie ernst die Anwerbeversuche der Briten sind, ist allerdings unklar.

Außer Hülkenbergs Arbeitspapieren laufen zum Saisonende auch die von zahlreichen anderen Piloten aus: Adrian Sutil, Felipe Massa, Esteban Gutiérrez, Valtteri Bottas, Max Chilton und Giedo van der Garde - sie alle würden sich gerne verändern. "Drei, vier Interessenten" gebe es, ließ Hülkenbergs Manager Werner Heinz über diverse Medien ausrichten. "Die Teams müssen aber erst einmal ihre Hausaufgaben machen." Sprich: Ihre Finanzen regeln.

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Hülkenberg sagt: "Ich will Sicherheit über meine Zukunft haben. Es muss auf jeden Fall bis zum Ende des Monats klappen."

Nachdem der junge Deutsche 2010 aus der Formel 1 ausschied, musste er ein Jahr lang als Testfahrer bei Force India anheuern, ehe er 2012 dort einen festen Platz bekam. Ein Jahr später folgte dann der Wechsel zu Sauber. Und nun? Hülkenberg hofft, dass die Geschichte sich nicht wiederholt.

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