NFL-Playoffs:Brady macht mit 41 noch immer den Unterschied

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Nicht mehr der Jüngste, aber immer noch einer der Besten: Tom Brady überzeugt gegen die Los Angeles Chargers. (Foto: Charles Krupa/dpa)
  • Die New England Patriots ziehen nach einem fulminanten Sieg über die Los Angeles Chargers ins Playoffs-Halbfinale ein.
  • Damit widerlegen sie Kritiker in Teilen, die dem Team bereits ein Ende der Ära vorhergesagt hatten.
  • Gegen die Kansas City Chiefs nehmen sie die Rolle als Außenseiter gerne an.

Von Tim Brack

Im American Football gibt es Dinge, die unumstößlich sind. Nach dem Touchdown wird gejubelt. Und die New England Patriots mit Quarterback Tom Brady sind ein Anwärter auf den Gewinn des Super Bowl. So war es in der jüngeren Vergangenheit. Ein bisschen schien diese Konstante in letzter Zeit aber ins Wanken zu geraten. An der Tauglichkeit der Patriots wurde vor und während der Saison gezweifelt. Kritiker sprachen vom Ende einer Ära, zu viele wichtige Akteure seien zu alt, um noch auf höchstem Niveau wettbewerbsfähig zu sein.

Tatsächlich stellt das Team, das die NFL seit Anfang der 2000er Jahre wie kein anderes prägt, in dieser Saison den drittältesten Kader der 32 Mannschaften. Als Symbol für den Zustand der Patriots muss in guten wie in schlechten Zeiten Quarterback Tom Brady herhalten. Nun eben auch in Altersfragen. Brady ist 41 Jahre alt, in der NFL gibt es nur drei Spieler, die älter sind. Keiner von ihnen hat eine so tragende Rolle wie Brady, der im Angriff der Patriots alle Entscheidungen trifft. Der Routinier spielte in der Regular Season für seine Verhältnisse eine eher verhaltene Saison, die Kritiker sahen sich bestätigt.

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Im Viertelfinale der Playoffs war von Altersmüdigkeit aber nichts zu sehen. Mit einem fulminanten 41:28-Heimsieg über die Los Angeles Chargers zogen die Patriots in die Runde der letzten Vier ein. Das Team von Trainer Bill Belichick schien pünktlich zur wichtigsten Phase der Saison von einem jugendlichen Feuer beseelt zu sein, mit jedem der ersten vier Angriffe gelang ein Touchdown. Das ausgewogene Pass- und Laufspiel der Patriots aus Foxborough, Massachusetts war für den sonnenverwöhnten Gegner aus Kalifornien so unangenehm wie die eisigen Temperaturen im Stadion. Nach dem Spiel sagte Patriots-Trainer Bill Belichick: "Wir haben unseren Job gemacht." Das kann als überschwängliches Lob des knurrigen 66-Jährigen verstanden werden. Sein Motto lautet: "Do your job."

Auch Quarterback Tom Brady spielte, als sei er frisch aus der Verjüngungskur gekommen. Er brachte 34 seiner 44 Würfe an den Mitspieler und warf Pässe über 343 Yards. Zum Vergleich: In der Regular Season war Ben Roethlisberger mit durchschnittlich 320,6 Yards pro Spiel der beste Quarterback in dieser Kategorie. Einer von Bradys Pässen führte zudem zum Touchdown durch Phillip Dorsett. Es war eine unerwartete Machtdemonstration von Brady und seinem Team. Zum achten Mal in Folge sind sie im Halbfinale der Playoffs, vier Mal war es in dieser Serie nur der Zwischenstopp auf dem Weg in Endspiel.

Ob der Sieg umso süßer schmecke, nachdem er die Zweifler widerlegt hat, wurde Brady danach gefragt. "Ich mag es nur, zu gewinnen", antwortete der Quarterback wortkarg. Dass die Unverwundbarkeit der Patriots angezweifelt wurde, ging nicht spurlos am ihm vorbei. "Jeder denkt, wir sind schlecht und können keine Spiele gewinnen", sagte Brady. Der gefühlte Affront stachelte den Quarterback offensichtlich nur mehr an.

Bestärkt durch die Worte ihres Anführers, trauten sich weitere Patriots-Spieler, ihre Meinung zu sagen. "Tom hat es gesagt, also kann ich es auch kommentieren", sagte Phillip Dorsett in der Kabine. "Alle denken, dass wir schlecht sind. Alle denken, wir würden nicht mehr genug leisten. Aber das einzige, was zählt, ist, was wir hier in diesem Raum denken und was wir glauben." Mit ihren Aussagen nach dem Sieg begannen die Patriots unmittelbar, sich für das Halbfinale mit einer Wagenburgmentalität zu rüsten. "Wir sind in dieser Woche der Underdog", stimmte Wide Receiver Julian Edelman in den Kanon seiner Mitspieler ein.

Die Patriots haben Gründe dafür, das Lied vom Außenseiter zu singen. In der Nacht auf Montag müssen sie bei den Kansas City Chiefs antreten. Es ist das Sturm-und-Drang-Team der Liga, das vom 23 Jahre alten Quarterback-Talent Patrick Mahomes dirigiert wird. Wenn es in einem Spiel brenzlig wird, sucht diese Mannschaft das Risiko, frei von Sorgen und Zweifeln. Mahomes warf in der Regular Season mit 50 Touchdowns die meisten in der Liga. Brady kam auf 29. Die Chiefs sind zudem das offensivstärkste Team der NFL.

Für die Patriots kommt erschwerend hinzu, dass sie nach Kansas City müssen. Zu Hause fühlt sich die Mannschaft in dieser Saison deutlich wohler, gewann alle neun Spiele. In der Ferne ist die Ausbeute mit fünf Niederlagen und nur drei Siegen deutlich schlechter. Die Kansas City Chiefs, selbst sehr heimstark, werden aber dennoch kaum den Fehler machen, die Altmeister aus New England für gebrechlich zu halten. Nicht nach diesem Auftritt gegen die Chargers.

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