Basketball-Profi Daniel Theis:"Ich bin der Mann für die Kleinigkeiten"

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Daniel Theis zeigte in der NBA für die Los Angeles Clippers wieder eine starke Leistung. (Foto: Mark J. Terrill/AP)

Im Sommer gewann Daniel Theis den WM-Titel. Zurück in der NBA musste er den Verein wechseln, um Spielzeit zu bekommen. Bei den Los Angeles Clippers soll er nun in einem von Debatten begleiteten Team für ein paar Gewissheiten sorgen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es kommt im Leben oft darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, und so gesehen war Daniel Theis am Freitag kurz vor Mitternacht genau dort, wo er sein wollte: in der Umkleide der Los Angeles Clippers nach dem Sieg gegen die Houston Rockets in der US-Basketballliga NBA. Er klatschte ab mit James Harden, der diese Partie bei Gleichstand sechs Sekunden vor dem Ende mit einem seltenen Four-Point-Play entschieden hatte - er war bei einem erfolgreichen Dreier gefoult worden und versenkte danach den fälligen Freiwurf. Es war der erste Sieg der Clippers nach zuvor sechs Niederlagen in Serie. Für Harden war es der erste Erfolg als Clipper, der 34-Jährige war kürzlich aus Philadelphia gekommen und hatte seitdem nur verloren.

Es war freilich auch der erste Sieg für Theis mit seinem neuen Team, er hatte wenige Stunden vor Spielbeginn seinen neuen Vertrag unterschrieben: 2,1 Millionen Dollar für den Rest der Saison. Wäre er bei den Indiana Pacers geblieben, wären es 5,7 Millionen mehr gewesen. Richtige-Zeit-richtiger-Ort bedeutet in der NBA oft: ordentlich Geld kassieren. Wer aber seinen Ort zu einer bestimmten Zeit selbst auswählen will und nicht zu den Besten der Branche gehört, muss bisweilen auf Geld verzichten. Doch wer Theis erlebt, wie er nach der Partie mit dem neuen Teamkollegen Paul George plaudert oder mit Physiotherapeuten flachst, der erkennt: Dieser Wechsel ist mit Geld nicht zu bewerten.

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"Aufgeregt" sei er gewesen, sagt er nach diesem Gespräch mit George zur SZ, als er vom Wechsel erfahren hatte. Nur ein Mal hatte er aufs Parkett gedurft in dieser noch jungen Saison, zehn Minuten lang - das ist ein Tal in der Karriere-Achterbahn für einen, der gerade ganz oben gewesen ist: Beim WM-Titel hatte er mit 10,9 Punkten und 5,4 Rebounds pro Spiel ordentlich Anteil am Erfolg des deutschen Teams in Japan, Indonesien und auf den Philippinen. Und natürlich war es kein Zufall, dass bei seiner ersten Partie für die Clippers die "Filipino Heritage Night" gefeiert wurde. "Ich bin im Sommer direkt von den Philippinen in die USA gekommen; ich hatte die Familie lange nicht gesehen", sagt Theis: "Es hat schon ein bisschen gedauert, bis ich das alles verstanden habe. Das Besondere war ja auch: Wir kennen uns alle seit der Jugend." Der Spaß sei groß gewesen, alles andere - Statistiken, Gehalt - stehe völlig im Hintergrund: "Die Medaille habe ich immer dabei, damit ich mich hin und wieder daran erinnere, was wir da geschafft haben."

Aus dieser Wohlfühl-Erfolgs-Situation kam er zurück in den knallharten NBA-Alltag - und nun zum mit Topspielern gespickten Ensemble der Clippers: "Man spielt mit vier Leuten, die ganz sicher in die Hall of Fame aufgenommen werden", sagt Theis, und damit zur sportlichen Analyse des Transfers: Die Clippers gelten als Titelkandidat angesichts prominenter Namen wie Kawhi Leonard (32 Jahre), George (33), Harden (34) und Russell Westbrook (35). Aufgrund ihres Alters, ihrer Titellosigkeit (nur Leonard gewann die Meisterschaft 2014 mit den San Antonio Spurs und 2019 mit den Toronto Raptors) und der aktuellen Bilanz (4:7) ist eine Lesart aber auch: Das wird auf gar keinen Fall was.

Die Qualität der Clippers beeindruckt Theis

Theis ist 31, also auch kein Jungspund mehr, doch letztlich ist er das, was die Clippers brauchen: einen zuverlässigen Verteidiger und Abräumer unter dem Korb, uneitel und doch sehr erfahren. Er absolviert seine siebte NBA-Spielzeit, mit den Boston Celtics erreichte er 2022 die Finalserie. Um die Clippers kommen gerade Debatten auf: Findet sich Westbrook zurecht als Bankspieler, worum er Trainer Tyronn Lue selbst gebeten hatte? Oder: Reicht es, auch wenn Leonard und George ihren geschundenen Körpern öfter Pausen gönnen - wer also ist eigentlich der Chef? Und: Kann Theis jener verlässliche Spieler sein, um den es keine Debatten gibt. Am Freitag war er zehn Minuten auf dem Parkett, pflückte drei Rebounds und verteidigte ordentlich.

"Ich bin der Mann für die Kleinigkeiten: Verteidigung, Rebounds. Es wird ein paar Tage dauern, das System zu lernen, Timing und Rhythmus zu finden - aber: Ich bin gekommen und durfte direkt spielen", sagt Theis, hinter Ivica Zubac die Nummer zwei auf der Center-Position. Bis zur Genesung von Mason Plumlee (fällt mit einer Knieverletzung mehrere Monate aus) kann er sich als wichtiger Bestandteil des Teams empfehlen. Dieses habe sehr hohe Erwartungen zu bestehen, was wiederum Theis herausfordert: "Die haben mich sehr gut aufgenommen. Ich bin jünger als die, aber ich habe ein paar NBA-Jahre auf dem Buckel. Das wissen die, da ist schon Respekt da."

Theis spürt, dass die Qualität dieses Team enorm sei; man könne nach ein paar Spielen nicht alles schlechtreden: "Du musst uns in den Playoffs erst mal viermal schlagen. Ich glaube, dass ich hier die bestmögliche Situation für mich gefunden habe." Und es könnte tatsächlich sein, dass Daniel Theis gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

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