LA Lakers in den NBA-Playoffs:Plötzlich ist Austin Reaves das Spektakel

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Austin Reaves spielt eine eindrucksvolle NBA-Saison - vielleicht läuft er bald auch im Trikot der deutschen Nationalmannschaft auf. (Foto: Brandon Dill/AP)

Nicht die üblichen Verdächtigen, sondern ein junger Basketballer von den Los Angeles Lakers wird zum großen Gesprächsthema am ersten Playoff-Wochenende in der NBA - bald könnte er auch für Deutschland spielen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Austin Reaves hatte es nicht nötig, extra darauf hinzuweisen, was für eine Leistung er da hingelegt hatte am ersten Playoff-Wochenende der nordamerikanischen Basketballliga NBA, denn: Warum angeben, wenn es doch eh jeder gesehen hat?

Basketball-Fans weltweit überschlugen sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Netz mit Lobliedern und Vergleichen. Nicht das Basketball-Spektakel Ja Morant prägte nämlich das Spiel seiner Memphis Grizzlies gegen die Los Angeles Lakers - er schied im Schlussviertel mit einer Handverletzung aus, Morants Einsatz in der zweiten Partie am Mittwoch ist ungewiss.

Es waren auch nicht die Lakers-Platzhirsche LeBron James (warf im Schlussviertel nur ein Mal auf den Korb) und Anthony Davis (spielte nach Zusammenprall mit maladem Ellenbogen). Es war: Austin Reaves, 24, der in der ersten Playoff-Partie seiner Karriere einen jener magischen Momente als Basketballer erwischte, in denen plötzlich alles reinfällt.

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"I'm him", brüllte der Spielmacher der Lakers, nachdem er noch einen Dreier im Schlussviertel versenkt hatte. Him, das ist im US-Sport ein Spruch der Selbstreferenz, bezogen auf den Mann, der wie im Rausch spielt. Man muss ordentlich was geleistet haben, um sich zu dieser Person auszurufen, und Reaves hatte genau das getan: Er schaffte 23 Punkte, darunter neun nacheinander in den so wichtigen Momenten im Schlussviertel; mit Rui Hachimura (29 Zähler) sicherte er den Lakers einen überraschenden 128:112-Sieg in Memphis.

Symbolisch dafür dieser Moment, dank dem sich sogar Vergleiche mit den Lakers-Legenden Shaquille O'Neal und Kobe Bryant anboten: Reaves täuschte einen Wurf an und ließ seinen Gegenspieler ins Leere segeln. Er dribbelte in Richtung Korb und zog zwei weitere Memphis-Verteidiger auf sich; mit einem Pass hinter dem Rücken legte er zu Hachimura an der Drei-Punkte-Linie: Treffer, fünf Punkte Vorsprung.

"Wenn du sieben Jahre alt bist, dann stellst du bei der Zockerei im Hinterhof genau so was nach: Playoffs, viertes Viertel, du musst das regeln", sagte Reaves danach. Er besitzt übrigens wie sein Bruder Spencer (in der Bundesliga in Bamberg aktiv) einen deutschen Pass - dank einer deutschen Großmutter. Und er hat bereits verkündet, künftig für die Nationalmannschaft antreten zu wollen, wenngleich wohl noch nicht bei der WM in diesem Sommer. Lakers-Kollege Dennis Schröder, der vergangene Woche bei der Play-in-Partie gegen Minnesota geglänzt hatte und diesmal sieben Zähler und vier Zuspiele beisteuerte, hatte seinen Kollegen rekrutiert.

Nun aber sind erstmal NBA-Playoffs. Reaves ist seit seiner Kindheit Lakers-Fan und damit bestens vertraut mit den großen Momenten der legendären Franchise: "Auf dieser Bühne, für diesen Verein - mehr geht nicht."

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Reaves war die eine Geschichte der ersten acht Playoff-Spiele (die NBA lässt alle 16 Teilnehmer an einem Wochenende antreten). Die andere handelte von Verletzungen. Neben Morant bei den Grizzlies plagte sich Davies bei den Lakes mit Blessuren. Die Milwaukee Bucks, in der Eastern Conference an Platz eins gesetzt, verloren nicht nur überraschend 117:130 gegen Miami Heat, sondern auch Giannis Antetokuonmpo mit einer Verletzung am Rücken nach einem Sturz im ersten Viertel - auch er könnte länger fehlen. Ebenso ausfallen wird Heat-Scharfschütze Tyler Herro, der sich kurz vor der Halbzeit beim Hechtsprung nach einem Ball die Hand brach. Bei den Los Angeles Clippers (gewannen 115:110 bei den favorisierten Phoenix Suns) fehlt Paul George noch bis Ende April.

Die NBA veröffentlichte vor dem Playoff-Start ein Reklamevideo mit all den Promis, auf die es ankommen dürfte in den nächsten Wochen - in den ersten Runden und bei vielen Verletzungen werden jedoch oft andere plötzlich zu prägenden Figuren, zu Männern, die wie im Rausch spielen. An diesem Wochenende war es Austin Reaves, doch der weiß auch: "Das ist Playoff-Basketball. Jeder spielt jede Sekunde so, als wäre es die letzte in dieser Liga. War toll heute - aber Mittwoch geht es schon weiter."

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