Nationalelf:Löw zu Schweinsteiger: "Er muss schon noch was tun"

Lesezeit: 2 min

Joachim Löw spricht mit Bastian Schweinsteiger beim Spiel gegen Ungarn. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Bastian Schweinsteiger bekommt gegen Ungarn 22 Minuten Spielzeit, zu viel mehr reicht es derzeit auch noch nicht. Der Bundestrainer gibt ihm Hausaufgaben mit auf den Heimweg.

Von Jörg Strohschein, Gelsenkirchen

Vermutlich handelte es sich nicht um eine Flucht aus Gelsenkirchen. Auch wenn Bastian Schweinsteiger es offenbar eilig hatte. Hinterlassen hatte der DFB-Kapitän, dessen Gesundheitszustand zuletzt so viele Fragezeichen aufgeworfen hatte, nur ein paar dünne Sätze im ZDF: "Es reicht noch nicht 90 oder 120 Minuten, aber 25 Minuten hab ich schon drauf oder eine Halbzeit, darüber können wir reden", sagte der 31-Jährige.

Es war ein unauffälliger Auftritt, der wohl eher dazu diente, allen zu zeigen: Es gibt ihn noch, den Fußballer Bastian Schweinsteiger. Im Januar hatte sich der Mittelfeldspieler von Manchester United einen Innenbandriss im Knie zugezogen, kurz nach seiner Genesung im Frühjahr erlitt er die gleiche Verletzung noch einmal. Auf ganze 110 Pflichtspiel-Minuten im Jahr 2016 hatte Schweinsteiger es bisher gebracht, insofern wunderte sich mancher, dass Joachim Löw ihn überhaupt nominiert hat für die Europameiserschaft.

Nationalelf
:Auf der Suche nach Super-Deutschland

Der maue Test gegen Ungarn liefert wenige Erkentnisse - außer, dass Bastian Schweinsteiger 20 Minuten durchhält. Joachim Löw weiß, dass er bei der EM bessere Leistungen braucht.

Von Philipp Selldorf

"Der erste Schritt war wichtig. Denn wenn er auf dem Platz ist, gibt er der Mannschaft Sicherheit", sagte der Bundestrainer über den 22-Minuten-Einsatz seines Spielführers. Auch Löw konnte keine wirklichen Erkenntnisse aus diesem Auftritt ziehen, es ging vielmehr um ein Zeichen an die bei der Einwechslung begeisterteren Zuschauer, um eines an Schweinsteiger - und wohl auch um eines an Löw selbst.

Der Bundestrainer setzt weiterhin treu auf den Rekonvaleszenten, auch wenn viele Faktoren gegen Schweinsteiger sprechen. Umso erfreulicher dürfte es für Löw gewesen sein, dass der frühere Bayern-Profi seinen ersten Härtetest seit langer Zeit wenigstens unbeschadet überstanden hat. "Er hat lange Zeit nicht gespielt, wir wollen natürlich nicht, dass ihm in dieser Phase was passiert", sagte Löw, während Verteidiger Jonas Hector erkannte: "Es ist immer eine andere Intensität in einem Spiel als in einer Trainingseinheit. Deshalb dürfte Bastian über diesen gelungenen Test froh sein."

Vor der WM 2014 konnte er "fast nichts machen, jetzt schon einiges"

Löw hat Schweinsteiger noch ein paar Hausaufgaben mit auf den Heimweg gegeben: "Er hat sicherlich noch einiges zu verbessern." Während die Kollegen vor der Abreise nach Frankreich am Dienstag noch zwei freie Tage zugesprochen bekamen, wird Schweinsteiger in dieser Zeit ein individuelles Trainingsprogramm absolvieren müssen. "Er muss schon noch was tun", sagte Löw, der mit der Personalie Schweinsteiger durchaus ein Risiko eingeht.

Aber das war ja 2014, bei der WM in Brasilien, auch nicht anders. Und wer sich an die Final-Bilder erinnert, wie Schweinsteiger da mit einem Cut unterm rechten Auge blutend um den Titel kämpfte und am WM-Gewinn durchaus einen entscheidenden Anteil hatte, der weiß sofort, warum Löw zu seinem Kapitän steht. Zumal Schweinsteiger selbst sich fitter fühlt in diesen Tagen als damals vor WM-Beginn, "definitiv" sogar, wie er am Samstag noch sagte: "Bei der Vorbereitung auf die WM konnte ich fast nichts machen, jetzt schon einiges."

© SZ vom 05.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: