1860 München vor der Mitgliederversammlung:Viele Fragen an die Bosse

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In der Theorie steht Zweitligist 1860 München am Dienstagabend vor einer ruhigen Mitgliederversammlung. Dazu wird es nicht kommen: Viele Mitglieder beschäftigen die ungeklärten Fragen zur Personalpolitik - gibt Investor Hasan Ismaik für die Saison 2012/13 tatsächlich nur Geld, wenn Präsident Dieter Schneider geht?

Markus Schäflein und Philipp Schneider

In der Theorie könnte es ein ruhiger Abend werden in der Gaststätte Heide-Volm in Planegg, wenn dort an diesem Dienstag (18.30 Uhr) die jährliche Mitgliederversammlung der Fußballabteilung des TSV 1860 München abgehalten wird. Ja, eigentlich könnte es sogar geradezu langweilig werden, da auf der Tagesordnung zuvorderst die erwartbare Wiederwahl von Abteilungsleiter Robert Reisinger, Stellvertreter Daniel Bauer und Kassenwart Thomas Probst steht.

Ungeklärte Fragen bei 1860 München: Investor Hasan Abdullah Ismaik (rechts im Bild) und Präsident Dieter Schneider. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Zudem werden die 172 Delegierten für die Hauptversammlung des Vereins gewählt - der Einfachheit halber haben die Fanorganisationen Pro1860 und Arge Empfehlungslisten mit je 172 Kandidaten verteilt. Während Pro1860 für eine Abschaffung des komplizierten, aus der Zeit von Präsident Karl-Heinz Wildmoser stammenden Delegiertensystems ist und die Mitgliederversammlung wieder zum direkt entscheidenden Vereinsorgan machen will, ist die Mehrheit der von der Arge vorgeschlagenen Delegierten für eine Beibehaltung der Satzung.

Doch wer glaubt bei Sechzig schon daran, dass es allein um den e. V. gehen wird, in Anbetracht der Vielzahl von ungeklärten politischen Fragen bezüglich der Profifußball-KGaA? Zumal Vereinspräsident Dieter Schneider, Vizepräsident Wolfgang Hauner und KGaA-Geschäftsführer Robert Schäfer persönlich zugegen sein werden, um sich Fragen aus dem Plenum zu stellen.

Doch das Vereinsmitglied Herbert Schröger etwa hat einen durchaus kurios anmutenden Antrag auf "Ausgliederung des im e.V. befindlichen Teils des Nachwuchsleistungszentrums samt dazugehöriger Juniorenmannschaften von der U10 bis zur U17" aus der Fußballabteilung des e.V. in die KGaA gestellt. Eine seiner Begründungen: "Damit der Verein als alleiniger Inhaber der Geschäftsführungs-GmbH seitens der Investoren finanziell nicht mehr erpressbar" ist.

Spätestens mit diesem Antrag dürfte der Weg zu einer Diskussion geebnet sein, in der Präsident Schneider mit der Frage konfrontiert werden wird, ob Investor Hasan Ismaik noch immer, wie im Winter, seinen Rücktritt fordert - als Bedingung für Ismaiks Investitionen in den Kader für die Saison 2012/13. Nicht wenige Vereinsmitglieder sehen diese (bis heute nicht öffentlich revidierte) Forderung als unrechtmäßige Einflussnahme des Minderheitseigners (Ismaik) auf die Politik des Hauptgesellschafters (e.V.).

Vizepräsident Hauner will darin kein großes Konfliktpotential erkennen, er sagt: "Wir planen für die kommende Saison mit dem Etat, wie ihn Geschäftsführer Schäfer eingereicht hat." Der bei der DFL angemeldete Spielraum von 6,4 Millionen Euro für den Profikader sei unter Umständen ausreichend, um in die erste Liga aufzusteigen. Denn Hauner glaubt zu Recht nicht daran, "dass der Etat einer Mannschaft wie Fürth deutlich darüber liegt".

Sportchef Florian Hinterberger hingegen hat nach Sechzigs 1:4 gegen Fürth am Samstag zu verstehen gegeben, dass das Budget aus seiner Sicht nicht ausreichen wird, um eine aufstiegstaugliche Mannschaft zu formen. Somit wird sich in der Heide-Volm wohl auch zeigen, was den Mitgliedern wichtiger ist: ein politisch unabhängiger Verein mit einem autarken Präsidenten an der Spitze - oder Geld für neue Spieler, die den Aufstieg auch nicht garantieren.

© SZ vom 20.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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