Comeback von Gladbachs Stefan Lainer:"Es ist ein unfassbares Gefühl"

Lesezeit: 2 min

"Mit einem Sieg wäre das Comeback natürlich noch ein bisschen schöner gewesen": Stefan Lainer wurde beim Stand von 1:2 gegen Augsburg eingewechselt - es sollte das Endergebnis bleiben. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Die Rückkehr von Stefan Lainer auf den Platz ist aus Gladbacher Sicht der einzige Lichtblick beim 1:2 gegen Augsburg. Nach acht Monaten Pause wegen einer Krebserkrankung könnte der Österreicher nun der wackeligen Borussia Halt geben.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Die 1:2-Niederlage gegen den FC Augsburg am 18. Spieltag der Bundesliga-Saison 2023/24 wird in der sportlichen Chronik von Borussia Mönchengladbach dereinst keine Rolle mehr spielen. Es war für die Gastgeber ein Spiel zum Vergessen. Gladbach war schlecht und hat zum bereits achten Mal in dieser Saison eine Führung verspielt. Trotzdem hatte diese sportlich eher bedeutungslose Partie eine besondere Relevanz für das Vereinsklima.

Für den 31 Jahre alten Österreicher Stefan Lainer, mit RB Salzburg einst drei Mal österreichischer Cupsieger und vier Mal österreichischer Meister, war es "das emotionalste Spiel meiner Karriere". So sagte er es nach dem Abpfiff. Der Rechtsverteidiger war in der 71. Minute eingewechselt worden, nachdem er zuvor acht Monate lang kein Pflichtspiel mehr absolviert hatte.

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Kurz nach dem Ende der vergangenen Saison war im Juli 2023 bei Lainer Lymphknotenkrebs diagnostiziert worden. Nach erfolgreich überstandener Chemotherapie kehrte er ab Ende November sukzessive ins Training zurück. Er ist geheilt. Aber erst in den vergangenen zwei Wochen trainierte er wieder auf härtestem Niveau ("Vollgas!"). "Ich wusste vor dem Spiel selbst nicht, ob der Trainer mir schon die ersten Minuten schenken würde", sagte er am Sonntagabend. "Mit einem Sieg wäre das Comeback natürlich noch ein bisschen schöner gewesen, aber diesmal zählt für mich eher der persönliche Glücksmoment." Bei seiner Einwechslung sei ihm noch einmal klar geworden, mit wie viel Wohlwollen so viele Menschen seine Genesung und sein Comeback begleiteten. "Dass zigtausende Menschen in Gedanken bei mir waren, ist ein unfassbares Gefühl." Bevor er mit einem Lächeln in der Kabine verschwand, sagte Lainer noch: "Ich freue mich auf die Zukunft."

Es ist noch nicht klar, ob diese in Mönchengladbach liegt. Lainer spielt seit viereinhalb Jahren bei der Borussia am Niederrhein. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Während der Genesungszeit, während der Ungewissheit, so berichtete kürzlich Gladbachs Sportgeschäftsführer Roland Virkus, habe Lainer von sich aus nicht verlängern wollen. Erst jetzt, da er für die Mannschaft auch fußballerisch wieder von Bedeutung ist, beschäftigt er sich offenbar mit diesem Gedanken. "Wir sind in Gesprächen", sagte am Sonntagabend Gladbachs Sportdirektor Nils Schmadtke. Ausgang offen.

"Stevie ist ein Vorbild für alle hier in puncto Kämpfernatur und Herz - so hat er seine Krankheit besiegt", sagt Trainer Seoane

Lainer hat Aufstieg und Niedergang der Borussia in den vergangenen viereinhalb Jahren miterlebt. Er war unter dem Trainer Marco Rose unverzichtbarer Stammspieler, als man 2020/21 in der Champions League gegen Inter Mailand und Real Madrid spielte sowie im Achtelfinale gegen Manchester City. Unter Roses Nachfolger Adi Hütter verpasste Lainer wegen eines Knöchelbruchs große Teile der Hinrunde und unter Hütters Nachfolger Daniel Farke bekam er nur noch 17 von 34 Liga-Einsätzen.

Beim großen Umbruch in dieser Saison unter dem neuen Trainer Gerardo Seoane konnte Lainer noch keine Rolle spielen. Wie zäh dieser Turnaround für den Kader ist, das betonte Seoane am Sonntag noch einmal nach der Niederlage. Ein erfahrener Mann wie Lainer könnte hilfreich sein bei Gladbachs aktuellen Hauptproblemen: Unaufmerksamkeit, Tempolimit, verspielte Vorsprünge. 20 Punkte haben die Borussen in dieser Saison schon hergegeben nach Führungen. Am Sonntag hatte Jordan Siebatcheu Gladbach in der 26. Minute in Führung gebracht, kurz nach der Pause drehten die Augsburger Phillip Tietz (47.) und Arne Engels (51.) das Spiel binnen vier Minuten.

"Das war enttäuschend", sagte Seoane über die pomadige und fehleranfällige Leistung seiner Mannschaft, aber ein Trost und Lichtblick war auch für den Schweizer die Rückkehr von Lainer. "Wir freuen uns extrem, dass die Leidenszeit für Stevie und seine Familie vorbei ist; er ist ein Vorbild für alle hier in puncto Kämpfernatur und Herz - so hat er seine Krankheit besiegt." Und dieser Sieg war für Stefan Lainer und die Gladbacher am Sonntag im Borussia-Park eindeutig wichtiger.

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