Miroslav Klose in Italien:Noch ein Jährchen

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Auch mit 37 Jahren auf Ballhöhe: Lazio-Mittelstürmer Miroslav Klose (im Bild rechts). (Foto: Fabio Frustaci/dpa)
  • Miroslav Klose hat in dieser Saison schon wieder elf Tore geschossen. Sein Vertrag bei Lazio Rom läuft im Sommer aus.
  • Bleibt er? Ihm soll auch ein Angebot aus der Preimier League vorliegen.
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Von Birgit Schönau, Rom

Klose wieder. Zwei Tore im Derby gegen den AS Rom, zwei Treffer für den 8:5-Sieg. Eine große Zukunft in der Ewigen Stadt scheint vor ihm zu liegen, denn Noah Klose ist erst zehn. Der Sohn von Miroslav Klose spielt mit seinem Zwillingsbruder Luan für die "Pulcini" (Flöhe) der SSC Lazio - übrigens gegen Cristian Totti, den wenige Monate jüngeren Ältesten der Roma-Legende Francesco Totti. Wenn die Flöhe tanzen, stehen die Alten am Spielfeldrand, römische Väter wie alle anderen.

Klose wieder. Ein Tor gegen Chievo Verona, schön herausgespielt, Saisontreffer Nummer elf. Es reichte am Ende nur für ein Unentschieden, aber dass Lazio derzeit auf dem zweiten Platz steht, genau einen Punkt vor Totti und der Roma, verdankt das von Stefano Pioli trainierte Team zu einem guten Teil dem Veteranen in der Offensive.

Dabei hatte der Coach Klose zu Saisonbeginn eigentlich auf die Bank dirigiert, als Reserve für einen gewissen Filip Djordjevic. Der Serbe ist Jahrgang 1987 und damit neun Jahre jünger als Klose. Doch Djordjevic fiel im Januar durch eine Verletzung aus, und der Deutsche, der schon frustriert das Karriereende ins Auge gefasst hatte, nutzte die Chance.

Unaufgeregt, ja still, wie es seine Art ist. Im Juni wird er 37, na und? Luca Toni wird im Mai 38 und schießt für Hellas Verona ein Tor nach dem anderen. Siebzehn sind es aktuell, das bedeutet Platz zwei der Torjägerliste hinter dem Argentinier Carlos Tevez von Juventus Turin, der auf 18 kommt.

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Gegen den Tabellenletzten Parma wird Klose seine Bilanz diesen Mittwoch wohl nicht verbessern können, am Sonntag hat er sich eine Zerrung zugezogen. Nichts Ernstes, wird bald wieder. Und dann auf ins Saisonfinale. Es warten noch das Pokalfinale gegen Juventus und natürlich die Verteidigung von Platz zwei für den direkten Einzug in die Champions League. An Totti vorbei, der da in dieser Saison die längste Zeit gestanden hatte.

Der "Sorpasso" , das Überholmanöver von Lazio gegen die Lokalrivalen, hat die Gelbroten in Schockstarre verfallen lassen. Nichts gelingt mehr, zuletzt verloren sie sogar gegen Inter Mailand (übrigens unter Mitwirkung von Lukas Podolski, der Mauro Icardi mit einem Pass beim Siegtor assistierte), schon jetzt zittern sie vor dem Derby am 24. Mai, das über die ganze Saison entscheiden könnte.

Lazio aber genießt den Moment. Und Klose genießt ihn ganz besonders. Im vierten römischen Jahr muss er eigentlich nichts mehr beweisen. Als er im Sommer Urlaub auf der Insel Sardinien gemacht habe, erzählte er kürzlich in einem Interview, da sei er beim Angeln ins Rechnen verfallen. "137 Spiele für die Nationalmannschaft. 1+3+7, die Quersumme ergibt 11. Meine Trikotnummer bei Lazio." Er sei dann zu dem Schluss gekommen, so Klose treuherzig, "dass das doch ein super Moment war, um als Nationalspieler aufzuhören." Was Lazio angeht, denkt er jetzt laut darüber nach, im Falle der Champions-League-Qualifikation noch ein Jährchen dranzuhängen. Vielleicht für ein abschließendes Duell mit Totti und Toni?

Plötzlich scheint man sich sogar wieder urbi et orbi für Klose zu interessieren. Tottenham Hotspur sei hart am Ball, berichtete der Guardian und behauptete, am Angebot für den Deutschen werde in London gerade noch gebastelt. Außerdem sind angeblich Aston Villa, Birmingham und überraschenderweise auch der FC São Paulo nicht abgeneigt, obwohl man doch in Brasilien keine überwältigend gute Erinnerungen an Klose haben dürfte.

Dem Angreifer gibt das Auftrieb für die Vertragsverhandlungen. Denn Lazio will Miroslav Klose zwar behalten, allerdings quasi zum halben Preis. Von 2,5 Millionen Euro auf 1,3 Millionen soll das Gehalt gekürzt werden. Der Weltmeister ist nicht einverstanden. Man werde schon eine Lösung finden, beschwichtigt Klubpräsident Claudio Lotito - doch der Reinigungsunternehmer, dem außer dem Hauptstadtverein auch noch die soeben in die zweite Liga aufgestiegene US Salerno gehört, gilt als knallharter Sparer und Schnäppchenjäger.

Verdienste um die Mannschaft sind Lotito schnuppe

Verdienste um die Mannschaft und andere Sentimentalitäten sind Lotito schnuppe; Hauptsache, der Ball rollt für möglichst wenig Geld. Und wieso er den warmen Geldregen, der ihm mit der Champions League blühen würde, in Spieler investieren soll, das leuchtet dem rustikalen Patron nicht ohne Weiteres ein. Was Klose angeht, gibt's bei Lotito eher noch Luft nach unten.

Vielleicht wäre Tottenham Hotspur also tatsächlich eine Alternative. Aber mit welchen Flöhen würden Noah und Luan dort spielen? Und vor allem: Wohin, bitte, geht's zum Angeln?

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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