FC Barcelona:Messi verabschiedet sich unter Tränen

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Der Tag ist tatsächlich gekommen: Auf einer Pressekonferenz verkündet der Argentinier das Ende seiner Zeit bei Barça - überwältigt von Emotionen.

Lionel Messi kamen noch vor dem ersten Wort die Tränen. Seine Frau Antonella, die mit den gemeinsamen drei Söhnen in der ersten Reihe im Auditorium des FC Barcelona saß, reichte dem Argentinier sofort ein Taschentuch. "In den vergangenen Tagen habe ich viel nachgedacht, was ich eigentlich sagen kann. Die Wahrheit ist: Mir fällt einfach nichts ein", sagte Messi. "Das ist der Club, den ich liebe, und das ist nicht der Moment, den ich so erwartet habe."

Millionen Fans auf der ganzen Welt verfolgten diese Worte im Internet. Als Messi seine Ansprache beendet hatte, erhoben sich seine ehemaligen Mitspieler, die zum Abschied des größten Vereinsidols gekommen waren, und applaudierten. Auch in ihren Gesichter stand die Traurigkeit über das letztlich völlig überraschende Ende der einzigartigen Beziehung zwischen dem FC Barcelona und Messi.

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Sein Blut sei erstarrt, meinte Messi zum Scheitern des neuen Vertrages mit seinem Herzensclub, zu dem er 2000 als 13-Jähriger gekommen war. Wohin es nun gehen wird, wollte Messi nicht konkret beantworten. "Wir sprechen über viele Dinge", sagte der sechsmalige Weltfußballer. "Bisher habe ich nichts vereinbart. Viele Clubs sind interessiert. Aber wir sprechen selbstverständlich miteinander."

Der 34-Jährige wird mit dem französischen Spitzenclub Paris Saint-Germain in Verbindung gebracht, die Verhandlungen sind Medienberichten zufolge weit fortgeschritten. Laut L'Équipe sollte Messi womöglich noch am Sonntag den Medizincheck bei PSG absolvieren, spätestens aber an diesem Montag. "Eine neue Geschichte wird beginnen und das wird das schwierigste Kapitel meiner Karriere", sagte Messi, der schwer angefasst und berührt war - und immer wieder seine emotionalen Verbundenheit zu dem Verein betonte, der damals die Hormonbehandlung für den 13-Jährigen "Floh" mit Wachstumsstörungen aus dem argentinischen Rosaria übernommen hatte.

"Es ist so schwer für mich. Ich war mein ganzes Leben hier, ich bin nicht bereit dafür", sagte Messi. Auch seine Familie, mit der er vor dem Aus bei Barcelona und nach dem triumphalen ersten Titel mit der argentinischen Nationalmannschaft noch in Florida und auf Ibiza Urlaub gemacht hatte, sei völlig überzeugt gewesen, in Barcelona zu bleiben.

Er habe angeboten, auf die Hälfte seines Gehaltes zu verzichten. Auch das half nichts. Ein neuer Vertrag soll auch wegen finanziellen Beschränkungen der Liga nicht zustande gekommen sein. Die Liga legt die Obergrenzen der zulässigen Gesamtsumme bei Gehaltszahlungen der Clubs fest. Die Obergrenze ergibt sich aus der Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben - mit Messi hätten die Gehalts-Ausgaben bei 110 Prozent der Einnahmen gelegen, sagte zumindest Barca-Präsident Joan Laporta. Ohne Messi seien es 95 Prozent - Zielgröße seien aber 70 Prozent. Der FC Barcelona hat zudem Schulden in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro angehäuft.

"Im vergangenen Jahr mit dem ganzen Irrsinn wusste ich genau, was ich sagen wollte, in diesem Jahr ist es etwas anderes", sagte Messi, der im Sommer 2019 unbedingt den Verein hatte verlassen wollen. Damals war die Situation ganz anders, mit der damaligen Vereinsführung war Messi nicht mehr zusammengekommen. Nun sei es aber schwer, nicht mehr die Fans zu hören, "wie sie meinen Namen schreien", betonte Messi, dessen Ankunft zur Pressekonferenz von Hunderten Anhängern begleitet worden war. Polizisten hatten eine Gasse zum Haupttor freihalten müssen.

Wenn er sich einen Abschied hätte vorstellen können, dann in einem vollen Stadion, meinte Messi, was zu Corona-Zeiten aber nicht möglich war. Nach knapp 40 Minuten war die Pressekonferenz beendet. Messi lächelte kurz zu seiner Familie, zu seiner Frau und seinen drei "katalanisch-argentinischen Jungs". Dann nahm er seine ehemaligen Mitspieler in die Arme, ehe er davon Abschied nehmen musste, was er in seiner Zeit beim FC Barcelona erreicht hatte: Von den aufgereihten Trophäen für 35 Titel.

Sollte er aber wirklich zu PSG wechseln, dürften die nächsten Erfolge nicht lange auf sich warten lassen. "Ich will die Champions League wieder gewinnen", sagte er: "Ich möchte so viele Titel holen wie möglich." Es wäre ein realistisches Vorhaben - in Paris spielt ohnehin ein Weltklasse-Team zusammen. Neymar, der umworbene Kylian Mbappé, Italiens Europameister-Torwart Gianluigi Donnarumma, Auswahlkollege Marco Verratti, Ex-Real-Ikone Sergio Ramos. Dazu eine vorzügliche argentinische Fraktion mit Angel di Maria, Leandro Paredes, Mauro Icardi - und der argentinische Trainer Mauricio Pochettino.

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