Max Kruse zum SC Paderborn:"So, meine Lieben, da bin ich endlich"

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In neuem Trikot zurück auf dem Platz: Beim 2:1-Testspielsieg des SC Paderborn gegen Wuppertal am Samstag bereitete Max Kruse direkt einen Treffer vor. (Foto: David Inderlied/dpa)

Der frühere Nationalspieler Max Kruse wechselt in die zweite Liga. Im Kampf um den Aufstieg könnte er Paderborn enorm helfen - aber auch der Unterhaltungswert des Provinzklubs abseits des Platzes dürfte steigen.

Von Ulrich Hartmann

Sein bislang letztes Zweitliga-Spiel bestritt der Fußballer Max Kruse am 6. Mai 2012 gegen den SC Paderborn. Dessen Trainer hieß damals Roger Schmidt, Publikumsliebling der Ostwestfalen war der Mittelfeldspieler Markus Krösche. Kruse selbst steuerte zum 5:0-Sieg seines FC St. Pauli ein Tor bei. Kurz darauf wechselte er zum SC Freiburg und begann eine Karriere, in deren Verlauf er auch 14 Mal das deutsche Nationaltrikot trug. Mittlerweile ist Kruse 35 Jahre alt, hat 307 Bundesligaspiele auf dem Buckel und er hat eine zehnmonatige Pause ohne Verein hinter sich - seit seinem bisher letzten Spiel Anfang September 2022, einem Muskelfaserriss im Oktober und seinem folgenden vorzeitigen Ausscheiden beim VfL Wolfsburg.

Sein nächstes Zweitliga-Spiel bestreitet Kruse voraussichtlich am 30. Juli - für den SC Paderborn. Dann beginnt dessen neue Saison mit einer Auswärtsreise zur SpVgg Greuther Fürth. Der Wechsel des bisweilen exzentrisch anmutenden passionierten Pokerspielers Kruse zum eher zurückhaltenden ostwestfälischen Familienklub ist gewiss eine der spannendsten Fußballgeschichten dieses Sommers.

Kruse: "Natürlich will ich auch persönlich erfolgreich sein, das muss man ganz klar sagen"

Die Verkündung seiner Ankunft in Paderborn übernahm Kruse selbst, er liebt Solo-Auftritte im Internet. Bei Instagram sieht man ihn in einem dreiminütigen Video auf der Sonnenterrasse im Trainingszentrum des Vereins im schwarzen Paderborner Trikot über seine Rückkehr in den Fußball referieren. Er eröffnet den Clip mit den Worten: "So, meine Lieben, da bin ich endlich. Endlich ist es wieder soweit."

So ähnlich klingt es, wenn der Terminator oder Indiana Jones auf die Kinoleinwand zurückkehren. Kruses vielleicht markantester und bezeichnendster Satz im Video lautet: "Ich bin froh, wieder gegen den Ball zu treten, das ist das, was an oberster Stelle steht. Ich werde alles geben, um der Mannschaft zu helfen, erfolgreich zu sein, und natürlich will ich auch persönlich erfolgreich sein, das muss man ganz klar sagen."

Großen Namen im kleinen Verein wird gern spöttisch der Sonnenuntergang prophezeit

Der SC Paderborn, der in der Saison 2014/15 unter dem Trainer André Breitenreiter sowie 2019/20 unter Steffen Baumgart je eine Saison in der Bundesliga gespielt hat und seit nun drei Jahren zu den solidesten und besten Zweitliga-Klubs gehört, gilt einigen in der Branche noch immer als Synonym für Provinzialität. Großen Namen im kleinen Verein wird gern spöttisch der Sonnenuntergang prophezeit, da hatte das nur fünfmonatige, erfolglose Intermezzo des Trainers Stefan Effenberg in Paderborn von Oktober 2015 bis März 2016 nicht gerade geholfen. Das Fußballmagazin Kicker lobte an Kruses Wechsel zum SC Paderborn in einem Online-Kommentar spontan dessen "Mut zur Lachnummer".

Im Textverlauf wird dann allerdings eingeräumt, dass der prominente Neue seiner künftigen Mannschaft durchaus behilflich sein könnte. Absolute körperliche Fitness vorausgesetzt, kann Kruse tatsächlich Dreh- und Angelpunkt des Paderborner Spiels werden. Aber auch der Unterhaltungswert des Paderborner Fußballs auf und neben dem Platz wird gewiss steigen. "Wie, passt du überhaupt noch ins Trikot?", frotzelt Kruse im Video über eine offenbar live im Chat formulierte freche Fan-Reaktion bezüglich seiner Physis - und er beantwortet die Provokation lakonisch unter demonstrativer Anspannung beider Oberarm-Bizepse: "Leute, ich hab' trainiert. Was' los? Maschine! Zack!"

Paderborns Trainer Lukas Kwasniok hängt noch eine nicht ausgestandene Affäre an

Ab Ende Juli muss sich zeigen, wie viel Ego die Paderborner Mannschaft verträgt. Kruses extrovertierte Art gesellt sich zu einer noch nicht ausgestandenen Mallorca-Affäre des Trainers Lukas Kwasniok, der Ende Mai auf der Sonneninsel vorübergehend festgenommen worden war. Spanische Medien berichteten damals von übergriffigem Verhalten gegen eine Frau, das Verfahren läuft. In einem Vereinsvideo sagte Kwasniok: "Grundsätzlich habe ich nichts Unrechtes oder Rechtswidriges getan. Meine sofortige Freilassung ohne jegliche Auflagen nach der Anhörung spricht eigentlich eine sehr klare und eindeutige Sprache." Sein Vertrauen in die spanische Justiz sei "extrem hoch". Dem Verein, der bislang an ihm festhält, sei er "zu unendlichem Dank verpflichtet".

Mit allerhand Nebengeräuschen also starten die Paderborner in eine Saison, in der sie in der zweiten Liga wieder oben mitspielen wollen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in der Lage sind, diese Saison eine gute Rolle zu spielen", sagt auch Kruse. "Ich habe mich die letzten Wochen und Monate gequält und habe jetzt noch knapp vier Wochen Zeit, die Mannschaft kennenzulernen, bevor das erste Ligaspiel ansteht." Kruse ist sich bewusst, dass seine Akzeptanz beim Publikum mitentscheiden wird über den Erfolg seines Ausflugs in die Fußballprovinz. "Dass die Fans mich gut aufnehmen", weiß er aus langjähriger Erfahrung, "dafür habe ich selbst zu sorgen - mit der Leistung, die wir als Mannschaft auf den Platz bringen."

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