Max Eberl:Die Geschichte vom Eberlmax und den Bayern

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Wird ständig gefragt, ob er nun nach München wechselt: Max Eberl. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Kommt er? Kommt er nicht? Ob Max Eberl im Sommer als Sportdirektor nach München wechselt, hängt auch vom zukünftigen Jobprofil ab.

Von Christof Kneer

Was es wohl für Max Eberl bedeutet, dass der FC Bayern in der nächsten Europacup-Runde gegen Real Madrid antritt und Borussia Mönchengladbach gegen niemanden? Eine Antwort könnte sein: Den aktuellen Gladbacher Sportchef wird es nun erst recht nach München ziehen, wo man ja ständig auf so spannende Gegner trifft, während man in Gladbach nach dem Europa-League-Aus erst recht davon ausgehen muss, dass bald die Geier über der Borussia kreisen und Spieler wie Dahoud und Christensen wegpicken werden.

Klare, logische Antwort. Heißt: Max Eberl geht auf jeden Fall zu Bayern.

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Eine weitere Antwort könnte allerdings auch diese sein: Sollte der FC Bayern erst Real Madrid aus der Champions League entfernen und anschließend den ganzen Wettbewerb gewinnen, übernähme ein neuer Sportchef im Sommer undankbarerweise eine überreife Robben-und-Ribéry-Elf, die ihren Titelhunger gerade erst gründlich gesättigt hat und außerdem die zentralen Denker Philipp Lahm und Xabi Alonso verliert.

"Stand jetzt" sei er im Sommer weiter in Mönchengladbach, sagt Sportchef Max Eberl

Ach so, und sollte der FC Bayern gegen Real verlieren, dann könnte es sein, dass der neue Sportchef im Sommer ein müdes Team mit schlechter Laune antrifft.

Das heißt also, auch logisch: Eberl geht auf keinen Fall zu Bayern - zumal er ja sowieso zufrieden ist bei seiner Borussia.

Ja, so kompliziert ist das alles, was da seit Wochen läuft oder nicht läuft zwischen den Münchnern und den Gladbachern. Seit Philipp Lahms Absage geht die Branche mit verblüffender Selbstverständlichkeit davon aus, dass Eberl ins Lager der Bayern überlaufen wird, obwohl es bisher kein Gespräch zwischen den Parteien gab. "Stand jetzt" sei er im Sommer weiter in Gladbach, hat Eberl nun gesagt, das ist eine tadellose Formulierung: Sie ist Bekenntnis genug, um die Lage in Gladbach auf seriöse Art zu beruhigen; gleichzeitig trägt sie eine exzellente Rest-Ungenauigkeit in sich, weil keiner weiß, ob der " Stand jetzt" morgen zufällig ein anderer " Stand jetzt" ist als der von heute.

Die Geschichte vom Eberlmax und den Bayern ist einerseits eine sehr persönliche Geschichte mit hübschen folkloristischen Einsprengseln. Eberl ist Bayer, er heißt wie ein Bayer und sieht aus wie einer, er hat als Spieler in München schon Uli Hoeneß verehrt, und er hat sich auch später, als renommierter Gladbach- Manager, ab und zu Rat eingeholt, auch in der Zeit, als Hoeneß im Gefängnis saß.

Andererseits taugt diese Münchner Gschicht auch zu einer Strukturgeschichte des modernen Spiels, weil in ihr ständig diese Frage mitklingt: Was ist das überhaupt, ein Sportdirektor, und wenn ja, wie viele? Allein die Bayern-Debatte bildet die Vielschichtigkeit eines Jobs ab, der längst mehrere Jobs ist. Es ist ja nur eine äußerliche Frage, ob diese Figur Sportvorstand oder Sportdirektor heißt, ob sie auf Vorstandsebene agiert oder eine Hierarchiestufe darunter. Was zählt, sind die inneren Werte: Ist ein Sportchef für die großen Strategiefragen zuständig (wie Lahm das wollte), oder muss er dem Trainer sagen, dass die Spieler lieber daheim schlafen als im Hotel? Und muss er dann bei jedem Spiel dabei sein und den Medien erklären, warum der SC Freiburg gut verteidigt hat (was Lahm eher nicht wollte)?

Es gibt in der Liga so viele unterschiedliche Jobprofile, wie es Klubmodelle gibt, und für die Bayern wird es darauf ankommen, ein Profil zuzuschneiden, das einen neuen Mann nicht überfordert, ihm aber zwischen den Klubgranden Hoeneß und Rummenigge dennoch genügend Raum zum Gestalten lässt. Philipp Lahm hat diesen Raum offenbar nicht gesehen, und so könnte es sich auch an dieser Frage entscheiden, ob der Eberlmax am Ende vielleicht doch noch mal zum Bayer wird.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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