Manchester City:Gündoğan - eine unvergleichliche Leidensgeschichte

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Deprimiert auf dem Rasen: İlkay Gündoğan am Dienstagabend. (Foto: REUTERS)

Tieftraurig reagiert Manchester City auf die neuerliche schwere Verletzung von İlkay Gündoğan. Dabei muss der Klub geahnt haben, dass genau dies passieren würde.

Von Carsten Scheele

Viel hätte nicht gefehlt, und Pep Guardiola hätte angefangen zu weinen. Der Trainer von Manchester City senkte seinen Blick, seine Stimme stockte. "Das ist die schlechteste Nachricht des Tages", sagte Guardiola nach dem 2:0 gegen den FC Watford. Tieftraurig wirkte er dabei.

Guardiola sprach über İlkay Gündoğan, 26. Schwer zu sagen, ob je ein Trainer so angefasst über eine Verletzung des deutschen Nationalspielers berichtet hat - es gab ja leider schon einige Übungsleiter, denen es ähnlich erging wie Guardiola. In der Saison 2013/14 musste der damalige Dortmunder Trainer Jürgen Klopp oft über Gündoğan reden, der sich die Wirbelsäule gestaucht hatte, schließlich an der Lendenwirbelsäule operiert wurde. Gündoğan fehlte mehr als ein Jahr, die Statistiker von transfermarkt.de haben errechnet, dass er in dieser Zeit 88 Spiele verpasst hat. Manche befürchteten gar, er müsse seine Karriere beenden.

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Gündoğan verpasste bereits eine WM und eine EM

Auch Bundestrainer Joachim Löw hat seine Erfahrungen gemacht. Schon bei der WM 2014 hätte er Gündoğan gerne dabei gehabt, was sich wegen der langen Verletzungspause als unrealistisch erwies. Vor der Fußball-EM 2016 in Frankreich war Gündoğan dann sogar als Stammkraft eingeplant, als er sich im Training des BVB die Kniescheibe ausrenkte. Patellaluxation heißt das fachlich, Gündoğan verpasste nicht nur das Pokalfinale mit Dortmund, sondern die gesamte Europameisterschaft.

Jetzt ist es wieder das Knie, das rechte. Ein Kreuzbandriss, wie am Freitagabend bestätigt wurde. Kurz vor der Halbzeitpause am Mittwochabend saß er nach einem Zusammenprall mit Watfords Nordin Amrabat auf dem Rasen, verbarg sein schmerzverzerrtes Gesicht, als ahnte er bereits, was passiert war. Schließlich trottete er vom Platz, vorbei an Guardiola, der wie versteinert blickte. "Es wird noch weitere Untersuchungen geben. Aber es sieht nicht gut aus", berichtete Guardiola später: "Er ist natürlich sehr traurig, genauso wie wir." Gündoğan fällt mehrere Monate aus - ja, schon wieder.

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Bei allem Mitgefühl für Gündoğan dürften sie sich bei Manchester City frühzeitig darauf eingestellt haben, dass ein Ereignis wie dieses eintreten könnte. Gündoğan gilt an fitten Tagen als brillanter Stratege, nicht umsonst hat er es bei Manchester binnen kürzester Zeit zu Guardiolas Lieblingsschüler gebracht, was bedeutet, dass er wirklich ein super, super Spieler ist. Allerdings hat der Klub Gündoğan auch im Wissen verpflichtet, dass der Nationalspieler einer der am häufigsten verletzten Akteure im Weltklassefußball (neben Marco Reus und Holger Badstuber) ist. Kein Vergleich etwa zu Toni Kroos, der bei Real Madrid auf ähnlichem Niveau auf ähnlicher Position spielt - und trotzdem so gut wie nie ausfällt.

Guardiola ließ ihn offensiver spielen

Gündoğan war im Sommer sogar verletzt vom BVB auf die Insel gewechselt, auch deshalb betrug die Ablösesumme nur 24 Millionen Euro, eigentlich viel zu wenig für einen Klassemann wie den gebürtigen Gelsenkirchener. Doch Guardiola wollte ihn unbedingt, Gündoğan war sein erster Transfer bei Manchester, um ihn herum wollte er das Team aufbauen.

Zunächst schien alles gut zu gehen. Gündoğan holte sich die nötige Fitness zurück, profitierte davon, dass ihn Guardiola offensiver spielen ließ als in der Bundesliga, meist in der kreativen Zentrale. In 15 Pflichtspielen für Manchester gelangen Gündoğan fünf Tore - sogar die kritische englische Presse dichtete Hymnen auf ihn. Damit ist es nun zunächst vorbei. Gündoğan muss zugucken, viele lange Monate. Ja, schon wieder.

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