Bundesliga:Mainz schwelgt in der Elfmeter-Orgie

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Paradedisziplin: Marcus Ingvartsen legt sich den Ball schon so feinsäuberlich hin, dass kaum etwas schief gehen kann. (Foto: Torsten Silz/dpa)

36 Strafstöße in Serie hat der 1. FSV Mainz 05 nicht verschossen. Eine Bilanz so eindrücklich, dass sie fast schon sündig ist.

Von Philipp Selldorf

Im Sommer 2017 hat Raphael Schäfer seine Fußballer-Karriere beendet, seitdem ist es, abgesehen von den Berichten über seinen Eintritt als KV-Mitglied Nummer 700 bei den fränkischen Grünen, relativ ruhig geblieben um den langjährigen Torwart des 1. FC Nürnberg. An diesem Wochenende jedoch kam Schäfer wieder zu öffentlichen Ehren, nicht als Klimaschützer, sondern posthum als Torhüter. Denn erst jetzt hat man hierzulande verstanden, was für eine Tat er am 7. April 2013 im Max-Morlock-Stadion vollbracht hatte, als er einen von Adam Szalai geschossenen Elfmeter abwehrte.

Jedes Kind, das seit jenem Sonntag-Nachmittag zur Welt gekommen ist, hat so etwas nicht mehr erleben dürfen: Dass Mainz 05 in der Bundesliga einen Elfmeter nicht zum Torerfolg genutzt hat! Der Elfmeterpunkt ist das Mainzer Wembley - eine Domäne der Macht, sogar der Unfehlbarkeit.

Einen Elfmeter-Hattrick binnen 14 Minuten gab es noch nie

Seit Schäfers Heldentat gegen Szalai haben die Spieler des FSV 05 aus 36 Elfmetern 36 Tore gemacht - Rekord in der Bundesliga und wahrscheinlich auch im Universum. Mainzer Spieler würden auch treffen, wenn Chuck Norris oder ein zehnarmiger Riesenkalmar im Tor stünden.

Noch ist es nicht geschehen, aber demnächst kommt vermutlich der Tag, an dem die Schützen des FSV 05 aus einem einzelnen Elfmeter zwei, drei oder noch mehr Tore hervorbringen. Warum? Weil sie Mainzer sind. Weil sie, wie man es heutzutage auszudrücken pflegt, Elfmeter "können".

Während sie bei der TSG Hoffenheim, beim 1. FC Köln und bei Schalke 04 wie die Bettler immer noch auf ihren ersten Elfmeter in der Saison warten, schwelgten die Mainzer am Samstag in einer Elfmeter-Orgie. Zur dekadenten Feier ihrer Elfmeterlust ließen sie im Minutentakt den triumphalen Narhalla-Marsch erklingen: Moussa Niakathé, Jonathan Burkardt und Marcus Ingvartsen realisierten binnen 14 Minuten einen Elfmeter-Hattrick. Hat's natürlich noch nie gegeben sowas. Doch ist das wirklich noch großer Sport? Oder doch schon die Todsünde Völlerei?

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