Machtkampf in der Formel 1:Zu lange erfolgreich

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Jahrelang haben sich alle Beteiligten den undurchschaubaren Strukturen der Formel 1 - weil sie selbst in dem System gut gefahren sind.

René Hofmann, Silverstone

Ferrari, Mercedes, BMW, Renault, Toyota, Red Bull, Toro Rosso und Brawn haben die Nase voll. Die überwältigende Mehrheit der Teams, die aktuell in der Formel 1 antreten, wollen nicht weiter behandelt werden wie tapsige Hunde: Lange hat Max Mosley, der Präsident des Automobilweltverbandes FIA, die Protagonisten an der ganz kurzen Leine gehalten und sie nach Gutdünken über die große Bühne Formel 1 geführt.

Wohin geht der Weg im Rennsport? (Foto: Foto: rtr)

Sein striktes Regime hat die Serie im Zusammenspiel mit der Gerissenheit von Vermarkter Bernie Ecclestone in die Dimensionen wachsen lassen, die sie heute hat. Neben Olympischen Spielen und Fußball-WM gibt es kaum ein Sport-Spektakel, das ähnlich viel Aufmerksamkeit fängt.

Jahrelang haben sich alle Beteiligten den undurchschaubaren Strukturen gebeugt und das zum Teil selbstherrliche Gebaren der Strippenzieher hingenommen - weil sie selbst in dem System gut gefahren sind. Der Erfolg erstickte alle Widerstände, der Abschwung lässt sie jetzt keimen. Die weltweite Rezession hat den Sport mit voller Wucht getroffen. Im Winter verkündete Honda den Rückzug. Andere Teams sollen ebenfalls wackeln.

In diesen unsicheren Zeiten nicht den Schulterschluss zu suchen sondern die Konfrontation, ist ein Fehler, der Mosley sicher den Job kosten würde, wenn die Fia eine Firma wäre. Als Verbands-Präsident muss er sich um Profit oder Verlust aber wenig scheren. So lange er genügend Unterstützer hinter sich weiß, ist es egal, wie gut oder schlecht er regiert, wie viel Potential der Formel 1 er erschließt - oder ungenutzt lässt.

In den vergangenen Jahren hat Mosley seine Machtposition sukzessive so ausgebaut, dass der Begriff "Alleinherrscher" dafür heute untertrieben klingt. Dieser Entwicklung nicht beizeiten einheitlich und entschlossen entgegengetreten zu sein, ist ein Vorwurf, den sich die acht Teams gefallen lassen müssen, die jetzt den Aufstand proben.

Zu lange war sich jeder selbst der nächste. Nun ist es fast schon zu spät, um noch eine vernünftige Lösung zu finden. Eine Konkurrenz-Serie ist es sicher nicht. Wenn zwei gleichwertige Produkte gegeneinander antreten, ist es wahrscheinlich, dass beide erst einmal Verluste einfahren. Das aber kann sich gerade in der jetzigen Lage keiner leisten.

© SZ vom 20.06.2009/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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