Meisterschafts-Aus der Los Angeles Lakers:Die Show ist vorbei

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Zu selten im Trikot, zu oft verletzt: LeBron James. (Foto: Jason Miller/AFP)

Die Los Angeles Lakers haben schon jetzt keine Chance mehr auf die NBA-Playoffs. Eigentlich sollte das Team um LeBron James den Titel holen - nun steht ein Umbruch bevor.

Von Ralf Tögel, München/Los Angeles

Svetislav Pesic hat die nordamerikanische Profi-Liga NBA einmal als "Zirkus" bezeichnet. Der 72-Jährige gilt vielen als bester europäischer Trainer, zeichnet aktuell für die serbische Auswahl verantwortlich und findet, dass in der weltbesten Glitzerliga zu viel Show geboten wird und zu wenig Handwerk. Nun hat der Zirkus, um im Bild zu bleiben, schon vor der entscheidenden Phase der Tournee seine Attraktion verloren: Nach der 110:121-Niederlage gegen die Phoenix Suns, der bereits siebten in Serie, ist der 17-malige Meister Los Angeles Lakers ausgeschieden. Aber nicht etwa aus den Playoffs, für die Glamour-Kalifornier ist bereits drei Spiele vor Ende der Hauptrunde die Meisterschaft vorbei. Das hochkarätig besetzte Ensemble um Superstar LeBron James, der wegen einer Sprunggelenksverletzung das Desaster von der Bank verfolgen musste, kann nicht einmal mehr den zehnten Platz der Western Conference erreichen, der über ein sogenanntes Play-in-Turnier noch eine Chance auf ein Ticket in der K.-o.-Runde geboten hätte.

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Besonders schmachvoll ist dieses Scheitern, weil die Lakers mit dem klaren Auftrag in die Saison gegangen waren, die Meisterschaft zu holen. Wofür ein Star-Ensemble um den bereits 37-jährigen James zusammengestellt wurde, ähnlich den legendären Big Three - als James zusammen mit Chris Bosh und Dwyane Wade 2012 und 2013 zweimal den NBA-Titel für Miami gewann. Doch mit Anthony Davis und Russell Westbrook ist die Rechnung nicht aufgegangen, zu selten konnten die drei Topspieler gemeinsam eingreifen. Davis, 29, fehlte wie James oft verletzt, gemeinsam standen sie in nur 22 Partien auf dem Parkett. Westbrook, mit 33 Jahren ebenfalls nicht mehr der Jüngste, konnte zu selten seine herausragenden Scorer- und Spielmacherfähigkeiten zeigen, ihm fehlte oft jene Athletik und Dynamik, die sein Spiel in den Vorjahren so außergewöhnlich gemacht hatten.

Nach dem Desaster muss bei den Lakers alles hinterfragt werden, besonders die Personalpolitik

Neben dem Verletzungspech machte den Lakers im Dezember ein Corona-Ausbruch im Team zu schaffen, zudem war der restliche Kader ob der drei extrem teuren Protagonisten insgesamt zu schwach besetzt und offenbarte vor allem in der Defensive große Schwächen. In jener Disziplin eben, die weniger für die Show als für Erfolge taugt - und damit im Vergleich zum europäischen Basketball in der NBA eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielt.

Der Goldjunge war verletzt: LeBron James gratuliert Devin Booker von den Suns. (Foto: Christian Petersen/AFP)

Nichts davon darf als Ausrede für ein derartiges Versagen dienen, zumal auch die Konkurrenz mit derlei Problemen zu kämpfen hatte. Dennoch lobte Trainer Frank Vogel den Kampfgeist seiner hochbezahlten Truppe. Vor allem Westbrook mit 28 Punkten und Davis (21) hätten sich gegen die Niederlage gestemmt, nach der Halbzeit (58:63) allerdings gingen auch sie mit den Kollegen unter.

Der Trainerjob Vogels, der mit den Lakers vor zwei Jahren in der Bubble von Orlando noch die Meisterschaft gefeiert hatte, dürfte dennoch heftig infrage stehen, das Team steht vor einem Umbruch, und es ist schwer vorstellbar, dass er ihn begleiten darf. Der Kader ist zu alt, neun Spieler sind jenseits der 30, die Personalpolitik der vergangenen Spielzeiten muss intensiv hinterfragt werden.

LeBron James zeigte sich wenigstens als guter Verlierer, mit güldenfarbener Sonnenbrille und noch mehr Edelmetall an Hals und Armen gratulierte er dem Kollegen Devin Booker, der mit 32 Punkten bester Akteur der Suns war.

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