Löw und die Kapitänsdebatte:Ballack hat es in der Hand

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Michael Ballack oder Philipp Lahm? Die Entscheidung in der Kapitänsdebatte beim DFB steht bevor. Ballack bekommt Unterstützung von zwei Nationalspielern, einer kritisiert zugleich Lahm.

Andreas Burkert

Am Dienstag trifft sich die deutsche Nationalmannschaft in Frankfurt, Michael Ballack fehlt dort verabredungsgemäß - sein Name wird im DFB-Lager trotzdem wieder sehr häufig fallen bis zum EM-Qualifikationsspiel am Samstag in Belgien. Bundestrainer Joachim Löw hatte am Freitag zunächst seinen Verzicht auf Ballack bestätigt, der 33-Jährige war tags zuvor am Telefon von der erwarteten Entscheidung informiert worden. Abends, am Rande des Bundesligaspiels in Kaiserslautern, überraschte Löw dann aber doch, indem er die Verkündung mehrerer Dinge schon für diese Woche in Aussicht stellte - unter anderem zur Kapitänsfrage. Da Leverkusens Mittelfeldspieler im Gegensatz zum Kandidaten Philipp Lahm in Frankfurt fehlt, wurden umgehend Vorteile für den WM-Spielführer abgeleitet.

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Doch dass Löw nach einem Telefonat und letztlich in Abwesenheit Ballacks Zurückstufung verkünden wird, halten Beobachter für unwahrscheinlich. "Ich denke, bei Michael Ballack ist nun genau das Gegenteil wahrscheinlich", sagte am Sonntag Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser: "Wenn er wieder eingeladen wird, wird er auch wieder der Kapitän sein." Eine Degradierung des Bayer-Profis entspräche wohl auch nicht Löws Stil, der etwa im Fall von Torsten Frings samt Stab nach Bremen gereist war, um dort die unangenehme Nachricht vom Ende einer internationalen Karriere persönlich zu überbringen.

Westermann kritisiert Lahm

Ballack hat es vermutlich selbst in der Hand: Lahm trägt einstweilen weiter die Binde, doch bei entsprechender Rückkehr seiner Form kehrt er in die Nationalelf zurück und dann auch ins Kapitänsamt - eine solche Ansage Löws könnte diese Woche erfolgen. Gleichwohl hat Löw seine Ideen von flacheren Hierarchien und des Leistungsprinzips bekräftigt, "ich möchte gern viele Kapitäne haben in der Mannschaft, so wie es auch bei der WM war", sagte er. "Klar wäre Michael auch gern dabei gewesen. Aber er hat auch eingesehen, dass er noch nicht seine volle Leistungsfähigkeit besitzt" - bei Bayers 3:6-Debakel gegen Gladbach wurde er nach 62 Minuten ausgetauscht. Dass Ballack durch die Debatten beschädigt wurde, glaubt Löw nicht: "Michael steht nach wie vor in den Medien, in Fußball-Fachkreisen hervorragend da."

Zwei dieser Experten bestätigten nun den Eindruck ihres Bundestrainers. "Ballack infrage zu stellen, ist unfair. Vor der WM war er unumstritten, dann verletzt. Und jetzt soll er es nicht mehr bringen?", sagte VfB-Stürmer Cacau der WamS. Und Heiko Westermann kritisierte sogar Philipp Lahm, "ich fand es zunächst einmal nicht so gut, vor so einem wichtigen Spiel wie dem WM-Halbfinale eine Diskussion über die Kapitänsbinde aufkommen zu lassen. Damit beschäftigt man sich nach dem Finale, nicht während einer WM". Der HSV-Kapitän ergänzte: "Ich kann nicht sagen, was in Zukunft sein wird. Für mich ist Michael Ballack aber der Kapitän."

© SZ vom 30.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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