2. Liga:Hoeneß rät: 1860 "müsste mal mit Donald Trump reden"

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Der Bayern-Präsident spottet in harschen Worten über die kleine Konkurrenz: Vielleicht werde der neue US-Präsident und Immobilien-Unternehmer dem Klub ein neues Stadion bauen.

Auf das immer größer werdende Chaos bei 1860 München reagiert Uli Hoeneß mit beißendem Spott. "Sechzig träumt seit Jahren vom eigenen Stadion. Sie müssten mal mit Donald Trump reden, der ist ein Immobilien-Tycoon. Vielleicht baut der ihnen so was", sagte der Präsident von Bayern München, während er am Sonntag einen Fanklub in Wunsiedel besuchte. Zugleich erneuerte er genüsslich seine Ankündigung, zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge die Blaskapelle mit "1000 Musikern" anzuführen, "die sie aus der Allianz-Arena begleitet".

Die Stadion-Thematik ist derzeit jedoch das geringste Problem, mit dem sich die auch sportlich schwer angeschlagenen Sechziger auseinandersetzen müssen. Dank Investor Hasan Ismaik befindet sich der Traditionsverein in der wohl tiefsten Krise seit dem Abstieg 2004, die am Sonntagabend in den Rücktritten der Verwaltungsbeirats-Vorsitzenden Karl-Christian Bay und Christian Waggershauser gipfelte. Dies alles sei "mit normalen Maßstäben nicht mehr zu messen", ätzte Hoeneß.

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In Zeiten der politischen Dauerattacke nimmt auch Uli Hoeneß scharfe Worte schnell wieder zurück und entschuldigt sich. Im Gegensatz zum Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern.

Kommentar von Claudio Catuogno

Angesichts der undurchsichtigen und irrwitzigen Ereignisse in der vergangenen Woche hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Sechziger nach SZ-Informationen mit Blick auf die 50+1-Regel bereits zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Für reichlich Aufregung sorgt in München auch das Hausverbot, das der Verein gegen Journalisten verhängt hat, die Ismaik als "despektierlich, unverschämt und verlogen" geißelte. Der Verein Münchner Sportpresse forderte 1860 bereits nachdrücklich auf, "die Restriktionen sofort zurückzunehmen".

Längst ist der Klub um Präsident Peter Casalette zu einem Spielball des launischen und in seinen Entscheidungen sprunghaften Jordaniers geworden. Ismaik nutzt die finanzielle Abhängigkeit der Sechziger aus und hat in Geschäftsführer Anthony Power, Marketingchef Raed Gerges und Beirat Yahya Ismaik treue Gefolgsleute installiert. Sportchef Thomas Eichin wurde dagegen entmachtet.

Ein Kurs, den Bay nicht mehr mittragen wollte. Seine Ziele und Visionen seien "in den derzeitigen Strukturen nicht umsetzbar", mit diesen Worten begründete er seinen Rücktritt. Waggershauser äußerte sich ähnlich: Er habe "leider" feststellen müssen, dass es "unter den vorhandenen Bedingungen nicht möglich ist", den Verein in eine bessere Zukunft zu führen.

Für den früheren 1860-Trainer Werner Lorant hat Ismaik "in seinem Umfeld nicht die richtigen Leute, die ihn beraten. Die bräuchte er aber, da er ja nicht der größte Fußball-Kenner ist", sagte er bei Sky. Peter Grosser, Kapitän der Meisterelf von 1966, kann indes die Haltung von Casalette und seinen Vertrauten nicht nachvollziehen. Natürlich müsse Sechzig mit Ismaik zusammenarbeiten, sagte er der tz, "im ein oder anderen Punkt aber schon auch eine eigene Meinung vertreten". Grosser sprach vom "völlig falschen Weg", den die Löwen einschlagen würden.

Inzwischen hat sogar die Konkurrenz Mitleid. "Es herrscht unsägliche Unruhe in so einem schönen Verein. Schlimm!", sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht nach dem 2:1 am Sonntag in Richtung seines Kollegen Daniel Bierofka. Der Nationalspieler betreut die Münchner derzeit für den entlassenen Kosta Runjaic, besitzt aber keine Lizenz. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Wunschkandidat Armin Veh hat abgesagt.

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