Bundesliga:Leverkusen bewältigt sein Trauma

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Sensation in Leverkusen: Die Werkself verwandelt (dank Hakan Calhanoglu) beim fünften Versuch in dieser Saison ihren ersten Elfmeter. (Foto: Martin Meissner/AP)
  • Beim verdienten 3:1-Sieg gegen Hertha BSC verwandelt Leverkusen im fünften Versuch tatsächlich den ersten Strafstoß der Saison.
  • Damit startet Leverkusen die Aufholjagd in Richtung Champions League.
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Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Die Fußballer von Bayer Leverkusen haben in ihrer Bemühung um tabellarischen Anschluss ans obere Drittel den Bundesliga-Titelkampf zunächst mal zu einem Duell minimiert. Seit sie am Sonntag mit 3:1 (2:1) gegen Hertha BSC gewonnen und den Berlinern damit die beste Hinrunde der Vereinshistorie verweigert haben, sind Bayern München und RB Leipzig ganz oben unter sich. Den Leverkusenern war das egal. Sie freuten sich über ihren Erfolg ebenso wie über einen denkwürdigen Strafstoß in der 36. Minute: Als Hakan Calhanoglu einen Handelfmeter zur 2:0-Führung verwandelte, war es im fünften Leverkusener Versuch in dieser Bundesliga-Saison der erste Elfmeter, der ins Tor ging. Man wertet dies im Rheinland wohlwollend als gutes Omen für die Rückrunde. Bayers Sportchef Rudi Völler konnte sich ein bisschen Spott nicht verkneifen, als er staatsmännisch vortrug: "Wir schießen die Elfmeter mittlerweile rein, das ist doch schon mal eine gute Basis fürs neue Jahr." Überbewerten wollte er den Sieg nicht. "Er war verdient, aber überragend gespielt haben wir nicht." Das empfand der Trainer Roger Schmidt ein bisschen positiver, als er das Spiel zum "sehr guten Abschluss der Hinrunde" stilisierte. "Wir können aber natürlich noch Einiges besser machen." Besonders für den Rechtsaußen Karim Bellarabi bedeutet 2017 eine neue Chance. Die Europameisterschaft in Frankreich hatte er versäumt und die Bundesliga-Saison war im zweiten Spiel nach zehn Sekunden für ihn zunächst zu Ende gewesen. Ein Muskelbündelriss zwang ihn zu einer viermonatigen Spielpause, von der er erst am Sonntag erlöst wurde. Bellarabi stand erstmals wieder in der Anfangself, verblasste aber hinter Calhanoglu als auffälligstem Spieler und zweimaligem Torschützen. Der gestand: "Es war erleichternd, den Elfmeter zu verwandeln. Sonst hätte es wieder Diskussionen gegeben." Die Leverkusener erfüllten ihre Aufgabe dominant, während ihre Fans schwiegen, weil man ihnen eine offenbar leicht entflammbare Choreographie verboten hatten. So verabschiedeten sie zu Beginn ihren Innenverteidiger Aleksandar Dragovic nur mit wohlwollender Contenance. Sie beobachteten, wie er nach sieben Minuten und einem Griff an den Oberschenkel durch Jonathan Tah ersetzt wurde.

Die Leverkusener Führung in der 12. Minute hatte mit dem frühen Wechsel nichts zu tun. Calhanoglu brachte einen Freistoß vors Tor, den Berlins Abwehrspieler Valentin Stocker zwar entschärfen wollte, bei diesem Versuch allerdings versehentlich seinen Kollegen Marvin Plattenhardt anschoss. Daraufhin lag der Ball kurz frei und wurde von Bayers aufgerücktem Innenverteidiger Ömer Toprak ins Netz gedroschen. 24 Minuten später eröffnete sich Calhanoglu die Elfmeter-Chance, weil Julian Brandt in den Berliner Strafraum eingedrungen war und seine Hereingabe dem Abwehrmann Plattenhardt an die Hand gesprungen war.

Roger Schmidt mokiert sich über Berliner "Laberei"

Er hatte wirklich Pech am Sonntag. Das 2:0 neun Minuten vor der Pause war aber noch keine Vorentscheidung, weil Stocker kurz vor der Pause auf 1:2 verkürzte. Torwart Bernd Leno hatte ihm einen Kopfball von John Anthony Brooks vor die Füße geboxt. Der für Verbalscharmützel anfällige Trainer Schmidt focht nach der Pause vor der Bank mal wieder seinen eigenen kleinen Kampf aus und beklagte gegenüber dem vierten Offiziellen lautstark "Laberei" auf der Hertha-Bank. Brenzlig wurde es dann allerdings nur auf dem Feld, wo Plattenhardt einen Kopfball von Javier Hernandez auf der Torlinie blockierte. Die Berliner hatten der Leverkusener Drangphase wenig entgegenzusetzen und profitiertendavon, dass Bayer seine Überlegenheit nicht früher in einen Treffer umwandelte. In der 73. Minute erhielt Herthas Vedad Ibisevic die ultimative Gelegenheit zum Ausgleich, scheiterte allein vorm Tor aber an Leno. Erst zwei Minuten vor dem Ende erklärte Calhanoglu seine Leverkusener mit dem 3:1 endgültig zu verdienten Siegern.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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