Bayer 04 siegt wieder spät:Leverkusen bestätigt seine Unverwundbarkeit

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Freut sich ein wenig: Granit Xhaka (links) feiert mit Jonathan Tah das Tor von Piero Hincapie (im Hintergrund) zum 3:2. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Erneut gelingt Bayer Leverkusen ein goldenes Tor in der Schlussphase, in Leipzig trifft Piero Hincapie in der Nachspielzeit zum 3:2. Der Sieg ist umso bemerkenswerter, da Leipzig zuvor sein vielleicht bestes Saisonspiel zeigt.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Bundesligaspitzenreiter Bayer 04 Leverkusen hat am Samstag eine neuerliche Bestätigung seiner Unverwundbarkeit geliefert. Trotz zweimaligem Rückstand bei RB Leipzig blieb die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso auch nach dem 18. Spieltag nicht nur ungeschlagen - sie besiegten die Sachsen mit 3:2. Wie schon in der Vorwoche in Augsburg erzielten die Leverkusener ihr Siegtor in der Nachspielzeit, diesmal durch einen Treffer von Innenverteidiger Piero Hincapie.

Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Bayern betrug am Samstagabend sieben Punkte. Das bedeutet, dass die Leverkusener die Gefahr abwenden konnten, zur Wochenmitte die Tabellenführung an den Verfolger aus München zu verlieren. Der FC Bayern empfängt am Sonntag den SV Werder Bremen und am Mittwoch den 1. FC Union Berlin zum Nachholspiel. Und das sind zwei Partien, bei denen Toto-Tipper unbedingt auf Heimsiege der Münchner setzen dürften.

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Der Sieg gegen die Leipziger war umso bedeutsamer, da RB in der ersten Halbzeit sein vielleicht bestes Spiel seit dem Supercup-Sieg beim FC Bayern bot. Die Leverkusener ließen zu Beginn der Partie erkennen, dass sie dominant spielen wollten - doch das entpuppte sich schon bald als klassische Luftspiegelung in der sächsischen Eiseskälte.

Nach schon fünf Minuten kam es im Strafraum zum ersten Tohuwabohu, und zwei Minuten später zeigte Leverkusens Innenverteidiger Jonathan Tah, dass er noch nicht im Spiel war. Ein, zwei Wackler reichten Leipzigs Mittelstürmer Benjamin Sesko, der sich im Vergleich zur Vorwoche deutlich verbessert zeigte, um Tah auf der linken Seite aus dem Spiel zu nehmen. Es folgte ein Pass auf Xaver Schlager und eine samtene Flanke auf Xavi, der ein Kunstwerk auf den Rasen zeichnete. Mit einem Lupfer und einer Drehung um die eigene Achse verwandelte er Florian Wirtz und Alejandro Grimaldo in Staffage - und schoss den Ball per Dropkick neben den rechten Posten zur Führung ins Tor.

Piero Hincapie drückt den Ball nach einem Eckball in der Nachspielzeit zum 3:2 über die Linie. (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Was folgte, waren Minuten klugen Drucks der Leipziger. Es war der Qualität ihres Spiels deutlich anzumerken, dass Dani Olmo zum ersten Mal seit 139 Tagen in der Startelf stand - und mit einigen Szenen ebenfalls an den Supercup-Sieg erinnerte. Die Leipziger blieben gefährlich: Sesko setzte eine Hereingabe von Olmo knapp neben das Tor, Lukas Hradecky parierte einen Gewaltschuss von Mohamed Simakan, Lois Openda forderte zwei Mal einen Elfmeter.

Leverkusen versuchte, mit Ruhe ins Spiel zu kommen, hatte mit der aggressiven und kompakten Defensive Leipzigs aber derart große Probleme, dass nur eine Torgelegenheit heraussprang, als Grimaldo aus zehn Meter mit links aufs Tor schoss und in Torwart Janis Blaswich seinen Meister fand (17.). Weitere Probleme ergaben sich daraus, dass Xabi Alonso eine weitere Verletzung zu beklagen hatte. Der rechte Schienenspieler Jeremie Frimpong musste nach einer Kollision mit David Raum ausgewechselt werden (31.) - und wurde durch Nathan Tella ersetzt.

Das Tor ist auch Ausdruck des Leverkusener Glaubens in die eigene Stärke

Nach der Pause verwandelte sich ein sehr gutes Bundesligaspiel in eine tollkühne, leidenschaftliche Partie. Keine anderthalb Minuten nach Wiederanpfiff glichen die Leverkusener aus, durch ein Tor, das ob seiner Bauart Erinnerungen an das Gegentor weckte, das die Leipziger in der Vorwoche gegen Eintracht Frankfurt kassiert hatten. Diesmal war es Grimaldo, der von links eine scharfe Hereingabe fabrizierte, Tella vollendete aus kurzer Distanz zum zwischenzeitlichen 1:1.

Nachdem Florian Wirtz an Blaswich scheiterte, ereignete sich etwas, das aufhorchen ließ. Bayer 04 kassierte erstmals in dieser Saison ein Kontertor. Im Anschluss an eine Ecke Leverkusens zeichneten Xavi Simons und Olmo mit präzisen Pässen einen Gegenstoß auf den Rasen, den kein technischer Zeichner präziser hätte zu Papier bringen können: Die Vollendung oblag Openda, der Hradecky keine Chance ließ (56.). Aber: Auch diese Freude währte nicht lange. Denn in der 63. Minute drückte Tah einen Eckstoß von Jonas Hofmann aus vier Metern per Kopf zum 2:2 ins Tor.

Wenig später wechselte Leipzigs Trainer Marco Rose durch: Er nahm Olmo, Sesko und Simakan vom Feld, später auch Xavi Simons. Die Leverkusener dominierten danach - und kamen zum Sieg: Durch den Ecuadorianer Hincapie, der am zweiten Pfosten eine Ecke von Grimaldo über die Linie drückte. Es war ein verdienter Sieg, der viel von dem Glauben erzählt, den die Leverkusener in ihre eigenen Fähigkeiten haben. "Wenn wir die Spiele so gewinnen, nehmen wir das natürlich gerne", sagte Hofmann über den erneut späten Siegtreffer. Was die Mannschaft auszeichne? "Die Mentalität, den Teamgeist, den Hunger, nie ein Spiel aufzugeben", sagte Tah.

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