Tabellenführer Bayer Leverkusen:"Also, wenn wir sogar solche Spiele gewinnen ..."

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Triumvirat des Erfolges: Florian Wirtz, Jonas Hofmann und Victor Boniface (von links). (Foto: Heiko Becker/Reuters)

Bayer 04 schenkt in Hoffenheim eine 2:0-Führung her, am Ende steht es dank Grimaldos Zauberfuß trotzdem 3:2. Trainer Xabi Alonso hat seine Mannschaft schon auf den ersten Rückschlag vorbereitet - doch der kommt einfach nicht.

Von Ulrich Hartmann

Nach einem aufregenden 3:2-Sieg bei der TSG Hoffenheim geriet die Heimfahrt von Bayer Leverkusens Fußballern am Samstagabend nicht ganz so unterhaltsam wie erhofft. Während der etwa 300 Kilometer mit dem Bus von Sinsheim nach Leverkusen lief im Bordfernsehen live ein Spitzenspiel, in dem die Bayern in Dortmund schon nach neun Minuten mit 2:0 führten und am Ende 4:0 gewannen. Das hätten sich die Leverkusener ein bisschen spannender gewünscht, der Blick aus dem Fenster auf die nächtliche Autobahn-Böschung war ja keine reizvolle Alternative.

Unmut kam freilich trotzdem keiner auf im Bayer-Bus, schließlich war den Leverkusenern bereits vor dem Antritt zur Heimfahrt klar gewesen, dass sie ihre Tabellenführung auf der Strecke zwischen dem Kraichgau und dem Rheinland nicht würden verlieren können. "Wir schauen das ganz tranquil", hatte der Trainer Xabi Alonso vor dem Einstieg in den Bus bezüglich des Abendspiels verkündet. Ganz entspannt also.

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Ruhe bewahren - das ist angesichts manch kritischer Spielphase auch einer der Erfolgsfaktoren dieser Tage bei Bayer Leverkusen. Im zehnten Ligaspiel zum achten Mal mit identischer Startelf aufgelaufen, schossen sie in Hoffenheim zur Halbzeit eine 2:0-Führung heraus, weil Florian Wirtz (1:0, 9.) im Zusammenspiel mit Victor Boniface brillierte und Alejandro Grimaldo (2:0, 45+1.) nach einer einstudierten Ecke von Jonas Hofmann mit einem Traumtor in den Winkel seinen linken Zauberfuß zelebrierte. Nun ticken diese Leverkusener allerdings wie routinierte Wanderer, die auch im idyllisch gefärbten Herbstwald jederzeit mit Astbruch rechnen.

"Es ist manchmal nicht so einfach, mit einem 2:0 aus der Kabine zu kommen", sagte Wirtz nach dem Spiel und klang mit diesem Satz bloß deshalb nicht albern, weil die Ereignisse seine These ja gestützt hatten. Hoffenheims Anton Stach mit einem 40-Meter-Schuss über den übermütigen Bayer-Keeper Lukas Hradecky hinweg (1:2, 56.), Wout Weghorst im Nachschuss nach Maximilian Beiers Pfostenkracher (2:2, 58.) und um ein Haar noch mal Weghorst per Kopf (nur fast das 3:2, 64.) hätten Leverkusens nicht so einfache 2:0-Pausenführung binnen acht Minuten tatsächlich beinahe gedreht. Doch statt des dritten Hoffenheimer Treffers gelang den Ruhe bewahrenden Leverkusenern kurz darauf das 3:2 durch Grimaldo, der in der 70. Minute seinen Treffer zum 2:0 noch einmal wiederholte (diesmal auf Boniface-Vorlage). Weil's doch gar so schön gewesen war.

Leverkusen ist die treffsicherste Mannschaft Europas

Der im Sommer ablösefrei von Benfica Lissabon gekommene, 28 Jahre alte Spanier ist neben Granit Xhaka, Jonas Hofmann und Victor Boniface der vierte schon so früh brillierende Zugang und bestätigt Bayers diesjährige Transfers als toptoptop. Alle vier gehören natürlich zu dieser stimmigen Stammelf. Mit seinen beiden Treffern in Sinsheim hat Grimaldo - halb Linksverteidiger, halb Flügelstürmer - nun bereits fünf Tore in zehn Bundesliga-Spielen erzielt und ebenso fünf in den jüngsten fünf Pflichtspielen. Der beim FC Barcelona ausgebildete Mann aus Valencia hat erheblichen Anteil daran, dass die Leverkusener bislang von ihren 15 Pflichtspielen 14 gewonnen haben und sich nur in München gegen die Bayern auf ein 2:2 einließen. Mit 54 Treffern in 15 Pflichtspielen haben sie tatsächlich zwei mehr als die Bayern und sind die treffsicherste Mannschaft der fünf europäischen Topligen.

Der Sieg in Hoffenheim bedeutete den zehnten Pflichtspielerfolg in Serie und damit einen Vereinsrekord seit dem Bundesliga-Aufstieg 1979. Die Serie steht auf dem Prüfstand am kommenden Donnerstag im Europa-League-Spiel bei Qarabag Agdam im aserbaidschanischen Baku, nächsten Sonntag gegen Union Berlin und eine Woche darauf in Bremen. Bayers Fußballer agieren allerdings äußerst besonnen und sind für einen Stolperer mental gewissermaßen präpariert, jedenfalls hat der Trainer Alonso schon vor zweieinhalb Wochen vorsichtshalber gesagt: "Wir sind vorbereitet auf ein schlechtes Ergebnis." Seit dieser Aussage hat Leverkusen fünf von fünf Spielen gewonnen.

Das gibt dem Torwart Hradecky zu denken. Also positiv. Nach der um ein Haar hergeschenkten 2:0-Führung in Hoffenheim mit Happy End sagte er bedeutungsschwanger: "Also, wenn wir sogar solche Spiele gewinnen ..." - er verzichtete allerdings auf die Beendigung des Satzes, weshalb man daraus die 64 000-Euro Frage für ein TV-Quiz machen kann: Wenn Bayer Leverkusen sogar solche Spiele gewinnt, dann a) werden sie trotzdem wieder nur Zweiter, b) werden sie tatsächlich erstmals deutscher Meister, c) holen sie gar das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Europa League oder d) setzen sie zu einer jahrelangen Dominanz an und verweisen den FC Bayern in den Schatten. Knifflige Frage! Achtung, wer falschliegt, fällt auf 500 Euro zurück!

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