4:1 gegen Hertha BSC:Ein Hochgeschwindigkeits-Duo lässt Leverkusen jubeln

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Leverkusens Torschütze Amine Adli (links) jubelt nach seinem Treffer zum 4:1 - Herthas Verteidiger Marvin Plattenhardt winkt enttäuscht ab. (Foto: Marius Becker/dpa)

Bayer gewinnt deutlich gegen Berlin, weil auf der rechten Seite ein Duett mal wieder brüderlich zusammenwirkt - für Hertha bleibt die Lage brenzlig.

Von Philipp Selldorf

Die letzten Minuten liefen im Punktspiel gegen Hertha BSC, und die Profis von Bayer 04 Leverkusen fühlten sich offenbar an einen Ort versetzt, der ein paar Meter entfernt in der Nachbarschaft liegt - auf den Trainingsplatz unter dem Autobahnkreuz. Sie ließen den Ball über den Rasen gleiten, als ob sie ganz unter sich wären, mit Leichtigkeit und guter Laune, und die Berliner mussten sich vorkommen wie ein Sparringspartner, dessen Aufgabe bloß in der Anwesenheit besteht. Als Patrick Ittrich den Schlusspfiff setzte, endete für die Mannschaft aus der Hauptstadt ein frustrierender Wettkampf: Mit der 1:4-Niederlage waren sie sogar relativ günstig davongekommen. "Kein gutes Spiel von uns", bekannte Verteidiger Marvin Plattenhardt.

Umso besser hingegen der Auftritt von Bayer 04. Zweimal hatte man zuletzt zuhause verloren, jeweils 2:3 gegen Mainz und Monaco, und die Partie gegen den Abstiegskandidaten war nun wie geschaffen für eine weitere Enttäuschung. Traditionell tun sich die Leverkusener ja mit Mannschaften schwer, die sich für ihren Klassenverbleib einzusetzen wissen. Aber diesmal erfüllten sich die Voraussetzungen in beiderlei Hinsicht nicht: Während Hertha die Intensität eines Teams vermissen ließ, das gegen den Abstieg kämpft, machte Bayer planmäßig Gebrauch von seinen überlegenen Mitteln.

Der Tempovorteil, den das wieder mal brüderlich zusammenwirkende Duett Jeremy Frimpong und Moussa Diaby auf der rechten Seite bietet, bescherte den Hausherren zeitig einen beruhigenden Vorsprung. Bei Sardar Azmouns 1:0 (11. Minute) leisteten Diaby und Frimpong die Vorarbeit, beim 2:0 besorgte Frimpong selbst den Treffer, während Diaby die Vorlage lieferte (21.). Die Tore waren sich so ähnlich, als ob sie enge Verwandte wären. Obendrein waren sie Ausdruck einer runden Leistung. Als der Bayer-Chefordner Robert Andrich aufzählte, womit er zufrieden war, wurde es eine lange Liste: Räume besser besetzt, Kontrolle gehabt, Ballbesitz genutzt, Chancen rausgespielt.

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"Wir haben vermissen lassen, was wir zuletzt gezeigt haben", klagte Hertha-Trainer Sandro Schwarz über die folgenschweren Stellungs- und Abstimmungsfehler seiner Elf. Beschönigt hat er nichts, doch eine chronische Auswärtsschwäche wies der Coach zurück: Zwischen dem 1:4 in Dortmund vor zwei Wochen und dem 1:4 in Leverkusen hätten Welten gelegen - "identische Ergebnisse, aber komplett unterschiedliche Leistungen". Bayer-Trainer Xabi Alonso war bezeichnenderweise misstrauisch gegenüber den Komplimenten für den souveränen Auftritt seiner Elf: "Es ist nicht immer möglich, so zu spielen, es gibt immer einen Gegner." Diesmal eher nicht so sehr.

Dass Hertha beim Stand von 0:3 - Diaby hatte nachgelegt (60.) - der Ehrentreffer glückte, war lediglich dem ungeschickten Einsteigen des eingewechselten Fosu-Mensa gegen Plattenhardt zu verdanken. Durch den fälligen Elfmeter kamen die Berliner wenigstens einmal in den Strafraum - Dodi Lukebakio verwandelte (67.). Amine Adli stellte aber bald den alten Abstand wieder her (73).

Dass Florian Wirtz der Leverkusener Besetzungsliste angehörte, drückte sich ausnahmsweise nicht auf der Anzeigetafel aus, bedeutete aber keineswegs, dass es an seinem Einfluss gefehlt hätte. Diabys 3:0 legte er mit einem Steilpass aus der Drehung vor, der für andere Fußballer eine nicht zu meisternde Herausforderung darstellen würde, für ihn aber ein Stück Alltagsarbeit darstellt. Eine Viertelstunde vor Schluss nahm ihn Alonso vom Platz, um den Regisseur für die nächste Partie zu schonen. Am Donnerstag steht gegen Ferencvaros Budapest das Achtelfinale der Europa League an. Bayer ist der klare Favorit, aber so viel weiß Alonso schon über den Klub, dem er seit Herbst zuarbeitet: Nach so einer Generalprobe ist Vorsicht geboten.

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