Bayer Leverkusen in der Bundesliga:Bloß nicht an die Bayern denken!

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Florian Wirtz war auch in Darmstadt einer der spielfreudigsten und besten Leverkusener. (Foto: Kirill Kudryavtsev/AFP)

Beim 2:0 in Darmstadt spielt Leverkusen souverän wie ein Spitzenteam und freut sich über zwei Tore eines kleinen Engländers - vor dem Topduell mit dem Rekordmeister wartet aber noch eine andere Aufgabe.

Von Christoph Ruf

Wenn es nach Torsten Lieberknecht geht, wird am 18. Mai ein Klub zum Meister gekürt, dem diese Ehre in seiner Geschichte noch nicht vergönnt war. "Mir fällt es schwer zu hadern", sagte Darmstadts Trainer nach dem 0:2 durch zwei Tore von Nathan Tella: "Wir haben gegen den neuen deutschen Meister verloren. Ich wünsche es ihnen so sehr."

Tatsächlich hatte Lieberknecht keinen Grund, seine Mannschaft in den Senkel zu stellen. Schließlich verteidigte der Aufsteiger meist so konsequent, wie man das in den vergangenen Spielen schon oft beobachten konnte: Es dauerte vor allem im ersten Durchgang meist nur wenige Zehntelsekunden, bis der ballführende Leverkusener den Atem seines Darmstädter Gegenspielers im Nacken spürte.

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Der Favorit aus Leverkusen konnte also nur One-touch-Fußball spielen - und das kann er bekanntlich so gut wie kein anderes Team in der Liga. Genau deshalb wurde die erste und einzige Nachlässigkeit des Darmstädter Verteidigungseifers dann auch sofort bestraft. Der mal wieder beeindruckende Florian Wirtz konnte in dieser Szene unbehelligt auf Alejandro Grimaldo passen, der wiederum hoch in den Strafraum spielte, wo Tella in seinem ersten Startelfeinsatz hochstieg und den Rest erledigte. Dass der Engländer nur 1,73 Meter misst und in nicht ganz perfekter Kopfballtechnik zu Werke ging, dürfte die Darmstädter Abwehrkünste in dieser Szene verdeutlichen (33.).

Auch offensiv standen Aufwand und Ertrag erneut in einem unguten Verhältnis bei den Lilien. Oscar Vilhelmsson, Emir Karic (39.) und zweimal Luca Pfeiffer (24./45.+1.) trafen das Tor nicht. Last-minute-Zugang Sebastian Polter musste sich derweil zunächst auf der Bank gedulden. Als der sehr blonde ehemalige Schalker dann eingewechselt wurde (66.), war die Partie längst entschieden. Gar nicht mal so sehr wegen des zwischenzeitlichen zweiten Leverkusener Treffers durch einen Tella-Gewaltschuss aus spitzem Winkel (52.), sondern wegen des deutlichen individuellen Qualitätsunterschieds zwischen dem Letzten und dem Ersten, der am Ende erstaunliche 68 Prozent Ballbesitz hatte.

98-Keeper Marcel Schuhen war noch nicht mal ohne Unterlass Panikattacken ausgesetzt, der Gast reihte mitnichten eine Torgelegenheit an die andere. Die größte Leverkusener Chance in der letzten halben Stunde ermöglichte Schuhen selbst mit einem schlimmen Fehlpass in den Fuß von Hlozek. Der wiederum bediente Wirtz, der nur die Unterkante der Latte traf (78.).

Florian Wirtz glänzt auch beim Leverkusener Sieg in Darmstadt

Eine Viertelstunde später war Schluss, und die ausverkaufte Gästekurve des Liga-Ersten feierte einen völlig ungefährdeten Sieg. "Wir haben das einmal mehr gut gemacht und haben die Chancen, die wir hatten, super ausgespielt", bilanzierte Granit Xhaka so gelassen und routiniert wie er zuvor gespielt hatte. Und, ja, er habe sich schon Mühe gegeben, gegen Darmstadt nicht die fünfte gelbe Karte zu kassieren, die ihn für das kommende, nicht ganz unwichtige Ligaspiel zum Zuschauen verdammt hätte. Doch an besagtes Spiel, versicherte Xhaka mit treuherzigem Blick, denke im Team heute noch keiner. Schließlich wolle man zuvor am kommenden Dienstag im Pokal-Viertelfinale gegen den VfB Stuttgart gewinnen und "unbedingt eine Runde weiterkommen."

Zum gerade beendeten Spiel gab es zu diesem Zeitpunkt schon kaum noch etwas zu sagen. Warum auch? Leverkusen hatte schlicht und einfach so gespielt, wie man spielen muss, wenn man ein Fernduell gegen einen Verein austrägt, der jahrzehntelang das Monopol für Siege in glanzloser Effizienz innehatte. Apropos: Am kommenden Samstag empfängt Bayer 04 den FC Bayern zu einem Spiel, das im Leverkusener Lager am Samstag niemand zu einem vorgezogenen Meisterschaft-Endspiel hochjazzen wollte.

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